DRM-Chaos verhindert 3D-Vorpremieren von Avatar [2. Update]

Am Mittwoch fiel in zahlreichen 3D-Kinos der Cinestar-Kette die Vorpremiere des Blockbusters "Avatar" aus. Die Vertriebsfirma konnte nicht die richtigen Keys zur Entschlüsselung der Digitalkopie übermitteln.

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Aller Anfang ist schwer: Die 3D-Vorpremiere von Avatar fiel wegen DRM-Problemen in zahlreichen Sälen aus.

(Bild: Fox)

Die Vorpremiere des Films Avatar fiel am gestrigen Mittwoch offenbar in einigen 3D-Kinos aus. Wie Besucher der Vorstellungen der Cinestar-Kette in Eisenhüttenstadt, Mainz, Garbsen und am Potsdamer Platz in Berlin gegenüber heise online berichteten, wurde ihnen zum Vorstellungsbeginn im Saal mitgeteilt, dass leider die digitale Filmkopie auf dem Projektor-Server des Kinos nicht entschlüsselt und die 3D-Fassung deshalb nicht gezeigt werden könne. Alternativ bot man den Besuchern in einigen Sälen an, die 2D-Fassung zu zeigen, die als analoge Kopie auf Filmrolle vorlag. Wer diese nicht sehen wollte, dem wurde der Kaufpreis für die Karten und 3D-Brillen zurückerstattet, in vielen Fällen aber nicht die Gebühr für die Online-Vorbestellung und bereits gekauftes Popcorn und Cola. Ebenso war das Cinemaxx am Potsdamer Platz betroffen. Wie uns ein Sprecher der Cinemaxx-Kette mitteilte, sei dies jedoch ein Einzelfall gewesen. Die Zuschauer konnten von dem einen 3D-Saal des Kinos in einen zweiten 3D-Saal umziehen. Alle anderen 45 3D-Vorstellungen seien problemlos verlaufen, versicherte der Cinemaxx-Sprecher.

Das Problem lag offenbar bei den DRM-Schlüsseln für die digitalen Filmdateien. Die in JPEG2000 kodierten Streifen werden vom Vertrieb der 20th Century Fox per Kurier auf externen Festplatten AES128-verschlüsselt in die Kinos geliefert. Anschließend müssen die Daten (im Falle von Avatar über 150 GByte) auf den Kinoserver kopiert werden. Jede Digitalprojektor-Server-Kombination generiert ein eigenes Zertifikat und überträgt dieses an den zuständigen DRM-Dienstleister, der für jeden Film einen individuellen Schlüssel erstellt und an das Kino zurücksendet. Der Schlüssel gilt immer nur für eine Filmkopie sowie einen Projektor und kann auf bestimmte Zeiträume und Uhrzeiten beschränkt werden.

Doch offenbar hat am gestrigen Mittwoch die Übertragung der richtigen Keys für die 3D-Vorführungen in mehreren Fällen nicht geklappt. Mehrere Stunden probierten Kinotechniker, den riesigen Datenberg zu entschlüsseln, aber der für den digitalen Vertrieb des Films zuständige Dienstleister Deluxe konnte am gestrigen Tag keine gültigen Keys mehr liefern.

Wie groß das Ausmaß der Panne ist, kann derzeit noch nicht abgeschätzt werden. Erste Blogs sprechen mit Berufung auf Kino-Mitarbeiter von hundert Vorstellungen. Weder der Verleih 20th Century Fox noch der digitale Distributionsdienstleister Deluxe Digital standen zu einem Statement zur Verfügung. Eine Sprecherin der Cinestar-Kette teilte heise online mit, man sei momentan dabei, das gesamte Ausmaß zu überprüfen und werde in Kürze zusammen mit dem Verleih eine offizielle Mitteilung herausgeben.

[Update]:
Mittlerweile haben die von den Ausfällen vornehmlich betroffene Cinestar-Kette und 20th Century Fox eine offizielle Erklärung zu der DRM-Panne abgegeben. Die genaue Zahl der betroffen Kinos wird dort nicht genannt, sondern nur unscharf von "einigen" gesprochen. Außer aus den zuvor genannten Orten haben mittlerweile Besucher aus Frankfurt, Oberhausen und dem schweizerischen Luzern gemeldet, dass ihre Vorstellung ausgefallen sei. Ob die 3D-Fassung heute Abend zur offiziellen Premiere in den Cinestar-Kinos tatsächlich laufen wird, konnte das Unternehmen noch nicht mit Sicherheit versprechen: „Wir bedauern die Ausfälle und die damit verbundenen Unannehmlichkeiten sehr, sind aber zuversichtlich, dass wir Avatar zum Start ohne Probleme regulär und in 3D spielen können“, erklärte Oliver Fock, Geschäftsführer der CineStar-Gruppe. Auch der Verleih, die 20th Century Fox of Germany, hat offenbar noch keine Lösung parat: "Wir arbeiten gemeinsam mit unseren technischen Dienstleistern mit Hochdruck an der Problematik, um einen reibungslosen Starttag für 3D zu gewährleisten“, heißt es in der kurz nach 15 Uhr veröffentlichten Meldung. Die 35mm-Vorführungen der 2D-Fassung sind von den Ausfällen nicht betroffen.

[2. Update]:
Inzwischen hat eine Sprecherin der Cinestar-Kette heise online mitgeteilt, dass die DRM-Probleme behoben seien, und am Donnerstag alle Vorführungen wie geplant stattfinden werden.

Siehe dazu auch:

(hag)