Vodafone macht etwas weniger Umsatz, verliert in Deutschland Kunden

In den großen EU-Ländern geht Vodafones Umsatz zurück. Das können andere Töchter nicht wettmachen.

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Ein Verteilerkasten mit Vodafone-Werbung, dahinter die Binnenalster

Ein Vodafone-Verteiler an der Binnenalster in Hamburg

(Bild: Daniel AJ Sokolov)

Lesezeit: 5 Min.

Vodafone meldet Umsatzrückgänge. Was das für den Gewinn bedeutet, verrät der Telecom-Konzern in seinem Bericht über die drei Monate bis Ende Dezember (drittes Quartal des Finanzjahres 2023) nicht. Mit seinen Dienstleistungen hat Vodafone in den drei Monaten 9,5 Milliarden Euro umgesetzt, ein Rückgang von 1,3 Prozent im Vergleich zum Vorjahresquartal.

Andere Einnahmen sind um vier Prozent auf 2,1 Milliarden Euro gewachsen, womit in Summe in Rückgang von vier Promille auf 11,6 Milliarden Euro steht. Zu den anderen Umsätzen gehören Einnahmen aus Zinsen, dem Verkauf von Endgeräten und Zubehör, Gebühren bei Vertragseröffnung sowie Mieten, speziell der Vermietung von Mobilfunk-Sendestationen durch die Tochterfirma Vantage Towers.

Für Deutschland meldet Vodafone Germany 3,3 Milliarden Euro Umsatz, ein Rückgang um 1,8 Prozent. Dabei sind die Festnetzeinnahmen etwas stärker (-2%) gefallen als die Mobilfunkeinnahmen (-1,7%). Im Festnetz haben Preiserhöhungen dazu geführt, dass sich 25.000 Kabel- und 14.000 DSL-Kunden einen anderen Provider gesucht haben (netto, also nach Abzug neu gewonnener Kunden). Außerdem haben netto 112.000 deutsche Haushalte ihr TV-Abo bei Vodafone gekündigt. Die Hälfte der verbliebenen Vodafone-Breitband-Kunden zahlt inzwischen für mindesten 250 MBit/s Download-Bandbreite, teilt die Firma mit.

Im Mobilfunkmarkt hat Vodafone zwei Großverträge mit Behörden verloren. Gleichzeitig verschiebt sich das Vertriebsmodell hin zu Vertriebspartnern, die bezahlt werden wollen, und virtuellen Netzbetreibern (MVNO), die weniger einbringen und höhere Kündigungsraten haben. In Summe ist Vodafones Kündigungsrate um einen Prozentpunkt auf 13,3 Prozent aller Mobilfunkkunden gestiegen. Bei den verbliebenen Direktkunden setzt Vodafone auf Preiserhöhungen.

Höher ausgefallen sind laut Finanzbericht die Umsatzrückgänge in Italien (-3,3%) und Spanien (-8,7%), während Vodafone UK ein Plus von 5,3 Prozent meldet. Die übrigen europäischen Vodafone-Märkte (Albanien, Griechenland, Irland, Portugal, Rumänien, die Tschechische Republik und Ungarn) melden mit Ausnahme Rumäniens allesamt Umsatzzuwächse, zusammengenommen plus 2,1 Prozent.

Das ungarische Mobil- und Kabel-Netz gehört seit Mittwoch allerdings nicht mehr zum Konzern. Vodafone Ungarn wurde verkauft und (teil)verstaatlicht. Hintergrund ist eine deutliche Steuererhöhung in dem Land. Nur die ungarische VOIS-Zweigstelle (VOdafone Intelligent Services) verbleibt im Konzern.

Umgekehrt hat Vodafone seinen Anteil am afrikanischen Konzern Vodacom Mitte Dezember von 60,5 Prozent auf 65,1 Prozent aufgestockt. Das erfolgte durch die Übertragung von Vodafone Egypt an Vodacom, wofür Vodafone einerseits Vodacom-Aktien, andererseits 577 Millionen Euro lukrieren konnte. Ab dem im April beginnenden Finanzjahr 2024 wird die ägyptische Tochter auch buchhalterisch von Vodacom konsolidiert. Vodacom konnte seinen Umsatz übrigens um 3,5 Prozent steigern.

Vodafone Ghana ist die einzig verbliebene direkte Tochterfirma in Afrika. Vodafone rechnet ihre Umsätze mit Ägypten und der Türkei zusammen und berichtet dafür einen Umsatzsprung von nicht weniger als 34,1 Prozent. Das liegt allerdings an der enormen Inflation in der Türkei, Ausfluss der unkonventionellen Zinspolitik Präsident Recep Tayyip Erdoğans.

Vantage Tower ist ein börsennotiertes Unternehmen, das Vorrichtungen für Mobilfunk-Sendeanlagen betreibt und an Netzbetreiber vermietet. Vodafone ist Mehrheitseigentümer und hat letztes Jahr gemeinsam mit den Finanzinvestoren Global Infrastructure Partners (GIP) und Kohlberg Kravis Roberts & Co (KKR) ein Übernahmeangebot für alle Aktien gelegt. Ein Teil der übrigen Aktionäre hat das Angebot angenommen, sodass das Joint Venture der drei Unternehmen 89,3 Prozent der Vantage-Aktien halten wird. Das Joint Venture heißt Oak Holdings GmbH.

Allerdings hat sich kürzlich der Milliardär Paul Singer durch seinen Fonds Elliott Investment Management 5,61 Prozent der Aktien gesichert. Das bringt Unruhe, ist Elliott doch ein berüchtigter "Aktivist", der versucht, das Management zu für ihn profitableren Veränderungen zu bewegen. Was Elliott konkret begehrt, ist noch nicht öffentlich bekannt.

Vodafone meldet, dass der Umsatz bei Vantage Towers auf 329 Millionen Euro (+5,4%) gestiegen ist. Vantage selbst hat einen um lediglich an Dritte durchgereichte Beträge bereinigten Umsatz von 264 Millionen Euro berichtet (+4,8%), wovon 129 Millionen Euro aus Deutschland kommen. Zu beachten ist, dass Vodafone selbst der größte Kunde Vantage Towers ist. Mit anderen Netzbetreibern hat Vantage Towers europaweit lediglich 44,5 Millionen Euro umgesetzt (+3,2%), dazu weitere 6,5 Millionen Euro (+141%) mit einem spanischen Konsortium, bestehend aus Vodafone und Orange.

(ds)