3D-Grafikchip DeltaChrome im c't-Test

Die VIA-Tochter S3/Graphics, die sich bislang auf Grafikfunktionen für Mainboard-Chipsätze beschränkte, wagt sich mit einem neuen Produkt in den umkämpften Markt für Grafikkarten- und Notebook-Chips.

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Von
  • Manfred Bertuch

Die VIA-Tochter S3/Graphics, die sich bislang auf Grafikfunktionen für Mainboard-Chipsätze beschränkte, wagt sich mit einem neuen Produkt in den umkämpften Markt für Grafikkarten- und Notebook-Chips. Der Chip DeltaChrome erfüllt die Anforderungen von DirectX 9 und bietet einige zusätzliche Features wie programmierbare Video-Funktionen (ChroMotion), mit denen sich unter anderem Block-Strukturen in Videos wegfiltern lassen. Der TV-Ausgang ist HDTV-fähig, was in unseren Breiten aber kaum nutzbar ist. Die Variante S8 zielt mit einem Karten-Preis von rund 135 Euro auf das untere Mittelklasse-Segment und tritt in Konkurrenz zu ATIs Radeon 9600 sowie den GeForce-FX-Bausteinen 5600 Ultra und 5700. Der S8-Chip arbeitet mit einem Chip- und Speichertakt von jeweils 300 MHz und enthält acht parallel arbeitende Pixelpipelines. Die Konkurrenz hat lediglich vier (ATI) beziehungsweise zwei Pipelines vorzuweisen (Nvidia).

In Tests mit DirectX-8.1-Grafikfunktionen wie Unreal Tournament 2003 mit einer Auflösung von 1280 X 1024 Bildpunkten und maximalen Einstellungen kann sich der S3-Chip tatsächlich mit 43 fps (Frames per Second) gegenüber 38 fps beim Radeon 9600 und 40 fps beim GeForce FX 5600 Ultra klar absetzen. Bei Max Payne 2 erzielt der Chip dagegen mit einem minimalen Vorsprung von 1 fps nur einen Gleichstand zum Radeon 9600. Im DirectX-9-Test Halo geht das Rennen ebenfalls unentschieden aus. Dem intensiven Einsatz von DirectX-9-Funktionen im letzten Tomb-Raider-Titel Angel of Darkness muss sich der S8-Chip dagegen geschlagen geben. Hier unterliegt er mit 25 fps dem Radeon 9600 deutlich, der 32 fps erzielt. In OpenGL-Spielen wie Serious Sam erreicht der DeltaChrome rund 30 fps bei 1600er-Auflösung und ExtremeQuality und ist damit rund 30 Prozent langsamer als der ATI-Baustein.

Fehler in Max Payne 2 wie ein schwarzer Schirm bei Bullet Time und der Abbruch der Halo-Timedemo bei 1280er-Auflösung zeigen, dass der Treiber noch erhebliche Nacharbeit erfordert. Ob sich dabei auch die Leistungsdefizite beseitigen lassen, bleibt abzuwarten. Die trotz der acht Pipelines geringe DirectX-9-Leistung lässt allerdings Effizienz-Probleme des Chips vermuten. Der verfügbare Treiber bietet zudem keine Möglichkeiten, Antialiasing oder einen anisotropen Texturfilter einzuschalten. Positiv ist dagegen die geringe Leistungsaufnahme von nur 5 Watt. Der Chip erwärmt sich selbst bei 3D-Grafik nur leicht und benötigt keine aktive Kühlung. S3/Graphics betont daher bei der Mobile-Ausführung, dass man ein bis zu dreifach besseres Leistung/Stromverbrauchs-Verhältnis als bei der Konkurrenz erreicht.

Modelle mit dem S8-Chip sollen ab Mitte Januar über den Anbieter Club-3D erhältlich sein. Preiswertere Modelle mit der Vier-Pipeline-Variante S4 sollen wenige Wochen später folgen. Im zweiten Quartal 2004 will S3/Graphics den höher getakteten F1-Chip einführen, mit dem man das obere Mainstream-Segment anpeilt. Weitere Einzelheiten zu den neuen 3D-Chips von S3/Graphics bringt ein ausführlicher Bericht in Ausgabe 2/2004 der c't (ab Montag, den 12. Januar 2004, im Handel). (Manfred Bertuch) / (jk)