Kia EV9: E-SUV mit großer Batterie und rasantem Ladetempo

Knapp 100 kWh Energiegehalt und eine Spitzenladeleistung von deutlich mehr als 200 kW: Kias EV9 hat in diesen Punkten kaum Konkurrenz.

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Kia EV9 GT-line

(Bild: Kia)

Lesezeit: 4 Min.
Von
  • Martin Franz
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Der Hyundai-Konzern folgt dem vielfach bewährten Weg und verteilt eine erfolgreiche Plattform so breit wie möglich. Davon profitiert auch die zum Konzern gehörende Marke Kia. Die stellt mit dem EV9 ein 5,01 m langes E-SUV vor, dessen technische Daten vielen Konkurrenten Kopfzerbrechen bescheren dürfte.

In etwas weniger großen Modellen hat sich die Plattform e-GMP längst bewährt. Mit einer Spannungsebene von 800 Volt sind enorm hohe Ladeleistungen möglich. Diverse Testwagen haben gezeigt, dass diese nicht nur in einem schmalen Ladestandsbereich anliegen, sondern in einem recht breiten Fenster. Zudem steht die Entwicklung nicht still: Der Hyundai Ioniq 5 hat nachträglich eine Vorkonditionierung bekommen, die hohe Ladeleistungen auch bei winterlichen Temperaturen ermöglicht. Bislang war bei Autos auf der E-GMP-Plattform bei einem Energiegehalt von 77 kWh die Spitze erreicht. Mehr hat der Konzern in Europa bislang nur im Genesis electrified G80 (Test) angeboten. Nun bekommen auch die E-GMP-Ableger mehr. Kia nennt für den EV9 einen Energiegehalt von 99,8 kWh. Im WLTP werden damit je nach Modell zwischen 497 und 541 km versprochen.

Mit 5,01 Metern Länge ist der Kia EV9 noch etwas größer als ein BMW iX.

(Bild: Kia)

Kia macht keine direkten Angaben zur Ladeleistung und nennt stattdessen, wie viele Kilometer in 15 Minuten unter idealen Bedingungen nachgeladen werden können. Zwischen 219 und 239 km sollen es sein. Da die Spannungsebene auch hier bei 800 Volt liegt, erwarten wir auch hier eine Ladeleistung von deutlich mehr 200 kW in der Spitze. Ein Genesis GV70 (Test) und ein Hyundai Ioniq 6 (Test), die wir gerade in der Redaktion hatten, lieferten bis knapp 60 Prozent SoC mehr als 220 kW Ladeleistung. Der EV9 wird dem kaum nachstehen, sondern eher noch mehr bieten. Eine Vorklimatisierung gehört zur Standardausstattung, ebenso die Möglichkeit, die Traktionsbatterie für externe Zwecke anzuzapfen.

Der Kofferraum fasst selbst bei drei ausgeklappten Sitzreihen noch 333 Liter. Wird die dritte Reihe umgeklappt, können 828 Liter eingeladen werden.

(Bild: Kia)

Drei Antriebskonfigurationen will Kia auf dem deutschen Markt anbieten, und sie sind ungewöhnlich skaliert. Der Motor im Hecktriebler hat etwas mehr Leistung als die einzelnen Motoren im Allradler. Letzteren gibt es in zwei Varianten, die sich allerdings nur im Drehmoment unterscheiden. Eine Übersicht:

RWD AWD AWD GT line
WLTP-Verbrauch in kWh/100 km 21 22,8
Batterie in kWh 99,8
Reichweite in km 541 497
Heckmotor Leistung in kW 150 141,3
Heckmotor Drehmoment in Nm 350
Frontmotor in kW 141,3
Frontmotor Drehmoment in Nm 250 350
Gesamtleistung in kW 282,6
Gesamtdrehmoment in Nm 350 600 700
Höchstgeschwindigkeit in km/h 185 200
Null auf 100 km/h in Sekunden 9,4 6 5,3

Das E-SUV wiegt leer minimal 2426 kg, bei Ausschöpfung der maximalen Zuladung wiegt das schwerste Modell 3240 kg. Der Kia ist nochmals größer als ein Mercedes EQE SUV oder ein BMW iX, der Ressourcenbedarf ist dementsprechend gewaltig.

Kamera und Bildschirm als Spiegelersatz, aber keine Touchflächen auf dem Lenkrad.

(Bild: Kia)

Kia verspricht an zwei Stellen eine weitere Digitalisierung zum Wohle des Kunden. Smartphones mit Ultrabreitband-Technologie können als Autoschlüssel verwendet werden. Der Besitzer kann Freigaben für bis zu drei andere Personen erteilen und festlegen, welche Funktionen wem wie lange zur Verfügung stehen. Das dürfte Schule machen, denn im Hyundai-Konzern ist man mit dieser Idee nicht allein. Der EV9 ist der erste Kia, der auf das hochautomatisierte Fahren auf Level 3 vorbreitet ist und hier unter der Bezeichnung "Highway Driving Pilot" firmiert. Spannend wird nicht nur, wie gut das in der Praxis bis zu welchem Tempo funktioniert, sondern auch, wie teuer dieses Extra wird. In den wenigen Modellen deutscher Hersteller, die hochautomatisiert auf Level 3 fahren können, kostet das etliche Tausend Euro extra. Noch verrät Kia nicht, wann der EV9 zu welchem Preis in Deutschland auf den Markt kommen wird. Wir rechnen damit, dass es spätestens im Herbst so weit sein wird.

(mfz)