Sie haben Post: "Xoogler" berichten über Kündigungen bei Google

Per Mail gekündigt – so geht es aktuell tausenden Google-(Ex-)Mitarbeitern. Sie berichten als Xoogler über die Rauswurf-Modalitäten.

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(Bild: Bubble_Tea Stock/Shutterstock.com)

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Wer rechtzeitig seine Mails gecheckt hat, wusste immerhin Bescheid, bevor er ins Büro gehen wollte. Doch vielen Google-Mitarbeitern ging es anders: Sie versuchten zur Arbeit zu gehen, kamen aber nicht mehr in die Gebäude. Bei manchen sollen auch die Arbeitsgeräte einfach von der Ferne gesperrt worden sein. Man möchte meinen, Google hat in weiser Voraussicht schon vor Jahren den Claim "Don't be evil" gestrichen. Denn diese Form der Kündigungen ist auch für Jobs in den USA, in denen es zumindest in Teilen weniger Arbeitnehmerschutz gibt, noch hart.

Bei Twitter finden sich unter der Bezeichnung "Xoogler" Berichte von Betroffenen. Sie lesen sich zum Teil wirklich brutal. "Heute endet meine 15+ Jahre lange Reise mit Google auf eine unerwartete Art. Als ich mit noch müden Augen und im Halbschlaf auf mein Telefon schaute und dort eine Benachrichtigung stand, dass mein Mitarbeiterzugang ausgelaufen sei – neben einer Meldung der NYT (New York Times, Anm.), in der die Entlassungen angekündigt werden." Elizabeth Hart hat den längeren Post verfasst und schreibt auch: "All meine Emotionen" gepaart mit einigen Emojis.

Die rund 12.000 entlassenen Mitarbeiter von Google bekommen in der Regel Abfindungen. Berichten zufolge sollen diese bei 40 Wochen Gehalt und teilweise noch weiteren Bonuswochen liegen. In anderen Branchen kann das deutlich schlechter ausfallen. Zu bedenken ist allerdings, dass die gesamte Tech-Branche gerade Stellen abbaut und es entsprechend schwierig sein dürfte, auf Anhieb einen neuen Job zu finden. Nicht nur nach mehr als 15 Jahren haben sich Lebensstandard und Gehalt angepasst. Für jene, die in den teuren Regionen in Kalifornien, wie etwa Mountain View, dem Hauptsitz Googles, oder in den Großstädten der USA leben, dürfte das ohne neuen gleichwertigen Job schnell schwierig werden.

Google beziehungsweise Alphabet-CEO Sundar Pichai hatte in einer Mitteilung geschrieben, dass 6 Prozent der Belegschaft gehen werden müssen. Dabei klang durch, dass Bereiche außerhalb des Kerngeschäfts stärker betroffen sein würden. Nun stellt sich die Frage, was Googles Kerngeschäft inzwischen ist: Suchmaschine, Werbung, Browser oder Investitionen in die Zukunft und in Künstliche Intelligenz.

Und ähnlich unklar scheinen denn auch die Kündigungen verschiedenste Bereiche getroffen zu haben – manche komplett. Nicht zuletzt dadurch hat es viele langjährige Mitarbeiter eiskalt erwischt. Fehlende Erklärungen sorgen genauso für Unmut wie fehlende Gespräche mit den Betroffenen. Aber selbst Personalabteilungen sollen vorab keine Kenntnisse gehabt haben – oder selbst betroffen sein.

Bei Linkedin berichtet ein ehemaliger Chip-Entwickler, dass nahezu das gesamte Team rausgeworfen worden sei. Sie hätten an den Titan-Security-Prozessoren gearbeitet. Er sei stolz auf die Arbeit des Teams, schreibt Paul Scheidt: "Am wichtigsten ist, dass wir das Google-Ökosystem für alle Kunden sicherer gemacht haben."

(Bild: Screenshot LinkedIn)

Der Begriff Xoogler ist kein neuer, alle Ex-Google-Mitarbeiter werden so bezeichnet. Über die Kommunikationsplattform Slack versammeln sich Xoogler, um einander beizustehen, aber auch auszutauschen und Hilfe zu bieten. Xoogler.co richtet sich ebenfalls an die Betroffenen. Dort können Jobgesuche geteilt werden, in der Beschreibung steht aber auch: "Viele der heute erfolgreichen Start-ups wurden von Xooglern gegründet – etwa Instagram, Pinterest und Quip. Nutzt unsere Angellist (eine Art Startup- und Jobsuche)."

(emw)