Der XL1, Fahnenträger und Demonstrator der Machbarkeit, ist weder praktisch noch realistisch

Damals war das die Zukunft

Seit Jahren demonstriert VW mit seinen schnittigen Versuchsträgern, dass ein Verbrauch von einem Liter Diesel auf 100 km machbar ist. Jetzt kommt der XL1 als Kleinserie. Wie fährt sich der sparsame Gleiter auf der Landtraße?

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Von
  • Clemens Gleich
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Stuttgart, 15. Juli 2013 – Dieses Auto ist sehr nerdig, also steigen wir noch nerdiger ein: Ende der finsteren Achtziger gab es ein RPG (nix auf Netzwerk, sondern auf Papier) namens Shadowrun, in dem die Macher eine Zukunft extrapolierten, die vom Blickpunkt 1989 aus zwar nicht realistisch, aber vorstellbar war. In der gedachten Zukunft konnte man einen "Volkswagen Elektro" kaufen, ein elektrisches Kabinendreirad für die junge, aufstrebende Konzerndrohne. Der war windschnittig, leicht, effektiv, gut gestaltet, fair bepreist und kein Spieler wollte einen haben. Das Auto war einfach zu speziell. Gut: Und zu langsam.

An den "Elektro" musste ich oft denken, als ich VWs Effizienzdemonstrationen mit erst dem L1 und schließlich dem XL1 sah. Natürlich ist diese Fortbewegung höchst effizient, liebe Leute bei Volkswagen. Die Masse will so aber nicht Orte wechseln, weder heute noch morgen. Jetzt ist es 2013 und ich kann einen XL1 fahren, der später in einer Kleinserie von angekündigt wahrscheinlich 250 Exemplaren zu einem unbekannten, aber hohen Preis tatsächlich als zulassungsfähiges Straßenfahrzeug verkauft werden soll. Besondere Vorfreude herrschte vorher nicht. Diese scheppernden Hocheffizienz-Seifenkisten sind ja eher technisch denn fahrerisch interessant. Aber ein Alpenpass macht ja meistens in egal welcher Seifenkiste immer zumindest ein bisschen Spaß.

Reinsetzen. Die Fahrgastzelle sieht aus, als baue VW dieses Auto seit Jahren in Großserie. Die Sitze sind eine Handbreit über dem Asphalt eingehängt, sind aber sehr bequem in ihrer Liegestuhlstellung. Das Beste sind die Scherentüren. Sie passen perfekt zu so einem Raumschiff. Angefahren wird normalerweise mit dem E-Motor, man kann per Taste auch erzwingen, dass nur ebendieser benutzt werden soll. Dann ist der XL1 so, wie Elektroautos früher waren: Man hört das elektrische Summen, viel Straße und wenig Wind. Man sieht die Stoßstangen der SUV-Gesellschaft und vielleicht ihre belächelnden Gesichter: Ach. Nett. Gut, dass ich da unten nicht drinsitze.