Thomas Sedran folgt auf Karl-Friedrich Stracke

Opel: Thomas Sedran wird der neue Chef

Ein endgültiger Nachfolger für den zurückgetretenden Opel-Chef Karl-Friedrich Stracke ist noch nicht gefunden. Bis zu einer Entscheidung wird Thomas Sedran die Geschicke der Marke leiten

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Rüsselsheim, 17. Juli 2012 – Strategievorstand Thomas Sedran führt ab sofort die Geschäfte des kriselnden Autobauers Opel. Der Aufsichtsrat der Adam Opel AG ernannte den 47-Jährigen am Dienstag zusätzlich zu seinen derzeitigen Aufgaben zum stellvertretenden Vorstandsvorsitzenden. Sedran solle die Geschäfte führen, bis ein neuer Opel-Chef gefunden sei, teilte Opel in Rüsselsheim nach einer außerordentlichen Sitzung des Kontrollgremiums mit. Der bisherige Opel-Chef Karl-Friedrich Stracke war in der vergangenen Woche überraschend zurückgetreten.

Erst seit April bei Opel

Im Autogeschäft kennt sich der neue Opel- Lenker Thomas Sedran bestens aus. Mehr als 20 Jahre hat er als Berater der Autoindustrie gearbeitet. Seine Erfahrungen bei einem Hersteller sind aber begrenzt. Der 47 Jahre alte promovierte Ökonom wechselte erst im April in den Vorstand der Adam Opel AG und leitet seither das neu geschaffene Ressort Operations, Geschäftsentwicklung und Unternehmensstrategien. Seine Aufgabe: Er sollte Strategien für profitables Wachstum entwickeln und umsetzen - auch außerhalb Europas. Nun wird er zusätzlich Vize-Chef des Autobauers und führt einstweilen die Geschäfte. Sedran hat sich rasch bei Opel eingearbeitet - und schnell eine tragende Rolle bei der Allianz mit dem angeschlagenen französischen Partner PSA Peugeot Citroën übernommen.

Am Dienstag ernannte der Aufsichtsrat ihn allerdings nicht wie erwartet zum neuen Opel-Chef, sondern nur zum stellvertretenden Vorstandsvorsitzenden. Eine Dauerlösung wird weiter gesucht. Somit bleibt dem langjährigen Unternehmensberater, den die Süddeutsche Zeitung als „Mann für schwierige Sanierungsfälle“ bezeichnete, aller Voraussicht nach nur wenig Zeit, den angeschlagenen Autobauer nach verlustreichen Jahren wieder in die Erfolgsspur zu bringen. Beobachter geben ihm höchstens bis zum Jahresende Zeit, den an Überkapazitäten, Absatzschwäche und einem beschädigten Image leidenden Autobauer in die Spur zu bringen. Insider fürchten, der Mann „mit sehr viel Potenzial“ könne „verheizt“ werden.

Sedran arbeitete mehr als zehn Jahre für Roland Berger Strategy Consultants, zuletzt als weltweit Verantwortlicher für das Competence Center Automotive. Bis zu seiner Berufung in den Opel-Vorstand war er einer der Leiter des Geschäftsbereichs Europäische Automobilindustrie bei der Unternehmensberatung AlixPartners in München. In dieser Position hat er seit 2009 sehr eng mit Opel zusammengearbeitet. Er hat die jüngste Sanierung des Autobauers begleitet, bei der das Werk Antwerpen geschlossen und rund 8000 Mitarbeiter entlassen wurden. Wie sich jetzt zeigt, griff die Restrukturierung zu kurz. Weil der Absatz in Europa einbrach, leidet Opel weiterhin unter teuren Überkapazitäten.

Akzeptiert bei Arbeitnehmern

Schon vor der Wahl im Aufsichtsrat hieß es aus dem Unternehmen, Sedran werde vom Management genauso akzeptiert wie von den Arbeitnehmervertretern. Im Lager der Arbeitnehmer wird Sedran für seine Entscheidungsfreude gelobt. Er kenne das internationale Autogeschäft sehr gut und begreife schnell. Ein Insider sagt aber auch: „Manchmal verspricht er mehr, als er halten kann.“ Dem Vernehmen nach genießt Sedran größtes Vertrauen bei Opel-Aufsichtsrats- und GM-Europa-Chef Steve Girsky, der Sedran von München nach Rüsselsheim gelockt hatte. Auch die Opel-Händler unterstützen Sedran, der an der Universität Hohenheim seinen Abschluss als Master of Business Administration machte und an der Ludwig Maximilian Universität München promovierte.

Der gebürtige Augsburger Sedran lebt in zweiter Ehe und ist Vater von fünf Kindern. Im Unternehmen gilt er als umgänglich und sympathisch, aber auch als sehr direkt. „Er spricht unangenehme Sachen offen an“, heißt es. Gleichzeitig gilt er als Mann der Tat. Kürzlich führte er Opel zurück ins Fußball-Sponsoring, auch wenn der Hersteller bei keinem Verein als Hauptsponsor auftritt. Dabei sagte er: „Fußball ist eine gute Plattform zur Kommunikation mit unseren Kunden. Wir wollen gemeinsam Emotionen teilen.“ (dpa)