Athlon-Fälschungen erkennen

Bei den AMD-Produktlinien Athlon XP und Duron lassen sich die jeweiligen Multiplikatoren verändern, die das Taktverhältnis zwischen der internen Betriebsfrequenz und der des Frontsidebus (FSB) bestimmen.

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Es gibt Hinweise, dass gefälschte AMD-Athlon-XP-Prozessoren auf den deutschen Markt gekommen sind, etwa angebliche Athlon-XP-Prozessoren, die sich dann als übertaktete Durons entpuppen. Bei den AMD-Produktlinien Athlon XP und Duron lassen sich die jeweiligen Multiplikatoren verändern, die das Taktverhältnis zwischen der internen Betriebsfrequenz und der des Frontsidebus (FSB) bestimmen. Dazu ist zwar ein Hardware-Eingriff auf dem keramischen oder organischen Platinchen (Die Carrier) nötig, auf dem der eigentliche Prozessorchip sitzt; doch bei handwerklich sorgfältiger Arbeit lässt sich eine solche Fälschung mit bloßem Auge schlecht erkennen.

Nach Angaben von durch solche Fälschungen betroffener Händler waren die Aufkleber mit den Typenbezeichungen der Prozessoren teilweise stümperhaft, aber in einigen Fällen auch sehr gut gefälscht. Alle AMD-Prozessoren lassen sich anhand ihrer Ordering Part Number (OPN) erkennen. Dabei sind leider die von AMD verwendeten QuantiSpeed-Bezeichungen, die zahlreichen unterschiedlichen CPU-Kerne und deren offiziellen Modellnummern und inoffiziellen Codenamen sehr verwirrend. So gibt es beispielsweise Thoroughbred- und Thoroughbred-B-Modelle mit identischer Produktbezeichnung und OPN, aber abweichender Leistungsaufnahme. Außerdem gibt es Prozessoren gleichen Marktnamens (Athlon XP 3000+) mit verschiedenen FSB- und Taktfrequenzen (AXDA3000DKV4D: FSB333/2167 MHz, AXDA3000DKV4E: FSB400/2100 MHz) oder unterschiedlichen Kernen: Den Athlon XP 2600+ etwa als Thoroughbred-B mit FSB266 und 2,133 GHz (AXDA2600DKV3C) oder FSB333 und 2,083 GHz (AXDA2600DKV3D) sowie als Barton mit FSB333 und 2,167 GHz (AXDA2600DKV4D).

Eine Modell-Liste brachte c't in Ausgabe 13/2003 (kostenpflichtiger Download), damals noch ohne Applebred (Duron Model 8) und Thorton (Athlon XP Model 10 mit 256 KByte L2), einen groben Überblick liefert die Preis-Tabelle.

Nach bisherigem Kenntnisstand sind original von AMD verpackte "Boxed"-Prozessoren (im Karton mit Kühler geliefert) nicht von Fälschungen betroffen. Es geht ausschließlich um Tray- oder OEM-Ware, die eigentlich nicht zum direkten Verkauf an Endkunden gedacht ist. Solche sammelverpackten Prozessoren kaufen viele Distributoren zu günstigen Preisen aus Überbeständen von großen PC-Herstellern. Diesem internationalen "Graumarkt" lassen sich Fälschungen relativ leicht unterschieben. AMD rät daher Händlern, nur bei offiziellen Distributoren zu kaufen. Da die Einzelhandels-Verkaufspreise inklusive Mehrwertsteuer einiger AMD-Prozessormodelle aber deutlich unter den offiziellen 1000-Stück-OEM-Einkaufspreisen liegen, ist es wahrscheinlich, dass auch im Einzelhandel große Mengen grau gehandelter Prozessoren angeboten werden.

Wer den Verdacht hat, einen gefälschten Prozessor erwischt zu haben, sollte zunächst die für Windows und DOS verfügbare Info-Software von AMD ausprobieren. Auch andere Systeminfo-Programme wie ctP2Info, AIDA, CPUInfo oder WCPUID liefern Hinweise auf den eingebauten Prozessor.

Wichtig ist dabei, dass das Mainboard-BIOS den eingebauten Prozessor korrekt erkennt. Hat man ein älteres BIOS, dann kommt dieses unter Umständen mit den ganz neuen Thorton-Athlons (offiziell gennant "AMD Athlon XP Processor Model 10 with 256K L2 Cache") nicht zurecht. In ganz aktuellen BIOS-Versionen haben die Entwickler manchmal die Unterstützung für die ersten Sockel-A-Durons (Model 3 "Spitfire") mit unter 1 GHz Taktfrequenz weggelassen.

Sonderfälle sind die Elitegroup-Mainboards mit fest eingebautem Duron-Prozessor, die mit Fantasiebezeichnungen aufwarten: Auf dem "K7SOM+ v7.5C Pro 1800+" sitzt beispielsweise ein 1,2-GHz-Duron, 100 MHz mehr sind es beim "Pro-2000+"-Modell.

Anhand der Taktfrequenzen von CPU und Frontsidebus, der Größe des L2-Caches und der per CPUID-Befehls ermittelten Modellnummer lässt sich der im jeweiligen PC sitzende Athlon XP oder Duron entlarven. Den genauen Prozessortyp findet man in den Datenblättern für Athlon XP und Duron. Dort ist exakt aufgelistet, welche CPU-Typen (Model Numbers) AMD mit welcher Taktfrequenzen und QuantiSpeed-Werten verkauft; die OPNs finden sich im letzten Kapitel. Käufer von Mobile-Athlon-XP-Notebooks lässt AMD ganz im Regen stehen -- mangels öffentlich zugängliche Datenblätter müssen sie ihrem Händler beziehungsweise dem Notebook-Hersteller in Bezug auf die Prozessor-Daten vertrauen.

Leider können die Software-Tools nicht ermitteln, für welche FSB-Rate ein Athlon XP oder Duron ab Werk vorgesehen war -- hier lauert eine leichte Fälschungsmöglichkeit. So würde ein Athlon XP 2000+ für FSB266 (OPN AXDA2000DKT3C: 133,33 MHz mal 12,5 gleich 1,667 GHz) bei FSB333 wie ein 2600+ laufen (166,66 MHz mal 12,5 gleich 2,0 GHz). Das wird nicht immer stabil funktionieren -- bei guter Kühlung gelingt es aber oft. Daher gab es nach Auskunft gut unterrichteter Kreise wohl auch recht viele gefälschte 2600+-Modelle.

Wenn sich nach eingehender Prüfung Diskrepanzen zwischen den Spezifikationen und den tatsächlichen Eigenschaften des Prozessors ergeben, sollte man seinen Händler kontaktieren. Die OPN des eingebauten Prozessors lässt sich nur ablesen, wenn man den PC öffnet und den Prozessorkühler entfernt. Ausgerechnet bei Athlon XP und Duron sollte man dabei mit großer Vorsicht vorgehen, denn bei der (De-)Montage des Kühlers kommt es vergleichsweise häufig zu Beschädigungen des CPU-Dies (als Die bezeichnet man den eigentlichen Siliziumchip). Außerdem müssen Kühlerboden und Die-Oberfläche vor dem Wiedereinbau des Kühlers sorgfältig gereinigt und mit einem neuen Wärmeleitpad versehen werden (AMD lehnt den Einsatz von Wärmeleitpaste beim Duron und Athlon XP ab).

Intel liefert nach Fälschungsproblemen seit Ende der 90-er Jahre sämtliche Prozessoren mit einem fest eingebrannten Multiplikator für das Taktverhältnis zwischen interner Betriebsfrequenz und Frontsidebus aus; außerdem melden Intel-Prozessoren ihre vorgesehene FSB-Frequenz über spezielle Pins und ermöglichen so eine vollautomatische Konfiguration. (ciw)