Erneut Spitzelvorwürfe gegen Einzelhandelskette

Privatdetektive sollen laut einem Magazinbericht Angestellte von Edeka-Märkten bespitzelt haben. Edeka hat bereits angekündigt, die Vorwürfe so schnell wie möglich aufzuklären.

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Von
  • Andreas Wilkens

Angestellte von Edeka-Märkten des Unternehmens Simmel aus Grüna in Sachsen sollen laut einem Bericht des Magazins Focus von Privatdetektiven bespitzelt worden sein. Die Gewerkschaft Verdi habe Strafanzeige angekündigt. Detektive hätten heimlich Hausbesuche bei krankgemeldeten Mitarbeitern vorgenommen und nach Schichtende die Privatautos kontrolliert. Wenn Mitarbeiter sich weigerten, den Wagen zu öffnen, hätten sie gedroht, die Polizei zu rufen und darauf hingewiesen, dass dies sicherlich arbeitsrechtliche Konsequenzen haben würde, sagte ein Detektiv dem Bericht zufolge.

Die Hamburger Edeka-Zentrale hat laut Mitteilung den Magazin-Bericht zur Kenntnis genommen und angekündigt, die darin erhobenen Behauptungen "schnellstmöglich" aufzuklären. Die Prüfung der Vorgänge habe bereits begonnen. Aufsichtsratsvorsitzender Peter Simmel betonte am gestrigen Sonntag, dass er die Widerlegung der vom Focus erhobenen Vorwürfe "aktiv und transparent angehen werde". Das Unternehmen hat sich unter anderem zum Leitbild gesetzt: "Jeder Mitarbeiter ist eine Persönlichkeit. Wir pflegen tagtäglich einen respektvollen Umgang mit gegenseitiger Wertschätzung und Achtung."

Voriges Jahr war die Einzelhandelskette Lidl durch einen Bericht des Magazins Stern in die Schlagzeilen geraten. Lidl-Mitarbeiter waren in zahlreichen Filialen systematisch per Videokameras bespitzelt worden, außerdem wurden Details aus ihren Privatleben protokolliert. Der Discounter kündigte an, bis auf Weiteres auf Videoüberwachung zu verzichten. Der Stern hatte seinerzeit auch berichtet, dass Lidl kein Einzelfall sei und dabei neben Edeka den Discounter Plus ins Visier genommen. Edeka dementierte damals, Mitarbeiter zu bespitzeln.

Solche Fälle sowie die Erkenntnisse über die Vorgänge bei der Deutschen Bahn, die Mitarbeiter flächendeckend überwacht hatte, ließen Forderungen nach einem neuen Arbeitnehmerdatenschutz laut werden. Bundesjustizministerin Sabine Leuttheuser-Schnarrenberger hat bereits eine Gesetzesinitiative angekündigt. (anw)