Fair & Green IT: "Made in USA" klingt gut, ändert aber wenig

Nach den Skandalen in China sollen Apple-Computer aus Kalifornien und Smartphones aus Texas die Öffentlichkeit besänftigen. Aber was ändert sich wirklich?

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"Made in USA" klingt einfach gut. Apple lässt seit Kurzem einige Macs in Kalifornien zusammenbauen und bald ein neues Modell in Texas, woher auch Motorolas nächstes High-End-Smartphone kommt. Das haben Apple-Chef Tim Cook und Motorola-Chef Dennis Woodside stolz verkündet. Gerüchten zufolge wird außerdem Googles Datenbrille Glass in den USA hergestellt.

Das ist bemerkenswert. Erstmals seit Jahrzehnten lassen große Hersteller zumindest einige Gadgets wieder in den USA zusammenbauen. Über die Gründe für die Rückkehr schweigen sie. Die New York Times nennt gestiegene Energiekosten in China, höhere Transportkosten und Angst vor Plagiatoren. Vor allem aber seien die Löhne an Chinas Küste explodiert – von 60 Cent auf 3 bis 6 US-Dollar pro Stunde, zitiert die Zeitung einen Unternehmensberater.

Auf jeden Fall ist die Verlagerung ein PR-Volltreffer. Wir schaffen Arbeitsplätze in den USA, wir zahlen Steuern in den USA – diese Botschaften vermitteln Google und Apple. Und natürlich, dass ihre Produkte unter guten Arbeitsbedingungen hergestellt werden.

In diesem Werk in Kalifornien fertigt Quanta für Apple. Sicherheitsnetze werden hier nicht nötig sein, aber die Probleme der Arbeiter in China löst das nicht.

(Bild: Google Street View)

Die Bilder von den kalifornischen und texanischen Fabriken sollen andere Bilder überlagern, die sich tief ins Bewusstsein der Öffentlichkeit eingebrannt haben: Die Sicherheitsnetze an den Gebäuden von Foxconn, die Suizide verhindern sollen. Nach den aufwühlenden Nachrichten aus Shenzhen, Chengdu und Zhengzhou wirkt das beruhigend.

Aber was ändert sich wirklich? Die volumenstarken Modelle werden weiterhin in China gebaut, höchstwahrscheinlich auch in den nächsten Jahren. Außerdem ist die Endmontage nur einer von Dutzenden Schritten in der Wertschöpfungskette eines Computers. Rohstoffe und Komponenten stammen von allen Kontinenten.

Der Schriftzug "Assembled in USA" auf einigen Geräten sollte deshalb nicht davon abhalten, weiterhin kritische Fragen zu stellen.

Zum Beispiel nach den Arbeitsbedingungen in China. Am Donnerstag kritisierte die Menschenrechtsorganisation Sacom, dass die versprochene Einrichtung von Gewerkschaften bei Foxconn nur ein Bluff sei; am gleichen Tag berichtete China Labor Watch von einem 14 Jahre alten Jungen, der in einer chinesischen Mainboardfabrik gearbeitet hatte und aus bisher ungeklärten Gründen starb.

Oder nach den Rohstoffquellen. Vor ein paar Wochen brachte die NGO Friends of the Earth den Smartphone-Marktführer Samsung dazu, offenzulegen, woher er sein Zinn bezieht – aus Indonesien. Dort zerstört der Abbau angeblich die Lebensgrundlage von Fischern. Von Apple erhielt die NGO noch keine Antwort.

Diese Probleme werden nicht dadurch gelöst, dass Apple, Google & Co. einen kleinen Teil der Wertschöpfungskette zurück in die USA bringen. Sie müssen in China und Indonesien gelöst werden. Dazu können die Hersteller beitragen, etwa indem sie ihre Rohstoffquellen endlich offenlegen und ihren Einfluss auf ihre Zulieferer nutzen.

(cwo)