Kernel-Log: Grafiktreiber und Mesa3D aktualisiert, vier neue Stable-Kernel

Nahezu parallel zur Vorstellung des ersten X-Servers der 1.8er-Serie wurden auch Mesa3D und mehrere Treiber aktualisiert. Vier neue Stable-Kernel bringen Fehlerkorrekturen und kleine Verbesserungen.

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Von
  • Thorsten Leemhuis

Nicht nur der X-Server erschien kürzlich in einer neuen Version, auch viele andere für die Grafikunterstützung in Linux-Distributionen wichtige Bausteine wurden in den vergangenen zwei Wochen aktualisiert.

So hat AMD-Mitarbeiter Alex Deucher die Versionen 6.12.7 und 6.13.0 des Treiberpakets xf86-video-ati veröffentlicht. Während Erstere nur eine kleine Korrektur bringt, wartet Letztere mit zahlreichen neuen Funktionen auf. darunter Unterstützung für zahlreiche neuere Radeon-GPUs, KMS (Kernel-Based Mode-Setting) und einige Stromsparfunktionen moderner Radeon-Grafikchips. Außerdem bietet der Treiber rudimentäre Unterstützung für die Evergreen-GPUs, die auf Radeon-HD-Karten der 5000er-Serie sitzen.

Zu den weiteren Neuerungen der Version 6.13 zählen DRI2-Unterstützung für alle Radeon-GPUs bis zur r700-Serie, die etwa auf der Radeon-Karten der Reihe HD-4000 im Einsatz sind. In Zusammenarbeit mit aktuellem Mesa- und DRM-Code bietet der Treiber 3D-Unterstützung bei GPUs der Serien r600 und r700 (Radeon-HD-Serien 2000, 3000 und 4000). Diese und einige andere Neuerungen finden sich aber bereits jetzt in mehreren Linux-Distributionen, da deren Entwickler teilweise bereits Code aus dem Entwicklerzweig des Treibers eingesetzt haben, aus dem nun die Version 6.13 hervorging.

Die Intel-Entwickler hatten bereits kurz vor der Freigabe des neuen X-Servers die Version 2.11 ihres X.org-Treibers xf86-video-intel freigegeben. Sie unterstützt DRI2 inklusive einiger Funktionen, die eine bessere Abstimmung neuer Darstellungen mit dem Bildwechsel ermöglicht ("page flipping"). Bei einigen älteren Grafikkernen wie denen der 945er-Reihe soll der Treiber deutlich schneller große Pixmaps verarbeiten; zudem unterstützt er bereits jetzt die Grafikkerne der Sandybridge-Prozessoren, die Intel Gerüchten zufolge Anfang nächsten Jahres einführen will. Abermals entfernten die Entwickler alten, für User Mode-Setting (UMS) benötigter Code aus dem schon seit Monaten auf KMS (Kernel-based Mode-Setting) angewiesenen Grafiktreiber, um die Wartung und Weiterentwicklung des Treibers zu erleichtern.

Auch die OpenGL-Bibliothek Mesa erschien kürzlich in neuen Versionen. Mesa 7.7.1 unterscheidet sich allerdings nur durch kleinere Korrekturen vom Vorgänger. Das als "Development Version" gekennzeichnete Mesa 7.8 hingegen bringt neue Features wie deutliche bessere Unterstützung für EGL, State Trackers für OpenGL ES 1.1 und 2.0 sowie Dokumentation für Gallium. Der Gallium-Treiber für Radeon-Grafikchips der Serien r300 bis r500 soll erheblich verbessert sein und jetzt halbwegs stabil, aber weiterhin nicht sonderlich schnell laufen. Am Ostermontag folgte das "Emergency Release" Mesa 7.8.1, das einen Fehler der Vorversion beseitigt.

Jesse Barnes hat zudem die Version 2.4.20 der Libdrm veröffentlicht; sie bringt im wesentlichen kleinere Korrekturen für die Bibliothek, die zwischen Mesa und der Grafikunterstützung des Kernels vermittelt. Freigegeben wurden in den letzten Tagen und Wochen zudem xf86-input-evdev 2.4.0, xf86-input-synaptics 1.2.2 und pixman 0.18.0 – die letztgenannte Software soll einige signifikante Performance-Verbesserungen bringen, wie die Freigabe-Mail erläutert.

Die Entwickler von X.org diskutieren derweil über das weitere Vorgehen bei der Pflege und Weiterentwicklung. Recht sicher scheint, das Peter Hutterer die Pflege der 1.8er-Reihe des X-Servers übernimmt. Dabei will er ähnlich wie schon bei der 1.7er-Reihe alle paar Wochen neue Versionen veröffentlichen, die im wesentlichen Fehler korrigieren. Die Planungen für die Entwicklung des X-Servers 1.9 werden gerade diskutiert. Keith Packard, der auch die Entwicklung der Versions 1.8 vorangetrieben hat, hat vorgeschlagen, neue X-Server nicht wie zuletzt geplant alle sechs Monate zu veröffentlichen, sondern alle drei; erneut diskutiert wird auch die Zusammenführung von Treibern oder Teilen davon mit dem X-Server.

In den letzten März-Tagen hatten zudem AMD und Nvidia neue Versionen ihrer proprietären Linux-Treiber veröffentlicht. Die Version 195.36.15 der Nvidia-Treiber behebt einige Fehler, die zum Absturz des X-Server führten oder Ursache für Performance-Probleme im Zusammenhang mit KDE und Text ohne Antialising waren. Der Treiber bringt zudem Unterstützung für das Treiber-ABI des X-Server 1.8 und einige neuere Grafikchips.

Zu den Neuerungen der Version 10.3 des als fglrx bekannten Catalyst-Treibers von AMD gehört laut den Release Notes die als "Early Look" klassifizierte Unterstützung für das kürzlich freigegebene Red Hat Enterprise Linux 5.5; zudem bringt die neue Version einige Fehlerkorrekturen. Einen Tag später hat das Unternehmen eine experimentelle, mit 10.3 verwandte Treiberversion freigegeben, die bereits OpenGL 4.0 unterstützt.

Die Betreuer der Stable-Series haben am Karfreitag gleich vier neue Kernel-Versionen freigegeben, die kleine Verbesserungen und Fehlerkorrekturen bringen: 2.6.27.46, 2.6.31.13, 2.6.32.11 und 2.6.33.2. In der Freigabe-Mail zur 27er-Version findet sich eine nachdrückliche Empfehlung zum Wechsel auf die neue Version, bei der 32er und 33er nur eine weniger explizite; wie immer gibt es keine Angaben zu Sicherheitskorrekturen. In der Freigabe-Mail zur 31er-Version rät Greg Kroah-Hartman zum Wechsel auf einen 32er- oder 33er-Kernel. Offensichtlich will er die Pflege der 31er-Serie bald endgültig einstellen – das hatte er bereits zuvor angekündigt, die dreizehnte Ausgabe aber wohl doch noch freigegeben, da noch Korrekturen für diese Reihe eingetrudelt waren.

Bereits Ende März hat Linus Torvalds die dritte Vorabversion von 2.6.34 freigegeben. In der vergleichsweise langen Freigabe-Mail gesteht er ein, dass die zweite Vorabversion nicht so rund lief ("Ok, so -rc2 was messy, no question about it."); das verkürzte Merge Window habe sich diesmal nicht wie erhofft ausgewirkt. Er weist Tester zudem auf Probleme hin, die die beiden vorangegangenen Vorabversionen bei Ext3 und SELinux zeigten.

Kernel

  • Der Maintainer des RCU-Subsystem, Paul E. McKenney, hat in den vergangenen Wochen und Monaten in seinem Blog eine Reihe von Einträgen verfasst, die sich sehr detailliert mit einigen Aspekten des für optimale Nutzung von Multicore-Systeme wichtigen "Parallel Programmings" beschäftigt.

Grafik

Kernel-Umland ("Plumbing layer"), Userland-Treiber, Entwicklertools

  • Junio C Hamano hat Git 1.7.0.3 veröffentlicht.
  • Die GCC-Entwickler haben den ersten Release Candidate von GCC 4.5.0 freigegeben.
  • Die Veranstalter der Embedded Linux Conference Europe (ELCE) 2009 stellen auf ihrer Webseite seit kurzem Videoaufzeichnungen vieler auf der Konferenz gehaltenen Vorträge bereit.
  • Karel Zak hat die Version 2.17.2 der bei vielen Distributionen eingesetzen Werkzeugsammlung util-linux-ng freigegeben.
  • Die Systemtap-Entwickler haben die Version 1.2 ihres Tracing- und Debugging-Frameworks veröffentlicht.
Weitere Hintergründe und Informationen rund um Entwicklungen im Linux-Kernel und dessen Umfeld finden sich in den vorangegangenen Kernel-Logs auf heise open. Neue Ausgaben des Kernel-Logs werden auf den Identi.ca- und Twitter-Konten "@kernellog" erwähnt; die englischen, bei den Kollegen von "The H" erscheinenden Übersetzungen auf den Identi.ca- und Twitter-Konten "@kernellog2". Der Autor des Kernel-Logs zwitschert unabhängig davon über einige Kernel-Log-Themen bei Identi.ca und Twitter als "@kernellogauthor". (thl).