DSL-Ersatz: Vielsurfer mit unlimited Volumen bei O2 unerwünscht

Der Mobilfunkanbieter Telefónica kündigt Kundenverträge mit Unlimited-Datenvolumen. Ein Gerichtsurteil gegen eine O2-Nutzungsklausel könnte der Grund sein.

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"O2 won't do"

(Bild: Shutterstock/Lenscap Photography)

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Der Telekommunikationsanbieter Telefónica hat Berichten zufolge circa 3200 Mobilfunkverträge seiner Kunden fristgerecht zum Ende der Laufzeit gekündigt. Betroffen sind demnach Smartphone- und Tablet-Tarife mit unbegrenztem Datenvolumen. Der Grund könnte ein Gerichtsurteil gegen eine unzulässige Vertragsklausel in den Telefónica-Nutzungsbedingungen sein.

Anfang Mai urteilte der Bundesgerichtshof (BGH), dass eine Klausel unwirksam ist, die die Nutzung von SIM-Karten in Routern mit kabelgebundenem Stromanschluss untersagt. Gegenüber dem "Spiegel" äußerte Thomas Bradler von der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen die Vermutung, dass die Kündigungen mit dem Urteil des BGH zusammenhängt.

Ein Betroffener erklärte gegenüber dem Nachrichtenmagazin, dass er aus Kostengründen und mangelnder Geschwindigkeiten beim Festnetz einen Unlimited-Mobilfunkvertrag von O2 für die Internetversorgung in einem Router nutze. Dabei fallen mit Nutzung von Streamingdiensten, Online-Gaming und Web-Video-Plattformen erheblich höhere Datenmengen an als bei der Nutzung eines Smartphones oder Tablets. Der Betroffene gibt einen monatlichen Verbrauch von rund einem Terabyte an und zahle 45 Euro monatlich für drei SIM-Karten, von denen eine im Router zum Einsatz komme.

Telefonica erklärte auf Nachfrage dem "Spiegel", dass fristgerechte Kündigungen von Mobilfunkverträgen durch Anbieter branchenüblich seien. Eine Begründung zu den Kündigungen lieferte das Unternehmen demnach aber nicht, beschwichtigte jedoch, dass es sich dabei nur um wenige Kündigungen im niedrigen vierstelligen Bereich pro Jahr handle. Eigenen Angaben zufolge habe Telefonica 43 Millionen Mobilfunkkunden.

Gegen fristgerechte Kündigungen seitens des Anbieters könne sich der Betroffene nicht wehren, so Bradler. Das sei rechtlich völlig in Ordnung, da mit Ablauf der Vertragslaufzeit beide Parteien die Verträge rechtswirksam kündigen können. Wer allerdings seine Flatrate "überreizt" habe, lande bei O2 auf einer Tabu-Liste, berichtet der "Spiegel" weiter. Demzufolge sei es Ex-Flatrate-Kunden nicht mehr möglich, einen neuen O2-Mobilfunkvertrag mit unbegrenzter Datennutzung abzuschließen. Ihnen werde stattdessen ein DSL- oder Glasfaseranschluss angeboten.

Den Vermutungen nach beabsichtigt Telefónica, auf diesem Weg die Vielsurfer über den Mobilfunk loszuwerden. Diese Lösung ist aber durchaus eine Alternative, wenn die DSL-Leistung unzureichend und der Mobilfunkausbau ausreichend ist – allem Anschein nach allerdings nicht für O2-Kunden. Neben den weißen Flecken im Mobilfunk gibt es in Deutschland auch viele ländliche Bereiche, in denen die Festnetze-Anschlüsse in puncto Geschwindigkeit unzureichend sind.

Zuletzt konnte die deutsche Telefónica-Tochter O2 einen soliden Gewinn für das Geschäftsjahr 2022 verbuchen. Anfang des Jahres kündigte der Mobilfunkanbieter eine 10-prozentige Preiserhöhung an und nannte als Grund unter anderem Investitionen in den Netzausbau.

(bme)