Twitter macht API-Zugang kostenpflichtig – mit einer Woche Vorlaufzeit

Twitter gibt es künftig nur noch bei Twitter – es sei denn, man zahlt dafür, Tweets automatisiert einzubinden, zu analysieren oder Inhalte auszuspielen.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 83 Kommentare lesen
Portland,,Or,,Usa,-,Feb,5,,2022:,Notification,Showing,A

(Bild: Tada Images/Shutterstock.com)

Lesezeit: 3 Min.

Nachdem bereits die ersten Drittanbieterzugänge dran waren, wird Twitter jetzt nahezu komplett abgedichtet beziehungsweise die Nutzung außerhalb des Dienstes kostenpflichtig. Wer das API v2 und v1.1. ab dem 9. Februar weiter nutzen möchte, muss dafür Geld bezahlen. Das ist eine Woche Vorlauf. Das ist besser für Entwickler und Entscheider als zunächst nicht zu wissen, warum der eigene Dienst gesperrt ist – so wie es vielen Drittanbietern vor kurzem ging. Dennoch ist eine Woche ambitioniert, um gegebenenfalls Auswege zu finden. Oder sich zu überlegen, was einem Twitter wert ist. Preise sind nämlich noch nicht bekannt.

Der Twitter-Dev-Account informiert über die Umstellung. In den Tweets heißt es auch, ein Abonnement sei ab der Umstellung verfügbar. Weder im Thread noch auf den Dokumentations-Seiten für Entwickler ist irgendwas zu den Kosten zu finden. Ganz im Gegenteil heißt es auf der offiziellen Seite zum API noch, dass dieses kostenlos sei. Dafür steht in der Ankündigung auch, Twitters Daten seien das "mächtigste Datenset der Welt", das man auch weiterhin zur Verfügung stellen wolle. "Wir melden uns wieder mit mehr Informationen zu dem, was nächste Woche auf euch zukommt."

Betroffen von der Sperre sind also alle Dienste, die via API Zugang zu Twitter nutzen. Dazu gehören beispielsweise Analysedienste, die Tweets auf trendige Themen, abseits der Twitter-Trends, durchsuchen. Social-Media-Tools, die von Redaktionen, Unternehmen und Influencern genutzt werden, kommunizieren in der Regel via API mit Twitter. Automatisiertes Ausspielen von Nachrichten ist entsprechend bald nicht mehr kostenlos möglich. Auch das Angebot "Login with Twitter", mit dem man sich bei anderen Diensten mit den Twitter-Zugangsdaten anmelden kann, funktioniert über das API. Twitter-Bots, Thread-Reader, diese Dienste sind ebenfalls betroffen. Ebenso können Maker-Projekte das API nutzen. Es gibt beispielsweise twitternde Pflanzen.

Auch Embetty von heise online für eine Unterbindung des Informationsaustauschs zwischen Leser und Twitter aus Datenschutzgründen funktioniert nur mit API-Zugang. Einzelne Tweets auf einer anderen Seite einbinden oder teilen, geht zwar auch weiterhin – das muss dann aber eben händisch passieren. Wahrscheinlich ist das bald ungefähr der einzige verbliebene Umgang mit Tweets außerhalb Twitters, der weiterhin ohne Abonnement möglich ist. Welche Auswirkungen die Änderung insgesamt haben wird, ist noch unklar.

Erst vor Kurzem hatte Twitter an den API-Zugängen für Drittanbieter geschraubt. Erst war unklar, warum manche Dienste keinen Zugang mehr hatten. Der Verdacht lag schnell nahe, dass es Absicht des Twitter-Teams war, die Bestätigung folgte. Seit der Übernahme durch Elon Musk ist Twitter verstärkt in eine finanzielle Schieflage geraten. Werbekunden sind zum Teil abgesprungen, die Zukunft ist ungewiss. Musk und der Dienst müssen dringend mehr Quellen zur Monetarisierung finden: Der blaue Haken für die Verifizierung von Konten ist die eine, Zugang zum API nun offensichtlich eine weitere.

(emw)