Kommentar: Tim Cook, Held der Knöpfe

Apple hat seinen neuen iPhones zwei neue Knöpfe spendiert. Ist das genau richtig, weil es der Bedienung hilft? Immerhin kann Jony Ive nicht mehr reingrätschen.

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Kamerasteuerung

Kamerasteuerung auf dem iPhone: Gut oder unnötig?

(Bild: Apple)

Lesezeit: 2 Min.

Ein Knopf ist laut Duden ein "kleiner, meist runder, flacher, kugeliger oder halbkugeliger Gegenstand aus festem Material an Kleidungsstücken". Als zweite Bedeutung nennt das Nachschlagewerk: "meist runder Teil eines [elektrischen] Geräts, mit dem man durch Drücken oder Drehen etwas ein- oder ausschaltet, in Gang setzt, regelt."

Letztere Definition meinte Steve Jobs, als er vor bald zwei Jahrzehnten seine Mitarbeiter für die Entwicklung des ersten iPhones anwies: "Dieses Telefon wird nur einen Knopf haben. Findet heraus, wie." Die Mitarbeiter machten es sich einfach und verbauten einen Touchscreen. Schon war die Sache geritzt, der Chef zufrieden. Alle iPhone-Telefonisten hatten fortan ein großes Display mit einem Home-Button am Ohr statt einer popeligen Anzeige mit knapp 40 Blackberry-Tasten darunter.

Zehn Jahre später, Steve Jobs konnte schon nicht mehr protestieren, machte der damalige Design-Chef Jony "Minimalistisch" Ive das iPhone noch um den einen Knopf kürzer: Face ID und Gesten ersetzten den Home-Button. Wer spätestens hier dachte, Apple habe die Drücken-Ära komplett auf Tippen-Ära umgestellt, wird nun eines Besseren belehrt.

Sebastian Trepesch

Sebastian Trepesch arbeitet für die heise-Zeitschrift Mac & i. Neben Hard- und Software von Apple betreut er dort das Thema Fotografie, kümmert sich aktuell aber mehr um organisatorische Belange als um eigene Texte.

Erstens, das iPhone wurde nie ganz knopflos, am seitlichen Rahmen versteckten die Mitarbeiter schon immer ein paar Tasten vor ihrem einstigen Chef. Zweitens rüstet Tim Cook seit letztem Jahr genau hier auf. Zuerst mit der Aktionstaste an den Pro-iPhones, jetzt mit dem Kameraauslöser. Selbst die Standardmodelle bekommen beide Tasten.

Wer sich den iPhone-Rahmen genau betrachtet, wird feststellen: Da ist noch Platz für mehr! Ich wünsche mir für die nächsten Jahre: 2025 den Fokus-Knopf, 2026 den Taschenlampen-Knopf, 2027 Apple Intelligence an / aus, 2028 das A, 2029 das B und so weiter. Um 2050 herum haben wir das ganze Alphabet als physische Tasten. Und falls die Leer- und Sonderzeichen dort keinen Platz finden, bleibt ja noch die Rückseite. Scherz beiseite: Ich freue mich über die neuen iPhone-Tasten, besonders den Kamera-Button.

Jony "Knopf-ab" Ive kann in diese Entwicklung nicht hineingrätschen, er ist längst weitergezogen. Was er zurzeit treibt? Er landete – Ironie der Geschichte – bei Bedeutung 1 der Duden-Definition von "Knopf" und nahm sich die "sehr sanfte, bescheidene Erforschung" (Zitat Ive!) des Themas vor. Für eine Daunenjacke der Luxusmarke Moncler entwarf er in vier Jahren – einen Knopf.

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(bsc)