Kernfusion: Großbritannien geht erste Schritte hin zu "unbegrenzter Energie"

Nachdem ein Standort für einen Fusionsreaktor feststeht, hat die britische Regierung nun ein Unternehmen gegründet, das ihn bis 2040 verwirklichen soll.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 383 Kommentare lesen

Schemazeichnung für STEP vom Januar 2022.

(Bild: gov.uk)

Lesezeit: 3 Min.

Die britische Regierung hat nach eigener Einschätzung einen wichtigen Schritt unternommen, um bis zum Jahr 2040 den Prototyp eines Kernfusionsreaktors zu bauen. Mit UK Industrial Fusion Solutions Ltd (UKIFS) habe sie nun ein Unternehmen gegründet, das das Projekt "STEP" – für Spherical Tokamak for Energy Production – angehen soll, geht aus einer Mitteilung der britischen Regierung hervor. Gebaut werden soll der Fusionsreaktor in West Burton in der mittelenglischen Grafschaft Nottinghamshire, entschied die britische Regierung im Oktober vorigen Jahres.

"Fusionsenergie hat das Potenzial, unsere Welt zu verändern, indem sie fast unbegrenzte, sichere und kohlenstoffarme Energie für kommende Generationen auf der ganzen Welt liefert", erläutert das britische Wissenschaftsministerium laut einer Mitteilung. Das Vereinigte Königreich sei in dieser Branche führend, wie sich voriges Jahr am Joint European Torus (JET) gezeigt habe.

Am JET in Culham in der britischen Grafschaft Oxfordshire war es 2022 gelungen, mehrfach eine Kernfusion mit Deuterium und Tritium zu zünden und dabei 59 Megajoule an Fusionsenergie freizusetzen. Das entsprach mehr als dem Doppelten des bisherigen Fusionsenergie-Rekords von 21,7 Megajoule, der dort 1997 aufgestellt wurde.

Weiteren Rückenwind für ihre Kernfusionspläne spürt die britische Regierung durch ein Experiment des Lawrence Livermore National Laboratory (LLNL). Dort gelang es voriges Jahr in einem Laser-Fusionsexperiment, mehr Energie zu gewinnen, als zuvor hineingesteckt wurde. Die britische Regierung räumt aber auch ein, dass es einige "bedeutende technische Hürden" gebe. Welche das genau sind, schreibt sie nicht. Diese sollen jedenfalls in dem Programm STEP angegangen werden, um damit den Weg zur Kommerzialisierung der Kernfusion und von Kraftwerken dieser Art weltweit zu bereiten.

Der STEP soll ein Tokamak-Reaktor werden, in dem starke Magnetfelder das heiße Plasma von Fusionsbrennstoffen in einem Behälter begrenzen und steuern. STEP soll nicht in Form eines Donuts gebaut werden wie andere derartige Projekte, sondern wie ein entkernter Apfel, also kugelförmig. Dadurch soll der Reaktor kleiner ausfallen als etwa ITER (International Thermonuclear Experimental Reactor), das momentan im südfranzösischen Kernforschungszentrum Cadarache gebaut wird. So könne das Magnetfeld effizienter aufgebaut werden und STEP vergleichsweise günstiger werden.

Das nun gegründete Unternehmen UKIFS soll in den kommenden anderthalb Jahren formiert werden, ein Programm entwerfen und durchsetzen und dabei die Industrie einbeziehen. Der britische Wissenschaftsminister George Freeman rief Energieunternehmen und Investoren auf, das "enorme Potenzial" Fusionsenergie anzuerkennen. Momentan werden auch die Anforderungen an die Qualifikation von Arbeitskräften spezifiziert, die in West Burton benötigt und vor Ort in einem "Skills Centre" ausgebildet werden sollen.

(anw)