SCO vs. Linux: Die Royal Bank of Canada will aussteigen

Die SCO Group hat die Pflichtmitteilung veröffentlicht, dass die Royal Bank of Canada ihr Engagement als Großinvestor beenden will.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 511 Kommentare lesen
Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Detlef Borchers

Unmittelbar nach Börsenschluss hat die SCO Group die Pflichtmitteilung veröffentlicht, dass die Royal Bank of Canada (RBC) ihr Engagement als Großinvestor beenden will. Gleichzeitig gab die SCO Group bekannt, dass die kanadische Bank 20.000 Vorzugsaktien, die einen Nennwert von 1000 US-Dollar pro Aktie besitzen, an Baystar Capital verkauft hat. Damit sind bei der RBC vom ursprünglichen Investment von 30 Millionen US-Dollar 10 Millionen entsprechend 740.740 Standard-Aktien zum einst festgesetzten Preis von 13,50 US-Dollar pro Aktie übrig, die RBC am Markt veräußern könnte. Derzeit liegt der Preis dieser Aktie bei etwa 6 US-Dollar.

Mit der Bekanntgabe der Aktionen und Wünsche der Royal Bank haben sich die Gerüchte in der US-amerikanischen Morgenpresse bestätigt. Abseits der finanziellen Ankündigung zeigt die SCO Group Einsicht und hat mit der Pflichtmitteilung nicht mehr die Behauptung veröffentlicht, Eigner von Unix zu sein. In der Meldung heißt nun es korrekt: "UNIX is a registered trademark of The Open Group in the United States and other countries." Zuvor hatte die Open Group als Rechtsnachfolger von X/Open gegen eine verfälschende Darstellung des Warenzeichens protestiert, wollte aber nicht prozessieren. Eine von der Open Group nicht genannte Firma soll daraufhin angeboten haben, die Prozesskosten um die korrekte Nennung der Warenzeichen zu übernehmen.

Zusammen mit Baystar Capital gehörte die Royal Bank of Canada zu den Risiko-Investoren, die die Kriegskasse von SCO mit 50 Millionen US-Dollar füllten. Dabei investierte Baystar 20 Millionen, die kanadische Bank 30 Millionen US-Dollar. Mit dem nun beabsichtigten Ausstieg der Bank um jeden Preis ist Baystar Capital mit 40 Millionen US-Dollar in Vorzugsaktien plus 8 bis 10 Millionen US-Dollar Zinsen der bestimmende Investor bei der SCO Group. Baystar hatte in der jüngsten Vergangenheit mehrfach gefordert, dass die SCO Group sich auf das Kerngeschäft der vor Gericht anhängigen Klagen um ihr geistiges Eigentum konzentrieren soll. Diese Forderung dürfte jetzt noch dringlicher von Baystar gestellt werden, nachdem die SCO Group zu zögerlich mit den Entlassungen von Programmierern und Support-Technikern begonnen hatte.

Welchen Verlust die Royal Bank of Canada mit ihrem Investment in die SCO Group erleidet, dürften die börslichen Notierungen der nächsten Woche zeigen. Zum gegenwärtigen Zeitpunkt wären es etwa 5,555 Millionen US-Dollar.

Zu den Entwicklungen im Streit zwischen SCO, IBM und der Open-Source-Gemeinde siehe Bericht auf c't aktuell (mit chronologischer Linkliste zu Beiträgen auf heise online, c't und Technology Review):

(Detlef Borchers) / (anw)