Wenn sie nur wollen ...

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Was mich außerdem schon auf den ersten Fahrmetern meiner steilen Berghang-Wohngegend erfreute: Renault schenkt uns eine mechanische Handbremse, die richtig gut greift und richtig gut in der Hand liegt. Ja, ich hör die Komfortkundschaft bis hier mit "automatischer Feststellbremse", aber für diese Leute gibt es doch schon ein Auto. Es heißt VW Golf GTI. Der RS ist für Hools, und Hools holen das Heck mit der Handbremse herum, sobald es schneit oder das Konto voll genug ist, den Reifenverschleiß zu bezahlen. Selbstverständlich "braucht" das kein Mensch. Den RS insgesamt "braucht" keiner, genausowenig wie den GTI, und eigentlich kann man sowieso Straßenbahn fahren. Aber diese Handbremse macht Spaß. Wenn der Komfort der elektrischen Parkbremse ein Argument ist, darf Spaß das Gegenargument für die RS-Lösung sein.

Steffi oder Sperrdifferenzial?

Wie immer möchte ich vorab sagen, dass ich kein massenmaßgeblicher Bewerter von Federkomfort sein kann, sonst würde ich keinen Thumper fahren. Die Fahrwerks-Abstimmung im RS wird gelegentlich als hart beschrieben. Bei kaltem Dämpferöl: ja. Sobald es warm wird, bin ich anderer Ansicht. Die leicht verkürzten Federwege mit der strafferen Dämpfung funktionieren für mich sehr gut. Sie halten die Traktion aufrecht, und Durchschlagen gab es nur ein Mal im Schwarzwald auf einer üblen Verwerfung. Selbst auf Buckelpisten fand ich den Sitzkomfort bemerkenswert bequem. Aus Dämpfersicht würde ich das so lassen und auf das "Cup-Paket" mit strafferem Fahrwerk verzichten. Doch die 1590 Euro für dieses Paket würde ich aus einem anderen Grund unbedingt auftreiben: Es enthält eine mechanische Differenzialsperre.

Schon ohne diese Sperre behaupte ich, dass der RS der schnellste Kompakte ist. Er untersteuert spät, er hat ab Werk toll passende Reifen, die Kurvengeschwindigkeiten sind bemerkenswert hoch. Aber der Kollege Sebastian Bauer, langjähriger Besitzer eines RS, hat mir erzählt, dass sich der Mégane mit dem Differenzial in die Kurve hineinzieht statt hinausschiebt, was mich sehr frappierend an den GTI mit "Performance"-Paket erinnert, das ein Hightech-Differenzial mit elektronisch gesteuerter Lamellenkupplung an die Vorderachse bringt. Ich meine: Wenn ich RS fahre, und dann saugt sich in der Kurve der GTI doch wieder ein paar Zentimeter an, das würde ich emotional nur schwer verkraften. Cup-Paket muss wahrscheinlich sein, selbst wenn das Radio deswegen draußenbleibt. Am Differenzial stürzt auch keine Steffi ab.

Außerdem im Cup-Paket: geschlitzte Bremsscheiben. Ob das in der Praxis besser kühlt, ist mir ungewiss, aber es sieht schön aus, genauso wie die lackierten Brembo-Sättel. Apropos Bremsen: Am Auto stelle ich oft fest, dass die Bremsen unterdimensioniert sind im Hinblick auf den Anspruch. Alles mit Sportanspruch muss Sachen wie Hockenheims Parabolika-Bremszone aushalten, ohne beim dritten Mal die Flügel zu strecken, und an dieser Stelle steigen selbst als "Supersport" vermarktete Wagen gelegentlich aus, meistens aus Gründen der extremen Verfettung. Deshalb freut es mich, wie standfest die Serienbremse des RS bleibt, selbst bergab den Pass hinuntergeschossen. Sie passt damit in ihrer Auslegung zum Rest. Für die Rennstrecke kann man eine Blende entfernen, die Sprit spart, damit mehr Kühlluft an die Bremsen kommt. Kann man eigentlich sofort nach dem Kauf erledigen.

Die knackige Kupplung verkraftet es, wenn man sie zum Reifen rauchen einsetzt. Die Bremse verkraftet die Erdbeschleunigung. Die Handbremse bremst mit moderaten Handkräften. Das Fahrwerk ist gut. Der Motor ist toll. Das Getriebe ein Gedicht. Es gibt sogar einen brauchbaren Lenkeinschlag, den einem dieser andere RS verweigert. Hinten können Erwachsene sitzen. Der Kofferraum ist groß. Es passt ein Reserverad in die Kuhle (plus 100 Euro). Selbst die Fahrhilfen sind einfach komplett auszuschalten (3 Sekunden RS-Knopf drücken), wo es anderswo die Kernwaffenkombination für Atomuboote braucht. Dieses Auto hat jemand gebaut, der gern fährt. Genau deshalb ist es für Leute, die gern fahren, so viel besser als ein Golf GTI.