Google DeepMind: Mitarbeiter fordern Ausstieg aus KI-Militärverträgen

Fast 200 Angestellte von Google DeepMind zeigen sich besorgt, dass die von ihnen entwickelte KI-Technologie zur Kriegsführung eingesetzt wird.

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Google-Schriftzug an weißer Wand

(Bild: testing/Shutterstock.com)

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Innerhalb von Google DeepMind, der auf Künstliche Intelligenz (KI) spezialisierten britischen Tochter des US-Internetkonzerns, wächst der Unmut über die Unterstützung von Big-Data-Lösungen für kriegerische Auseinandersetzungen. Knapp 200 DeepMind-Mitarbeiter – rund 5 Prozent der Belegschaft – unterzeichneten kürzlich einen Brief, in dem sie den Tech-Giganten aufforderten, seine Verträge mit Militärorganisationen aufzulösen. Dies berichtet das US-Magazin Time. Die Autoren des Schreibens vom 16. Mai nennen demnach zwar keine konkreten Streitkräfte, denn es gehe ihnen nicht um einen bestimmten Konflikt. Sie verweisen jedoch auf Meldungen, wonach Google einen direkten Vertrag zur Bereitstellung von Cloud-Computing- und KI-Diensten für das israelische Militär (IDF) hat und – zusammen mit Amazon – Teil des einschlägigen Projekts Nimbus ist. Dieses soll im Gaza-Krieg für Massenüberwachung und Zielselektionen verwendet werden.

"Jede Beteiligung am Militär und an der Waffenproduktion beeinträchtigt unsere Position als führendes Unternehmen im Bereich ethischer und verantwortungsvoller KI und verstößt gegen unser Leitbild und unsere erklärten KI-Prinzipien", heißt es laut Time in dem Brief, der innerhalb von DeepMind kursiere. Die Unterzeichner verlangen demnach von den Verantwortlichen von DeepMind, Militärnutzern den Zugang zu hauseigenen Technologien zu sperren. Sie machen sich für ein neues Kontrollgremium stark, das die Einhaltung dieses Ansatzes gewährleisten soll.

Drei Monate nach der Verbreitung des Briefs hat Google laut Beteiligten keinen der Appelle aufgegriffen. "Wir haben keine sinnvolle Antwort von der Unternehmensleitung erhalten", monierte einer der Mitarbeiter gegenüber Time. "Wir werden immer frustrierter". Als Google DeepMind 2014 kaufte, nahmen die Leiter des damaligen Labors dem Konzern das Versprechen ab, dass ihre KI-Technologie niemals für militärische oder Überwachungszwecke eingesetzt werden würde. Ein Google-Sprecher beteuerte laut dem Bericht nun, das Unternehmen halte sich an seine KI-Prinzipien. Der Nimbus-Vertrag gelte nur für Arbeiten, "die von israelischen Ministerien in unserer kommerziellen Cloud ausgeführt werden und die sich damit einverstanden erklären, unsere Servicebedingungen und Richtlinien zur akzeptablen Nutzung einzuhalten". Die Vorgaben schließen aber nicht aus, mit KI von Google Militärkunden zu bedienen.

Der Guardian schrieb im April, schon in den ersten Monaten 2024 seien 50 Google-Mitarbeiter entlassen worden, die der Kooperation mit Israels Militär kritisch gegenüberstanden. Laut militärischen Insidern verbindet eine regelrechte "Kill Cloud" längst Sensoren und Waffenplattformen für Drohnen mit einem global verteilten Netzwerk von Geräten, Software und einer Vielzahl anderer Knotenpunkte über Satelliten, Kabel, Funk und digitale Kommunikationsverbindungen. Cloudbasierte Lösungen auch der großen US-Anbieter würden so "für Analyse, gezielte Schläge und zum Töten eingesetzt".

(usz)