Meta verbietet heikle Gesprächsthemen – für ein besseres Betriebsklima

Keine Meinungsfreiheit im Büro: Weil es bei den Themen Abtreibung, Impfen und Waffen zu Streit kommen kann, dürfen sie bei Meta nicht mehr angesprochen werden.

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(Bild: mundissima/Shutterstock.com)

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Gesprächsthemenverbot bei Meta: Abtreibungen, Waffenkontrolle und Impfwirkungen sind als Themen für die Mitarbeiter tabu. Das besagt eine neue Mitarbeiter-Richtlinie, die von der Personalchefin Lori Goler ausgesandt wurde, über die zunächst das US-Magazin Fortune berichtet hat.

Dass diese Anweisung stimmt und welchen Sinn sie haben soll, bestätigt denn auch eine Sprecherin dem Blog TechCrunch. Kontroverse Themen könnten zu Streit führen und Energie sowie Arbeitszeit der Mitarbeiter absorbieren. Beides müsse jedoch komplett in die Arbeit fließen. In einem Mitarbeiter-Forum soll stehen: "Wie Mark kürzlich erwähnte, müssen wir eine Reihe kultureller Veränderungen vornehmen, die uns helfen, unsere Prioritäten zu erfüllen." Mit Mark ist freilich Mark Zuckerberg, Chef von Meta gemeint. Deshalb sei nicht mehr jede Meinungsäußerung zulässig und weiter heißt es, das würde der langfristigen Gesundheit der Gemeinschaft dienen.

Man wolle sich zudem nur noch öffentlich zu Themen äußern, die für das Geschäft Metas und damit für die Erbringung der Dienstleistungen von zentraler Bedeutung sind. Meta befindet sich derzeit in einer etwas angespannten Lage. 11.000 Mitarbeiter sind erst kürzlich entlassen worden, es gibt einen harten Sparkurs. An der Börse ging es bergab. Mark Zuckerberg setzt alles, auch finanziell, auf das Metaverse, das aber noch nicht ausreichend Geld abwirft.

Es ist nicht das erste Mal, dass Meta ein solches Verbot erlässt. Nach der Entscheidung "Roe vs. Wade" zum Abtreibungsrecht in den USA hat das Unternehmen den Mitarbeitern auch schon untersagt, darüber zu sprechen. Es sei zu aufwühlend, hieß es damals. Hinzu kam eine Art gewollter und teilweise missglückter Schutzfunktion: Kommunikation über Schwangerschaftsabrüche hätte intern und öffentlich auf den verschiedenen Plattformen zu Schwierigkeiten für Betroffene führen können. Dass wollte man verhindern, gestand im Nachhinein etwas übermütig gelöscht und blockiert zu haben.

Eine Meta-Sprecherin sagte TechCrunch: "Wir schätzen Ausdruck, offene Diskussionen und eine Unternehmenskultur, die auf Respekt und Inklusivität beruht." Auch sie bestätigt, dass man solch aufwühlende Themen unterdrücken wolle, damit die Menschen sich voll auf ihre Arbeit konzentrieren können. Deshalb gelte die Regelung auch nur während der Arbeitszeit.

Mark Zuckerberg wird seit Jahren nicht müde, zu betonen, wie wichtig ihm eine sehr weitreichende Meinungsfreiheit ist. Anscheinend nur außerhalb seiner Büros, aber dann umso mehr. Ob man eine Grenze ziehen müsse, etwa bei Mobbing oder Propaganda? Nein, im Zweifel sei die Meinungsfreiheit immer wichtiger.

(emw)