Reaktion auf ChatGPT: Acht Bundesländer planen Lernwolke mit KI

Die neue Schulcloud soll den Leistungsstand von Schülern in einer Lerneinheit automatisiert messen und ihnen individuell Aufgaben zuweisen. Ein Test lief schon.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 28 Kommentare lesen
Education,Technology,Concept.,Edtech.,Ai,(artificial,Intelligence).

(Bild: metamorworks/Shutterstock.com)

Lesezeit: 3 Min.

Künstliche Intelligenz (KI) mit den eigenen Waffen schlagen, lautet offenbar der Grundsatz der Bildungs-, Kultus- und Schulminister von acht Bundesländern. Sie wollen noch vor der Sommerpause damit beginnen, eine KI-gestützte Lernwolke zu errichten, berichtet der Online-Fachdienst Table.Media.

Die geplante neue Schulcloud soll demnach in einem ersten Schritt den Leistungsstand von Schülern in einer Lerneinheit diagnostizieren. Im Anschluss weise das KI-gestützte System ihnen auf sie zugeschnittene Aufgaben zu. Bei einem Praxistest soll es langsameren Schülern gelungen sein, ihre Lernergebnisse nahezu zu verdoppeln. Pennäler mit bereits höherer Leistung hätten sich noch einmal deutlich steigern können. Der Praxistest eines Prototyps sei entsprechend erfolgreich verlaufen, schreibt Table.Media unter Verweis auf einen Untersuchungsbericht der TU Dresden.

Zum Einsatz gekommen sei eine Lösung des Anbieters Area 9 Lyceum, der seine Hauptsitze auf Kopenhagen und Boston verteilt hat und eine deutsche Niederlassung in Leipzig betreibt. Die Firma bezeichnet sich selbst als "Marktführer für adaptive Lernsysteme". Die eigene Lernplattform ermögliche den Wissenserwerb "zugeschnitten auf die individuellen Bedürfnisse jedes Einzelnen". Dem Bericht zufolge setzt das Unternehmen für das Erstellen von Lerneinheiten inzwischen auch das generative Sprachmodell ChatGPT ein. Im Rahmen der unmittelbar bevorstehenden Ausschreibung für die KI-Lernwolke müsse es sich aber neu bewerben. Insgesamt sollen 55 Millionen Euro aus dem Etat für länderübergreifende Projekte in die Entwicklung des Systems fließen, heißt es bei Table.Media. Unter Federführung Sachsens beteiligten sich Brandenburg, Hessen, Mecklenburg-Vorpommern, Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz, Sachsen-Anhalt und das Saarland.

Der neue brandenburgische Bildungsminister Steffen Freiberg (SPD) komme bereits ins Schwärmen: "Wenn dieses Projekt erfolgreich wird, dann würde zum ersten Mal das große Bildungsversprechen eingelöst, jeder Schülerin und jedem Schüler individuell das Beste anzubieten." Freiberg hatte schon jüngst auf einer Fachtagung in Potsdam dafür geworben, KI stärker in den Unterricht einzubeziehen: "Es soll insbesondere ab Jahrgangsstufe 5 Grundsatz in den Schulen werden, sich offensiv, konstruktiv und reflektiert mit den Möglichkeiten von KI auseinanderzusetzen", betonte er. Schüler müssten die Kompetenzen vermittelt werden, selbstständig Werkzeuge wie ChatGTP einzuschätzen und anzuwenden. Auch auf der Konferenz war bereits die Rede davon, das KI-System oder vergleichbare Chatbots als "individuelle Lernhilfe", Tutor und Trainer zu nutzen. Eine solche Vorgehensweise müsse aber immer von Pädagogen begleitet werden.

Die acht Länder wollen mit der Initiative offenbar auch darauf reagieren, dass Schüler zunehmend bei Klausuren und anderen Leistungsnachweisen mithilfe von ChatGTP schummeln. In Hamburg wurden gerade erst einzelne Abiturienten dabei erwischt, bei den Abiturprüfungen das KI-System verwendet zu haben. Speziell von einer Künstlichen Intelligenz ausgedachte Aufgaben könnten automatisiert auch von einem vergleichbar leistungsstarken Programm weniger einfach zu lösen sein.

Lernclouds sind an sich spätestens seit der Corona-Pandemie an vielen Bildungseinrichtungen gang und gäbe. Das Hasso-Plattner-Institut (HPI) etwa entwickelte seit 2016 projektbezogen eine Schulcloud für Niedersachsen, Brandenburg und Thüringen. Den technischen Betrieb und die Weiterentwicklung hat Mitte 2021 der IT-Dienstleister Dataport übernommen.

(kbe)