Höhere Lizenzkosten: ARM will neues Modell durchdrücken

Die Chipschmiede ARM will ein größeres Stück vom Smartphone-Kuchen – und dafür sein Lizenzmodell umstellen. Zahlen sollen nun die Gerätehersteller.

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Verschiedene Smartphones

(Bild: c't)

Lesezeit: 3 Min.

Smartphone-Hersteller sollen künftig für den Einsatz von ARM-Prozessoren Lizenzabgaben zahlen, wenn es nach dem Willen des Architekturdesigners geht. ARM will einem Medienbericht zufolge Lizenzgebühren nicht mehr bei Chipdesignern wie Qualcomm oder Mediatek eintreiben, sondern bei Geräteherstellern, die deren Produkte einsetzen.

Als Berechnungsgrundlage für die Lizenzgebühren sollen dann die Gerätepreise herhalten und nicht mehr die Preise der Mobilprozessoren, berichtet die Financial Times unter Berufung auf mehrere Quellen bei CPU-Designern und Smartphone-Herstellern, darunter Qualcomm, Mediatek, die vergleichsweise kleine Firma Unisoc, Xiaomi und Oppo.

Qualcomm hatte die geplanten Änderungen bei ARM schon im Rahmen eines Rechtsstreits zwischen den beiden Firmen publik gemacht. Andere Unternehmen halten sich bislang bedeckt.

Gegenüber der Financial Times beziffert der TechInsights-Analyst Sravan Kundojjala die Kosten eines Snapdragon-Prozessors von Qualcomm auf durchschnittlich 40 US-Dollar (37 Euro), während Mediatek-Chips im Schnitt 17 US-Dollar (16 Euro) kosten. Die Prozessoren beider Hersteller – auch Systems-on-Chip (SoCs) genannt – sitzen in den meisten Android-Geräten. ARM soll derzeit für jeden Chip ein bis zwei Prozent des SoC-Preises als Lizenzgebühr erhalten. Zusätzlich zahlen Qualcomm, Mediatek und andere Firmen wie Apple allgemeine Lizenzgebühren, um überhaupt ARM-Prozessoren entwerfen zu dürfen.

Laut der Gesellschaft zur Förderung der Unterhaltungselektronik (GFU) haben Deutsche im Jahr 2022 durchschnittlich 626 Euro für ein neues Smartphone ausgegeben; der Bitkom schätzte den Durchschnittspreis auf knapp 550 Euro. Selbst mit einer prozentualen Reduzierung auf weniger als 1 Prozent und wenn man einen reduzierten Einkaufspreis als Basis heranzieht, würde ARM so deutlich mehr verdienen. Pro Smartphone wären das ein paar Euro – insgesamt wäre ein Milliarden-Plus für ARM drin.

Im Jahr 2022 wurden rund 1,2 Milliarden Smartphones verkauft. Gut 226 Millionen waren iPhones von Apple, das von den Anpassungen aufgrund eines individuellen Lizenzabkommens mit ARM nicht betroffen sein soll.

Der aktuelle Inhaber Softbank will ARM bis Ende 2023 an die Börse bringen. In den vergangenen Jahren versuchte ARM bereits, für eine gute Bewertung die eigenen Gewinne zu erhöhen. 2022 soll ARM etwa aggressiver auf Preiserhöhungen innerhalb seines bestehenden Lizenzmodells gedrängt haben.

Financial Times zitiert eine Herstellerquelle: "Arm geht zu den Kunden und sagt: 'Wir hätten gerne mehr Geld für im Großen und Ganzen das Gleiche.' Was Softbank im Moment macht, ist, den Marktwert des Monopols zu testen, das ARM innehat".

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