Knapper Strom: Stadtwerke Oranienburg genehmigen keine neuen Wärmepumpen

Wegen Engpässen genehmigen die Stadtwerke in Oranienburg momentan keine Ladestationen, Anschlüsse für Gewerbe- und Industrieflächen und Wärmepumpen.

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E-Auto-Ladestation in Oranienburg

Öffentliche Ladestation in Oranienburg.

(Bild: oranienburg.de)

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Die Stadtwerke Oranienburg genehmigen zurzeit keine Neuanmeldungen oder Leistungserhöhungen für Hausanschlüsse. "Dies betrifft beispielsweise den Anschluss von Wärmepumpen und Ladeinfrastruktur", geht aus einer Mitteilung der Stadtwerke hervor. Auch neue Gewerbe- und Industrieflächen könnten derzeit nicht an das Netz angeschlossen und mit Strom beliefert werden.

Der Lieferengpass aus dem vorgelagerten Hochspannungsnetz wirke sich auf aktuelle Anschlussbegehren in der Oranienburger Kernstadt sowie im Ortsteil Sachsenhausen aus. Bestehende Verträge in der 50.000-Einwohner-Stadt nördlich von Berlin seien nicht betroffen.

Stadtwerke-Geschäftsführer Peter Grabowsky erläutert, die "schon seit über einem Jahr angeforderte zusätzliche Kapazität kann am Umspannwerk des vorgelagerten Hochspannungsnetzbetreibers dem Stromnetz in Oranienburg nicht bereitgestellt werden". Die Stadtwerke arbeiten nach eigenen Angaben zusammen mit der Hochspannungsnetzbetreiberin E.DIS Netz an einer Zwischenlösung, um den Engpass zu beseitigen, bis der Neubau des Umspannwerks der Stadtwerke Oranienburg in Betrieb gehen kann. Diesen Neubau treiben die Stadtwerke seit 2023 voran, 2026 soll er fertig sein, dann werde eine "deutlich erhöhte Stromabnahme aus dem Hochspannungsnetz" möglich. Für den Neubau haben die Stadtverordneten für das laufende Jahr insgesamt 13,8 Millionen Euro als Eigenkapital zur Verfügung gestellt.

"Der Strombedarf unserer wachsenden Stadt hat sich enorm entwickelt, schneller, als es in der Vergangenheit vorausgesehen wurde", sagte der parteilose Bürgermeister Alexander Laesicke. "Wir arbeiten mit Hochdruck daran, Stadtentwicklung nicht komplett auszubremsen, sondern ausreichend Leistung zur Verfügung zu stellen, für unsere großen Industrieunternehmen, genau wie für private Häuslebauer."

Über den Versorgungsengpass haben die Stadtwerke Oranienburg die Bundesnetzagentur informiert. Ein Sprecher sagte heise online, andere vergleichbare Fälle seien der Bundesnetzagentur nicht bekannt. Aus ihrer Sicht sei die Situation in Oranienburg nicht akzeptabel. Zur weiteren Aufklärung des Sachverhalts habe sie die Bundesnetzagentur die Stadtwerke Oranienburg um weitere Informationen gebeten.

Nach vorläufiger Bewertung handele es sich um Fehleinschätzungen in der Planung, die die Nachfrage nach Netzanschlüssen und auch die Planung der Netzausbauten betreffen könnten, teilte der Sprecher weiter mit. Als Ursache für die Probleme in Oranienburg kämen auch Kommunikationsdefizite zwischen den beteiligten Verteilnetzbetreibern in Betracht, das werde zurzeit geklärt.

"Grundsätzlich besteht für Netzbetreiber die allgemeine Pflicht, Anschlussbegehrende an ihr Netz anzuschließen", erläuterte der Sprecher der Bundesnetzagentur. Das gelte auch für steuerbare Verbraucher wie Wärmepumpen oder Ladeeinrichtungen für Elektrofahrzeuge. "Netzbetreiber haben ihr Netz zudem vorausschauend zu ertüchtigen, um grundsätzlich Problemen mit mangelnder Kapazität vorzubeugen."

(anw)