Nur 75.000 Erdgasautos sind derzeit zugelassen, dabei haben sie einige Vorteile

Erdgasautos sind nach wie vor Exoten – warum eigentlich?

Nur rund 75.000 Erdgasautos sind in Deutschland zugelassen. Dabei sprechen einige ökonomische und ökologische Gründe für sie. Ein Grund liegt in der geringen Tankstellendichte – dabei hilft zur Not auch Benzin weiter

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  • ggo
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Hamburg, 10. Februar 2012 – Ihr Anteil am gesamten Bestand in Deutschland von 42,9 Millionen Pkw zeigt es: Autos mit Erdgasantrieb sind unpopulär. Nur rund 75.000 Autos mit dem Alternativantrieb waren zum Stichtag 1. Januar 2012 laut Kraftfahrt-Bundesamt zugelassen. Dabei lohnt der Betrieb der sogenannten CNG-Fahrzeuge (Compressed Natural Gas) nach Meinung vieler Experten gegenüber Benzinern und selbst Dieselautos fast immer – aus ökonomischen und ökologischen Gründen.

Gefangen in der Nische

Trotzdem fahren CNG-Autos nicht aus ihrer Nische heraus, wie Stefan Bratzel vorrechnet. Zwar seien die Neuzulassungen von Erdgasautos von 2010 bis 2011 leicht von 4982 auf 6300 Pkw gestiegen, richtig in Fahrt kommen sie aber nicht: "Trotz der massiven steuerlich bedingten Preisvorteile an der Tankstelle werden sie vom Kunden bislang nicht angenommen", sagt der Leiter des Center of Automotive Management (CAM) an der Fachhochschule für Wirtschaft in Bergisch Gladbach. Bis Ende 2018 sind die Kraftstoffpreise für Erdgas und das Autogas LPG laut Energiesteuergesetz begünstigt.

Doch mit den Tankstellen ist wohl das Kernproblem benannt: Nach Angaben des Trägerkreises Erdgas Mobil gibt es bundesweit nur rund 900 Tankstellen, die Erdgas anbieten. Weil die Reichweite von CNG-Autos gegenüber effizienten Benzinern und Dieselantrieben meist bei weniger als der Hälfte liegt, können Erdgastankstellen gerade auf Langstrecken außerhalb der Reichweite liegen. Ein wirkliches Problem ist das aber in der Regel nicht: Selbst mit einem sogenannten monovalenten Fahrzeug, das nur über einen kleinen Nottank mit Benzin verfügt, kommt man noch gut 100 Kilometer weiter, wenn das Gas ausgeht. Ist das Auto bivalent ausgelegt, ist für herkömmlichen Sprit ein größerer Tank an Bord.

Auf Tankstellentour

Wer die Vorzüge des Erdgasbetriebes voll ausschöpfen will, sollte längere Fahrten gut entlang der geeigneten Zapfsäulen planen. Navigationsgeräte helfen dabei weiter, bei vielen lassen sich CNG-Tankstellen in der Karte einblenden. Wenig überzeugend ist dabei die intransparente Preisgestaltung: "Die Abgabe von Erdgas in Kilogramm macht Autofahrern den Kostenvergleich schwer", sagt Jürgen Wolz, Technischer Leiter beim TÜV Süd. Gerd Lottsiepen vom Verkehrsclub von Deutschland (VCD) kennt immerhin eine Faustregel: "Man spart gegenüber einem vergleichbaren Benziner rund 50 Prozent an Treibstoffkosten." Wer den logistischen Aufwand nicht scheut, wird also an der Tankstelle belohnt.