Microsoft gewährt erste Blicke auf Windows 7

Auf der derzeit in Los Angeles stattfindenden Professional Developers Conference hat Microsoft eine frühe Vorabversion des Vista-Nachfolgers Windows 7 gezeigt.

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Lesezeit: 5 Min.
Von
  • Hajo Schulz

Steve Sinofski, Chef der Windows-Entwicklung bei Microsoft, hat den zweiten Tag der derzeit in Los Angeles stattfindenden Professional Developers Conference (PDC) mit einer Vorstellung der nächsten Version des Microsoftschen Desktop-Betriebssystems eröffnet. Windows 7 wird demnach im Kern ein Windows Vista sein, allerdings mit etlichen Verbesserungen auf und unter der Oberfläche.

Ein erster Blick auf Windows 7 (5 Bilder)

Windows 7

Taskbar-Symbole offenbaren auf einen Rechtsklick die zuletzt mit der dazugehörigen Anwendung geöffneten Dateien und häufig benutzten Programmfunktionen.

Augenfälligstes Merkmal von Windows 7 ist die neue Taskleiste. Jedes Taskbar-Symbol bringt nun per Rechtsklick eine so genannte Jump List zum Vorschein: eine Liste von zuletzt mit dieser Anwendung geöffneten Dateien; Anwendungsentwickler können hier zudem häufig benutzte Aktionen des Programms hinterlegen. Lässt man bei Vista die Maus über einem Taskbar-Symbol ruhen, bekommt man eine kleine Vorschau des dazugehörigen Fensters. Bei Windows 7 kann man mit der Maus über diesen Thumbnail fahren und erhält so eine Fenstervorschau in Originalgröße. Die Anordnung von Taskbar-Symbolen lässt sich – ebenso wie die der Tray-Icons – per Drag&Drop beliebig eigenen Wünschen anpassen.

Die mit Vista eingeführte Sidebar ist schon wieder passé – Gadgets residieren bei Windows 7 direkt auf dem Desktop, rasten aber an einer beliebigen Bildschirmkante ein, wenn man sie mit Maus dorthin schiebt. Sie lassen sich jetzt in der Größe ändern. Eine Schaltfläche in der rechten unteren Bildschirmecke blendet temporär alle Fenster aus, um einen Blick auf die Gadgets freizugeben.

Verschiebt man gewöhnliche Fenster an eine Bildschirmkante, rasten sie dort ein: An der oberen Kante werden sie maximiert; indem man zwei Fenster an entgegengesetzte Kanten schiebt, erscheinen sie bildfüllend neben- oder untereinander. Wie alle Maus-Aktionen kann man diese Operationen auf entsprechend ausgerüsteten Geräten auch mit dem Finger ausführen: Windows 7 ist für Multitouch-Bedienung vorbereitet. Damit lassen sich etwa Dokumente oder Dateilisten ähnlich intuitiv durchblättern wie etwa auf Apples iPhone. Bedient man Windows 7 per Bildschirmberührung, verschwindet automatisch der möglicherweise irritierende Mauszeiger, und Menüs und Symbole werden etwas größer dargestellt.

Zum Organisieren von Dateien hat der Explorer so genannte Libraries spendiert bekommen: eine Art virtuelle Ordner, in die sich beliebige real existierende Verzeichnisse aufnehmen lassen, um deren Inhalt gemeinsam anzuzeigen, zu sortieren oder zu durchsuchen. Die Daten können dabei auch in einer Netzwerkfreigabe eines Servers oder auf einem anderen Windows-7-Rechner in der Nähe residieren. Überhaupt hat Microsoft die Art und Weise, wie sich Dateien gemeinsam benutzen lassen, heftig überarbeitet: Ist ein Windows-7-Rechner Mitglied einer so genannten HomeGroup, erscheinen seine Dateien und angeschlossene Drucker für die anderen Mitglieder wie lokale Ressourcen. Suchanfragen nach Dateien werden an die beteiligten Rechner weitergeleitet und dezentral bearbeitet.

Neu gestaltet hat Microsoft den Umgang mit Plug&Play-Gerätschaften: Stöpselt man etwa ein Handy oder einen Multifunktionsdrucker an einen Windows-7-Rechner an, öffnet sich ein "Device Stage" genanntes Fenster, das alle Funktionen des Gerätes unter einer gemeinsamen Oberfläche vereint. So muss man zum Beispiel den in einen Drucker eingebauten Kartenleser nicht mehr in den Tiefen des Explorers suchen, sondern bekommt ihn direkt im Kontext des Geräts angezeigt. Das Bestücken der Device Stages ist Sache der Gerätehersteller – Umfang und Qualität der angebotenen Funktionen hängen also davon ab, wie viel Arbeit diese in das neue Feature investieren. Hersteller von Handys und MP3-Playern können sich dabei immerhin auf ein in Windows 7 eingebautes Framework zum Synchronisieren von Kontakten, Terminen, Aufgaben, Fotos und Musik stützen.

Als integralen Bestandteil von Windows 7 sieht Microsoft die Programme der Suite Windows Live Essentials – statt von der Windows-DVD wird man sie aber per Download installieren müssen. Ganz im Sinne der neuen Strategie Microsofts, nach der Software und Services gleichberechtigt nebeneinander stehen, eröffnen diese Programme den Weg zur Nutzung von Diensten wie E-Mail, Instant Messaging, Online-Fotogalerien oder Blogs.

Über das Veröffentlichungsdatum von Windows 7 sowie über mögliche Ausstattungsvarianten hält sich Microsoft noch bedeckt. Gerüchteweise war aber zu vernehmen, dass man sich Gedanken über eine abgespeckte, ressourcenschonende Version macht, die sich besonders für den Einsatz mit Netbooks und ähnlich eher sparsam ausgestatteten Rechnern eignet.

Ob Microsoft eine öffentlich zugängliche Vorabversion veröffentlichen wird, ist ebenfalls noch unklar. Bislang haben nur Teilnehmer der PDC Zugriff auf eine Vorabversion (Build 6801), die allerdings schon nicht mehr ganz aktuell ist: Einige Funktionen wie die oben erwähnten Jump Lists fehlen noch. Benutzern einer solchen Vorabversion rät Microsoft, einen Patch einzuspielen, der die kürzlich entdeckte Sicherheitslücke im RPC-Dienst schließt. (hos)