Akkuwechsel beim iPhone: Günstige Fremdakkus unerwünscht

Trotz fetter Preiserhöhung für den Akkuwechsel sollen Nutzer nicht zum günstigen Reparaturbetrieb wechseln. Apple will selbst verdienen – so lange es noch geht.

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Aufgeklapptes MacBook

(Bild: iFixIt)

Lesezeit: 4 Min.
Von
  • Dusan Zivadinovic
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Für die meisten iPhone-Nutzer dürfte der Akkuwechsel ein Reizthema sein, für Apple offenbar auch: Die zum 1. März anstehende saftige Preiserhöhung hatte der Konzern nur verschämt als Randnotiz auf einer Serviceseite angekündigt. Damit wird der Akkuwechsel zum kostspieligen Reparaturfall, denn Apples Originalakkus sind meist deutlich teurer als Ersatzakkus von Fremdherstellern. Doch die preiswerten Alternativen haben ihre Tücken.

Unterm Strich muss man bei Apple für den Akkutausch ab März 80 bis 120 Euro veranschlagen; für den Postweg berechnet Apple zusätzlich 12 Euro. Für rund 120 Euro bekommt man aktuell allerdings schon ein brauchbares neues Android-Smartphone mitsamt neuem Akku ähnlicher Kapazität, darunter etwa das Samsung Galaxy A04 mit 32 GByte Speicher oder ein Motorola E40 mit 64 GByte Speicher. Der Umstieg dürfte aber für die wenigsten iPhone-Nutzer in Frage kommen. Ein technischer Grund für den teuren Akkuersatz ist nicht ersichtlich: Android- und Apple-Smartphones setzen auf dieselbe Li-Ion-Technologie.

Wie die allermeisten anderen Smartphones bezieht auch das iPhone seinen Strom aus einem Lithium-Ionen-Akku (im Bild rechts unten). Apple verlangt ab März je nach Modell bis zu 120 Euro für den Austausch dieses Verschleißteils.

Der Zeitpunkt der Preiserhöhung wirkt ungeschickt bis befremdlich, denn erst Mitte Dezember legte die EU fest, dass Akkus für Elektroautos, Laptops, Smartphones und andere Geräte künftig leicht und "durch Endnutzer" wechselbar sein müssen. Auch dürfen zur Demontage keine "speziellen Werkzeuge, Wärmeenergie oder Lösungsmittel verwendet werden".

So heißt es im Entwurf der EU-Kommission für eine Batterieverordnung in Artikel 11: Eingebaute Batterien müssen vom Endnutzer oder von unabhängigen Betreibern während der Lebensdauer des Geräts leicht entnehmbar und austauschbar sein. Und genauer führt die Brüsseler Kommission aus, dass eine Batterie leicht austauschbar ist, wenn sie nach ihrer Entnahme aus einem Gerät durch eine ähnliche ersetzt werden kann, ohne die Funktion oder die Leistung des Geräts zu beeinträchtigen.

Da die Verordnung eine Übergangsfrist von dreieinhalb Jahren gewährt, erscheint Apples Preiserhöhung wie der Versuch, bis zum Ende der Duldung noch möglichst viel aus diesem Ersatzteilgeschäft herauszuschlagen.

iPhone-Akkutausch wird teurer
iPhone Reparatur

(Bild: Apple)

Ab März 2023 verlangt Apple 24 Euro mehr für den Akkuwechsel bei iPhones bis einschließlich Modell 13. So erhöhen sich die Servicekosten für Geräte ohne Home-Button – iPhone X, XR, XS, 11, 12 und 13 – von 75 Euro auf 99 Euro. Bei Modellen mit Home-Button, etwa iPhone SE, 6s oder 7 werden dann bei Apple und Vertragswerkstätten für den Einbau einer neuen Originalbatterie nicht wie zuvor 55 Euro fällig, sondern 79 Euro. Für die Geräte der aktuellen 14er-Reihe bleibt es bei den ohnehin teuren 119 Euro.

Hintgergrund ist mitnichten eine Wechselkurs-Anpassung, denn auch in anderen Ländern erhöht sich der Preis für einen neuen iPhone-Akku, in den USA schlägt Apple beispielsweise 20 US-Dollar drauf. Freie Werkstätten bieten den iPhone-Akkutausch oft billiger an, allerdings kommen dort nicht zwingend Originalakkus zum Einsatz

Alternativen gibt es zwar, aber sie sind nicht folgenlos: Bei freien Werkstätten ist zu beachten, dass Apple ein iPhone von jeglicher weiterer Reparatur ausschließt, wenn der neue Akku nicht aus Apples Lieferkette, sondern vom freien Markt stammt.

Für iPhones der Reihen 12 und 13 bietet Apple passende Ersatzteilsets ab 50 Euro an, aber die Reparatur auf eigene Faust erfordert Feingefühl und ist auch wegen unerwarteter Hürden wie elektronischer und telefonischer Autorisierung sehr aufwendig.

Noch weniger dürfte für viele Nutzer ein Wechsel auf ein anderes Smartphonebetriebssystem in Frage kommen, weil sich der Vorgang je nach Umfang der gespeicherten Daten Tage hinziehen kann und viel Erfahrung erfordert, beispielsweise für den Umzug von eSIMs, Banking-Apps und Apple-Pay-Kreditkarten.

So könnten sich am Ende viele Nutzer gezwungen sehen, ihren verschlissenen iPhone-Akku von Apple oder einer Vertragswerkstatt tauschen zu lassen, obwohl es preiswertere Alternativen gibt.

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Zur Unzufriedenheit trägt Apple auch mit seinem halbherzigen Akkumanagement bei. Wer die Lebensdauer verlängern möchte, kann bestenfalls eine pseudo-intelligente Aufladung mit abgeflachter Ladekurve verwenden. Dann wird der Akku nachts langsam bis 80 Prozent und in den Morgenstunden schnell noch auf 100 Prozent geladen, bevor es der Nutzer üblicherweise wieder in die Hand nimmt. Diese Zwei-Schritt-Methode soll den Akku schonen. Die Rechnung geht aber nur dann auf, wenn man jeden Tag konstant um die gleiche Zeit beginnt.

Apples iPhones können ihren Akku zwar schonend aufladen, aber anders als bei manchen Android-Geräten und Elektroautos lässt sich keine feste Obergrenze zu Verlängerung der Lebensdauer einstellen.

Elektroautos und viele Notebooks, die wie Smartphones Li-Ionen-Akkus nutzen, kann man hingegen seit Jahren auf eine Obergrenze festnageln. Das schont den Akku nachhaltiger, weil es die Aufladung oberhalb von zum Beispiel 80 Prozent grundsätzlich verhindert. Manche Android-Smartphones können das inzwischen auch, darunter das Samsung Galaxy A51 und A52.

iPhone-User, die dieselbe Funktion wollen, sind auf zusätzliche Hardware angewiesen. Das Start-up Chargie hat einen Stecker entwickelt, den man per USB zwischen Netzteil und Smartphone einkoppelt. Eine gleichnamige Smartphone-App überwacht den Ladevorgang und steuert den USB-Stecker. Wer will, kann so automatisch unterbinden, dass der Akku jemals über 80 Prozent geladen wird. Der Stecker kostet jedoch 35 Euro, was Zweifel weckt, ob er sich überhaupt rentiert, denn auch schonend geladene Li-Ionen Akkus altern.

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(dz)