Qualcomm: Neues ARM-Geschäftsmodell krempelt den Smartphone-Markt um

Dokumente von Qualcomm aus einem Gerichtsstreit deuten darauf hin, dass ARM in Zukunft höhere Lizenzgebühren verlangen will und bestimmte CPU-Designs verbietet.

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(Bild: c't)

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Die britische Chipschmiede ARM möchte anscheinend das Geschäfts- und Lizenzmodell ändern, um langfristig mehr Geld zu verdienen. Leidtragende wären Firmen, die ARM-Prozessoren herstellen, solche in ihren Geräten wie etwa Smartphones verwenden und Nutzer (aufgrund höherer Preise).

Die möglichen Änderungen gehen aus dem Gerichtsstreit zwischen Lizenznehmer Qualcomm und ARM hervor. Ein neues Verteidigungsschreiben von Qualcomm ( PDF-Download ) legt den Schluss nahe, dass ARM bereits Qualcomm-Kunden kontaktiert hat und ab 2025 Nutzungsgebühren für ARM-Technik in jedem einzelnen verwendeten Chip kassieren will (Royalties).

Ohne eine eigene Lizenz dürften die Hersteller keine Smartphones, Tablets oder andere Geräte mehr mit ARM-Technik verkaufen. Das beträfe beispielhaft Samsungs Galaxy-Smartphones mit Snapdragon-CPUs, Honor, Oneplus und Xiaomi. Das neue Verteidigungsschreiben entdeckte die Webseite Semianalysis.

Außerdem will ARM offenbar die Kopplung von ARM-Rechenkernen mit Funktionsblöcken anderer Zulieferer – etwa von GPUs, KI-Beschleunigern oder Bildprozessoren – untersagen, sobald bestehende Lizenzvereinbarungen auslaufen. Qualcomm dürfte dann keine eigenen KI-Beschleuniger und Bildprozessoren mehr in die Snapdragon-Systems-on-Chip (SoCs) integrieren, solange darin Standard-Cortex-Kerne enthalten sind.

Samsung dürfte keine Exynos-CPUs mehr mit integrierter AMD-GPU entwickeln und Mediatek keine mehr mit GPUs von Imagination Technologies. Apple und Nvidia wären zumindest vorerst fein raus: Apple entwirft ohnehin komplett eigene ARM-Kerne und lizenziert lediglich die ARM-Architektur. Das hat Qualcomm künftig mit Nuvia-Kernen vor, benötigt dafür aber mehr Zeit. Nvidia hat sich im Rahmen der gescheiterten ARM-Übernahme hingegen eine weitreichende 20-Jahreslizenz gesichert.

ARM selbst hat Ende 2021 dargelegt, dass es dem Unternehmen bisher schwerfalle, in neue, wachstumsstarke Märkte vorzudringen. Mit dem neuen Geschäfts- und Lizenzmodell sähe das anders aus, was wiederum den Wert beim geplanten Börsengang unter Leitung des Ex-Nvidia-Managers Renee Haas steigern könnte.

Qualcomm fährt derweil harte Geschütze gegen ARM auf. Demnach verbreiten ARM und dessen japanische Mutter Softbank gezielt Lügen, um Qualcomm-Kunden einzuschüchtern und die geplanten Änderungen durchzudrücken.

Im Jahr 2024 läuft laut eigenen Angaben nur eine von mehreren ARM-Lizenzen aus. Zudem sollen Qualcomms Lizenzen Klauseln beinhalten, die Verlängerungen ohne Hürden seitens ARMs regeln. Folglich hätte ARM keine rechtliche Grundlage, um das Geschäftsmodell derart tiefgreifend zu ändern.

(mma)