Münchner Verwaltung hat auf offenes Dokumentenformat umgestellt

Das für die Linux-Migration in der bayerischen Hauptstadt zuständige LiMux-Projektbüro hat mit dem Einsatz von ODF (Open Document Format) als hauptsächlichem Standard für den Dokumentenaustausch einen weiteren Meilenstein erreicht.

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Das für die Linux-Migration in München zuständige LiMux-Projektbüro hat einen weiteren Meilenstein erreicht. Der offene Standard Open Document Format (ODF) sei jetzt die in der bayerischen Hauptstadt hauptsächlich verwendete Norm für den Dokumentenaustausch, teilt der stellvertretende Projektleiter Florian Schießl in einem Rückblick auf das vergangene Jahr in seinem Blog mit. Dazu komme PDF als Standard für nicht-veränderbare Dateien. Der Standard-Desktop in der Stadtverwaltung bestehe nun aus der freien Bürosoftware-Suite OpenOffice.org, Mozilla Firefox als Browser, dem E-Mail-Programm Thunderbird und vielen anderen Open-Source-Anwendungen wie GIMP für die Bildbearbeitung.

Um die Umstellung vorzunehmen, sei im Hintergrund eine enorme Kraftanstrengung erforderlich gewesen, zieht Schießl weiter Resümee. So habe man vor allem viele von einzelnen Herstellern über die Jahre hinweg geschaffene Abhängigkeiten in der IT-Welt wieder rückgängig machen müssen. Über 20.000 Vorlagen seien vereinheitlicht und umgewandelt worden, entweder in neue Templates, Makros oder Web-Applikationen. Zur Verwaltung der Vorlagen und von Textbausteinen komme in den meisten Fällen das 2008 veröffentlichte Programm WollMux zum Einsatz. Auch eine Reihe von Unternehmensanwendungen wie SAP habe für die Verwendung von ODF in Eigenregie angepasst werden müssen.

Als ebenfalls 2009 erreichtes Ziel nennt Schießl die Einrichtung von Pilotprojekten zur letztlich anvisierten Linux-Migration in allen zwölf Abteilungen der Stadtverwaltung. Insgesamt seien damit die entscheidenden Schritte für die Umrüstung in den kommenden Jahren vollzogen. Bislang seien zwar erst 2500 von rund 14.000 Arbeitsplatz-PCs auf den eigens entwickelten LiMux-Basisclient umgestellt worden. Es sei aber der schwerste Teil der Arbeit gewesen, diese zum Laufen zu bringen. Schließlich hätten dafür auch die bestehenden, über die Jahre uneinheitlich gewachsenen IT-Infrastrukturen unter die Lupe genommen und das Fachpersonal für den technischen Wandel geschult werden müssen. Beobachtern zufolge haben die Münchner Linux-Vorreiter damit sechseinhalb Jahre nach dem Grundsatzbeschluss für freie Software etwa 80 Prozent des zu leistenden Projektaufwands geschultert.

In den kommenden Monaten soll Schießl zufolge nun "der letzte große Schritt, die allgemeine Client-Migration" in Angriff genommen werden. Die Umstellung soll gemäß einer Zielvorgabe aus 2008 spätestens 2012 abgeschlossen werden. München hatte sich generell für den Ansatz einer "sanften Migration" entschieden. So sollte eine Umrüstung der Rechner auf Biegen und Brechen mit einer kostspieligen Emulation problematischer Prozesse und einer Eins-zu-Eins-Umwandlung von Textbausteinen sowie Makros vermieden werden. (vbr)