Lithografie-Systeme: China gibt am meisten Geld aus

ASML, der wichtigste Fab-Ausrüster der Welt, stabilisiert sich – insbesondere dank großer Nachfrage aus China.

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ASMLs Lithografie System Twinscan NXT 1980Di

ASMLs Lithografie-System Twinscan NXT:1980Di, das chinesische Firmen grundsätzlich weiterhin kaufen dürfen.

(Bild: ASML)

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ASML hat im zweiten Quartal 2024 wieder die Umsatzschwelle von sechs Milliarden Euro überschritten. Knapp 4,8 Milliarden Euro hat der niederländische Weltmarktführer durch den Verkauf von Lithografie-Systemen eingenommen. Zusätzliche 1,5 Milliarden Euro spülte die Wartung bereits verkaufter Maschinen in die Kasse. Von den insgesamt 6,24 Milliarden Euro Umsatz blieben 1,58 Milliarden Euro als Nettogewinn übrig.

Chiphersteller in China zeigen weiterhin das mit Abstand größte Kaufinteresse: Die Hälfte der Verkaufseinnahmen entfiel auf das Land, also mehr als 2,3 Milliarden Euro. Das schließt Chinas größten Chipauftragsfertiger SMIC ein, aber auch viele kleine Produzenten, etwa von Controllern und Sensoren.

Chinesische Chipfertiger kaufen die meisten Lithografie-Systeme von ASML. Aber auch taiwanische und südkoreanische Firmen haben wieder zugelegt.

(Bild: ASML)

Sie dürfen aufgrund von Exporteinschränkungen seit Anfang 2024 nur noch ältere Lithografie-Systeme von ASML kaufen, die für die unzähligen kleinen Chips ausreichend sind. Die USA üben Druck auf ASML und die Niederlande aus, um die Exporteinschränkungen weiter zu verschärfen.

Dagegen argumentiert auch der neue ASML-Chef Christophe Fouquet öffentlich – er löste Ende April 2024 den bisherigen CEO Peter Wennink ab, der in Rente gegangen ist. In einem Interview mit dem Handelsblatt sagte Fouquet: "Es ergibt keinen Sinn, jemanden davon abzuhalten, etwas zu produzieren, das du brauchst."

Er spielte damit auf die massive Fertigungskapazität mit älteren Prozessgenerationen in China an – häufig mit Strukturen von 90 Nanometern oder noch gröber. Aktuell könnten Europa und Nordamerika ihren Bedarf für solche Chips wahrscheinlich nicht selbst abdecken.

Aus politischer Sicht ist ASML eine der wichtigsten Firmen der Welt, weil sie die fortschrittlichsten Lithografie-Systeme herstellt. Bei aktuellen Maschinen mit extrem-ultravioletter (EUV-)Belichtungstechnik hat ASML ein weltweites Monopol. Diese darf der Hersteller aber seit jeher nicht nach China verkaufen.

Laut ASML stabilisiert sich die Halbleiterindustrie nach der Talfahrt im Jahr 2023 weiter. Das Produktionsniveau von mehr als 110 neuen Lithografie-Systemen pro Quartal hat die Firma aber bisher nicht wieder erreicht. Im zweiten Quartal waren es 89 neue Systeme, zuzüglich 11 wieder aufbereiteter. Unter den 89 befanden sich acht EUV-Maschinen. Zum Vergleich: Zu Spitzenzeiten verkaufte ASML 17 EUV-Systeme binnen dreier Monate.

Im jetzt laufenden dritten Quartal 2024 erwartet ASML einen Umsatz zwischen 6,7 Milliarden und 7,3 Milliarden Euro. Im Bestfall würde sich ASML seinem Rekord von gut 7,8 Milliarden Euro im vierten Quartal 2023 nähern. Damals durfte der Hersteller noch teurere Lithografie-Systeme nach China verkaufen – dies und asynchrone Zyklen beflügelten die Geschäftszahlen, obwohl es der Halbleiterindustrie schlecht ging.

Der Börse scheint insbesondere der Ausblick nicht genug zu sein. Die Aktie fiel seit Veröffentlichung des Quartalsberichts um fast zehn Prozent.

(mma)