Überwachung mag man eben: Big Brother in Österreich und der Schweiz nominiert

Mit den Big Brother Awards werden alljährlich jene bedacht, die sich nach Ansicht einer Jury besonders im Bereich der Kontrolle, Überwachung und Bevormundung hervorgetan haben. Nach Deutschland sind nun auch Österreich und die Schweiz dran.

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Nachdem am Freitag die Big Brother Awards in Deutschland vergeben wurden, sind am kommenden Wochenende die Datenkraken in Österreich und der Schweiz dran, die sich nach Ansicht einer Jury besonders im Bereich der Kontrolle, Überwachung und Bevormundung hervorgetan haben. Die Listen der Nominierten enthalten alte Bekannte, aber auch überraschende Quereinsteiger. Der Publikumspreis wird per öffentlicher Volkswahl vergeben; in Österreich können dafür noch bis kommenden Samstagmittag Stimmen abgegeben werden. Die Preise werden bei öffentlichen Galas am 24. Oktober in Zürich beziehungsweise am 25. Oktober in Wien verliehen.

In Österreich hat Peter Klugar als ÖBB-Chef gute Chancen, in der Rubrik Business und Finanzen bedacht zu werden. Der Skandal um illegal erhobene Gesundheitsdaten über ÖBB-Mitarbeiter hat hohe Wellen geschlagen. Seine Konkurrenten heißen Tiger Lacke, Industriezentrum NÖ-Süd und Zentrales Informationssystem des Versicherungsverbandes. Innenministerin Maria Fekter (ÖVP, für häufige Handy-Peilungen) und ihr Parteikollege Wissenschaftsminister Johannes Hahn (für das E-Voting bei der ÖH-Wahl) waren zu erwartende Kandidaten in der Politik-Branche. Dort könnten aber auch die Grünen Abgeordneten zum oberösterreichischen Landtag für ihre Unterstützung von Internetsperren gewinnen. "2009 haben sich die Grünen erstmals populistisch angesteckt", begründete die Jury die überraschende Nominierung, "allenfalls vorhandener Sachverstand" sei "weggeschmissen" worden. Die SPÖ Wien-Brigittenau könnte für die Überwachung ihrer Genossen am Wahltag an den Pranger gestellt werden, während Justiz-Kommissar Jacques Barrot der Zugriff auf Swift-Finanzdaten einholt.

Unter Behörden und Verwaltung steht zum wiederholten Mal Wiener Wohnen, die Verwaltung der Wiener städtischen Wohnhäuser, auf der Liste. Diesmal wegen der Einführung eines ausgeklügelten Überwachungssystemes für Waschküchen. Das Finanzministerium kommt indes wegen der beabsichtigten Einschränkung anonymer Spenden in die engere Wahl. Der Direktor der Wiener Sir Karl Popper Schule, das Berufsförderungsinstitut Oberösterreich, die Wiener Polizeidirektion sowie die Landessanitätsdirektorin sind ebenfalls genannt.

Die automatische Übermittlung von User-Eingaben an Google hat den Webbrowser Chrome auf die Nennliste für Kommunikation und Marketing gebracht. Gesellschaft bekommt er dort von Facebook, der bereits zweimal "ausgezeichneten" Post AG, dem Buchlösch-Aktivisten Amazon und der Personensuchmaschine 123people.at.

In der Schweiz wurden über 40 Personen und Organisationen in die engere Wahl genommen. Dazu gehören ebenfalls die Bundesbahnen (SBB), eine Reihe von Politikern, die Swisscom, Google Street View, DIEPOST und die Berner Marzilibahn, die ein Bild aus der Videoüberwachung zur eigenmächtigen Fahndung nach einem Schwarzfahrer eingesetzt hat. Für die Gala am 24. Oktober ab 20 Uhr in der Zürcher Roten Fabrik sind Eintrittskarten zum Preis von 15 und 20 Franken aufgelegt.

Die österreichischen Preisträger werden im Rahmen einer Gala im Wiener Theater im Rabenhof am 25. Oktober, dem Vorabend des österreichischen Nationalfeiertages, ab 20 Uhr bekannt gegeben. Der Eintritt ist frei, der Einlass beginnt um 19 Uhr. Motto der Veranstaltung: Überwachung mag man eben.

Siehe zu der Vergabe der Big Brother Awards in Deutschland:

(jk)