Was Facebook über Nicht-Mitglieder weiß

Das beliebte Netzwerk kennt E-Mail-Adressen und Freunde - auch wenn man nicht Mitglied ist. Denn Facebook sammelt Daten etwa über die E-Mail-Kontakte seiner Nutzer – wenn die entsprechende Dienste nutzen.

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Facebook ist oft auch über Nichtmitglieder überraschend gut informiert: So mehren sich die Meldungen von Lesern über Merkwürdigkeiten im Zusammenhang mit dem sozialen Netzwerk Facebook. Ein Leser, der noch keinen Facebook-Account hat, berichtet etwa, dass er von einem Bekannten eine Facebook-Einladungsmail erhalten habe. Diese enthielt unter anderem eine Vorschlagsliste mit Facebook-Mitgliedern, die der Empfänger vielleicht kennen könnte. Zum Entsetzen des Lesers waren ihm fast alle der vorgeschlagenen Personen bekannt, nicht aber seinem Freund, von dem er die Einladung erhalten hatte. Zu einigen der Kontakte sei nicht einmal durch eine gezielte Web-Recherche eine Verknüpfung herzustellen gewesen.

Wie also schafft Facebook das? Facebook sammelt auch über Nicht-Mitglieder Daten - mit Hilfe seiner Nutzer. So bietet zum Beispiel die Facebook-App für das iPhone bei der Einrichtung an, alle im Handy verfügbaren Kontakte an Facebook zu übertragen: "Wenn du diese Funktion aktivierst, werden alle Kontakte von deinem Handy (Name, E-Mail-Adresse, Telefonnummer) an Facebook gesendet". Bei der Einrichtung eines neuen Accounts bietet Facebook zudem an, das E-Mail-Konto des Neu-Mitglieds zu durchsuchen, um Freunde auf Facebook zu finden. Gibt man die E-Mail-Adresse sowie das Passwort seines Mail-Accounts an, durchforstet Facebook die Mailbox. Auch hierbei merkt sich Facebook die Adressen.

"Genau wie jedes andere Online-Adressbuch speichert auch Facebook die hochgeladenen Kontakte", erklärt das Unternehmen dazu auf Anfrage von heise online. Für den Anbieter ist das eine Dienstleistung: "Wenn Nutzer Kontakte hochladen und Einladungen verschicken, möchten sie informiert werden, wenn ihre Freunde sich auch registrieren." Auch könnten Freunde, die keine Mitglieder seien, über Ereignisse auf der Plattform informiert werden. "Die E-Mail-Adressen werden benötigt, um den Nutzern dies zu ermöglichen." Die Verantwortung für die Daten sieht das Unternehmen dabei beim Nutzer: "Es gehört zu unserem Service, diese Daten aufzubewahren, bis der Nutzer, der sie hochgeladen hat, sie löscht. Unter dem Fragezeichen-Symbol erläutern wir, wie ein Eintrag gelöscht werden kann und verlinken zu der entsprechenden Seite in den Privatsphäre-Richtlinien."

Denkbar ist auch, dass Facebook auf anderen Wegen eine Verknüpfung zwischen einem Benutzer und einem (Noch-) Nicht-Nutzer herstellt – etwa wenn ersterer nach dem Namen des zweiten sucht oder wenn beide etwas gemeinsam haben, zum Beispiel den Wohnort, die Schule oder den Arbeitgeber. Wie dem auch sei: Facebook kennt von Nichtmitgliedern zumindest die E-Mail-Adressen. Es verhalte sich wie ein "blinder Passagier auf dem sozialen Graphen des Nutzers", zitiert das Handelsblatt dazu Hendrik Speck, Informatik-Professor an der FH Kaiserslautern. Er fordert im Einklang mit dem Berliner Datenschutzbeauftragten Alexander Dix ein neues Datenschutzmodell. Bis es dazu kommt, wenn überhaupt, müssen sich die Facebook-Benutzer selber um die Pflege der von ihnen hochgeladenen Adressen aus dem Freundes- und Bekanntenkreis kümmern. Auf einer gut versteckten Seite kann man sie löschen.

Die Anbieter sozialer Netzwerkdienste sind nicht die einzigen Unternehmen mit tiefen Einblicken in das soziale Netz seiner Nutzer. Auch die Mobilfunkunternehmen haben Einblicke in die sozialen Verknüpfungen ihrer Kunden. Der Netzwerkausrüster Comverse zum Beispiel wirbt ganz offen für seine "Innovation", mit der sich der soziale Graph der Mobilfunk-Nutzerschaft auf optimales Marketing hin auswerten lässt. (jo)