Google: Microsoft nutzt Windows Server als Druckmittel für Azure​

Missbrauch von Marktmacht wirft Google Microsoft vor. Unfaire Lizenzen für Windows Server würden Microsofts Cloud-Geschäft in der EU protegieren.​

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 30 Kommentare lesen
Blick in einen Gang eines Rechenzentrums

(Bild: Next Layer)

Lesezeit: 3 Min.

Google beschwert sich bei der Europäischen Kommission über Microsoft, weil dieses seine Marktmacht bei Windows Servern missbrauche. Microsoft schreibe seit 2019 unfaire Bedingungen für Windows Server in die Lizenzen, um sich Vorteile im Wettbewerb um Cloud-Aufträge zu verschaffen. Es ist wettbewerbsrechtlich grundsätzlich verpönt, Marktmacht in einem Markt dazu auszunutzen, sich Vorteile in einem anderen Markt zu verschaffen.

Microsoft-Kunden, die bereits selbst Windows Server betreiben, könnten ihre Lizenzen gebührenfrei in Microsofts Cloud ("Azure") oder in die Rechenzentren kleinerer Mitbewerber umziehen. Wollen sie hingegen in die Alibaba Cloud, zu Amazons AWS oder in die Google Cloud umziehen, müssten sie neue Windows Server Lizenzen zum fünffachen Preis kaufen, sagt Google. Das zeige, dass es sich um eine willkürliche Strafe dafür handle, nicht bei Azure einzukaufen: "Ginge es darum, Microsofts Immaterialgüterrechte zu Geld zu machen, würden die (hohen Lizenzkosten) bei allen Nicht-Azure-Anbietern fällig, nicht bloß bei den wichtigsten Azure-Konkurrenten."

Außerdem weigere sich Microsoft, Windows Server, die bei den drei Top-Konkurrenten laufen, länger als drei Jahre mit Updates und Sicherheitsfixes zu versorgen. Dafür gäbe es keine technische Rechtfertigung.

"Einfach gesagt, nutzt Microsoft sein Windows-Server-Monopol dazu, Kunden dazu zu drängen, auch Azure zu verwenden. Das verletzt allerdings EU-Recht", schreibt Google in einer heise online vorliegenden Zusammenfassung der Beschwerde, "Unternehmen dürfen Dominanz in einem Markt nicht als Hebel nutzen, Wettbewerb in einem separaten Markt zu verhindern. Aber das ist genau das, was Microsoft tut."

Ähnliche Vorwürfe hat der Branchenverband Cloud Infrastructure Service Providers in Europe (CISPE) bereits vor zwei Jahren erhoben. Doch haben die Cloud-Anbieter ihre Wettbewerbsbeschwerde gegen Microsoft wieder zurückgenommen, nachdem Microsoft Millionen gezahlt und versprochen hat, technische Hürden zu senken. Die besseren Bedingungen gelten allerdings nur für CISPE-Mitglieder mit Ausnahme Amazon AWS'. An den zusätzlichen Windows-Server-Lizenzkosten für Kunden von Alibaba, Amazon und Google habe sich nichts geändert, weshalb Endkunden und Steuerzahler weiterhin geschädigt würden.

Daher erhebt Google nun eine neue Beschwerde; deren Text hat der Datenkonzern allerdings nicht veröffentlicht. Abhilfe sei einfach, sagt Google: Microsoft dürfe keine zusätzlichen Gebühren für den Einsatz von Windows Server in fremden Clouds egal, welchen Anbieters verlangen; zudem müssten die Bedingungen für Produkt- und Sicherheitsupdates gleich sein.

"Microsoft hat ähnliche Bedenken europäischer Cloud-Anbieter freundschaftlich beigelegt", reagiert Microsoft auf die Vorwürfe, "Selbst, nachdem Google gehofft hatte, dass sie weiter prozessieren. Nachdem Google dabei versagt hat, die europäischen Firmen zu überzeugen, erwarten wir, dass Google ähnlich dabei versagen wird, die Europäische Kommission zu überzeugen." Konkret auf den Vorwurf der fünffachen Lizenzgebühren angesprochen, sagte Microsoft nichts.

(ds)