Kultur-Flatrate aus Kupertino

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Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Gerald Himmelein

Kulturflatrate aus Kupertino

Es begab sich aber zu der Zeit, als König Hadopi im fernen Frankenlande jeden geraubten Download zu zählen begann, dass drei Abgesandte aus Mp3pleja in Kupertino eintrafen. Sie warfen sich vor dem hochwürdigen Steve Jobius zu Boden und fingen an, ihr Leid zu klagen.

"Oh Steve, beim Füllen unserer iPods haben wir uns mit Sünde befleckt!" schrie einer der Unwürdigen auf. "Erst haben wir unsere eigenen Silberlinge gerippt, dann haben wir die schönsten Titel aus deinem Laden gekauft. Doch war danach unser Speicher immer noch halb leer! So gingen wir zu den dubiosen Russen und zu den listigen Schweizern und luden Lieder herunter, bis die Interpretenliste von Adamski bis Zappa reichte."

"Nun plagt uns aber das Gewissen," fuhr der zweite fort. "Denn zwar hören wir viel schöne Musik, müssen aber stets der hungernden Künstler gedenken und fürchten den Zorn ihrer Advokaten, sollte man unser schändliches Treiben entdecken! Oh großer Steve, was sollen wir tun?"

Da umspielte den Mund des Steve ein gütiges Lächeln, wie er auf die drei Bittsteller herabsah. "Oh sehet mich an und fürchtet euch nicht!" sprach Steve. "Denn ich werde eure Musik reinwaschen von allen euren Missetaten."

Ein Hofschreiber breitete vor den Bittstellern ein Pergament aus. "Nun sehet, denn ich werde euch zeigen einen Dienst mit dem Namen iTunes Match. Er wird finden eure geklaute Musik und wird sie ersetzen durch legale Duplikate. Die Duplikate werden frei sein von der Geißel des DRM, erschallen mit 256 kbps und entstammen direkt der Quelle - rein und schuldlos wie eine Jungfrau."

Ergeben warfen sich die Abgesandten aus Mp3pleja in den Staub vor ihrem Retter. "So sprich, oh Steve, wie dürfen wir deinen Großmut belohnen?" "Nur 25 Münzen im Jahr will ich für die Befreiung von euren Sünden", sprach Steve mit feinem Lächeln.

"Aber noch eins: Holt nur weiter Töne von Russen und Schweizern, bis eure Sammlungen reichen von Abba bis ZZ Top. Auch sie will ich segnen, denn ich bin euer Herr, der Steve, und meine Güte kennt keine Grenzen."

Mit Tränen der Freude verabschiedeten sich die Abgesandten von ihrem Wohltäter. Es war jetzt viel zu tun, viel neue Musik zu erschließen. Doch ehe sie sich gen Mp3pleja wandten, fragte der dritte: "Oh Steve, jeder muss von deinem ehrenvollen Dienst wissen. Wie wirst du die gute Botschaft in alle Länder tragen?" Da rollte Steve ein weiteres Pergament aus. "Einen neuen Tempel werde ich bauen, geformt wie ein Heiligenschein. So soll jeder wissen von meiner Güte."

Sehet, die Heilszeit ist angebrochen: Dereinst führte die Frucht vom Baum der Erkenntnis zum Sündenfall. Heute aber verspricht der angebissene Apfel die Erlösung von unseren Sünden. (ghi)