Sidekick-Datenverlust wirft Schatten auf die "Cloud"

T-Mobile hat in den USA über eine Million Sidekick-Geräte verkauft. Wie viele der Kunden nun ihre Daten verloren haben, ist noch nicht bekannt. Ebenso gibt es noch keine offizielle Mitteilung dazu, wie es zu dem Datenverlust gekommen ist.

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Der US-amerikanische Mobilfunkanbieter T-Mobile USA hat an diesem Wochenende bekannt gegeben, dass einigen Kunden des Dienstes Sidekick persönliche Daten abhanden gekommen sind und diese voraussichtlich nicht wiederhergestellt werden können. T-Mobile hat in den USA rund 1 Million Sidekick-Geräte verkauft, bei denen Push-E-Mail, Internetzugang oder das Fotoalbum ausschließlich über die Server der Microsoft-Tochter Danger abgewickelt werden. Zurzeit sei unklar, wie viele Kunden ihre Daten verloren haben, berichtet die New York Times.

Von Microsoft/Danger und T-Mobile USA liegen noch keine Informationen vor, wie es zu der Panne gekommen ist. Laut einem Bericht des Magazins Engadget hatte Danger ein Upgrade seines Storage Area Network für Sidekick dem Unternehmen Hitachi überlassen. Beim Start des Upgrades habe es Probleme gegeben, es seien Daten gelöscht worden – und bei Danger gebe es kein Backup. Sidekick-Nutzer sollen bereits vor über einer Woche Probleme beim Zugriff auf ihre persönlichen Daten gehabt haben, berichtet das Wall Street Journal. Der Seattle Post-Intelligencer hatte am 5. Oktober einen Server-Ausfall bei Danger in seinem Weblog gemeldet.

Ein T-Mobile-Sprecher sagte laut New York Times, es sei nicht davon auszugehen, dass die Mehrheit der Nutzer betroffen sei. Da serverseitig die Daten abhanden gekommen waren, habe es noch auf den Sidekick-Geräten Kopien der Adressen, Kalendereinträge, Fotos und Aufgabenlisten gegeben. Nutzer, die ihren Akku vollständig entleert beziehungsweise entfernt oder ihr Gerät zurückgesetzt hatten, verloren auch diese. Der Mobilfunkanbieter hat vorerst den Verkauf von Sidekick-Geräten eingestellt. Kunden, deren Daten verlorengegangen sind, können als Entschädigung einen Monat lang gratis die Sidekick-Dienste nutzen.

Beim Cloud Computing liegt der Schwerpunkt der Rechenleistung, Anwendungsbereitstellung und Datenspeicherung nicht auf dem Client beim Kunden, sondern bei den Servern, die in Grids und großen Serverfarmen organisiert sind. Als ein Vorteil wurde bislang gepriesen, dass ein Nutzer beim Verlust seines Gerätes nicht automatisch seine Daten verliert, da diese ausgelagert auf einem Server liegen. Doch aus diesem Vorteil wurde nun im Falle Sidekick ein Nachteil.

Nach Zahl der Benutzer spielt Sidekick auf dem US-amerikanischen Markt für Smartphones zwar eher eine untergeordnete Rolle, für Microsoft könnte die Datenpanne dennoch einen Verlust an Reputation und einen Rückschlag in seinen Bestrebungen bedeuten, seine Dienste zur Auslagerung von Daten in die "Cloud" schmackhaft zu machen. Zumindest wird wohl einige Überzeugungsarbeit nötig sein, um das Vertrauen der Kunden wiederzugewinnen.

Microsoft hatte Ende 2008 auf der Professional Developer Conference seine Cloud-Dienste unter dem Namen Azure vorgestellt und im Sommer dieses Jahres die Preise bekannt gegeben. Offiziell soll der Dienst im nächsten Monat starten. Zu den Vorgängen um Sidekick hat T-Mobile für heute weitere Informationen angekündigt.

(anw)