Mac OS X Lion kommt mit neuem Voice Over, Air Drop und mehr

Bei der Entwicklung der letzten Mac-OS-X-Version hat sich Apple stark auf die Renovierung des Unterbaus konzentriert. Die kommende Systemversion 10.7 alias Lion bringt eine renovierte Bedienoberfläche und praktische neue Funktionen mit.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 136 Kommentare lesen
Lesezeit: 4 Min.
Von
  • Andreas Beier
Inhaltsverzeichnis

Von dem für Sommer in Aussicht gestellten Mac OS X 10.7 (Lion) stellt Apple auf einer Webseite nur ein paar Neuerungen prominent heraus. Dabei gibt es mehr zu berichten – die Preview-Version, die Entwickler über den Mac App Store beziehen können, gewährt interessante Einblicke. So manche neue Funktion hat sich seit der Vorstellung noch nicht herumgesprochen.

So bringt die Bedienungshilfe VoiceOver erstmals deutsche Stimmen mit. Damit lassen sich endliche deutsche Texte und textuelle Bedienelemente der GUI in passabler Qualität vorlesen. Die Stimmen – "Anna", "Steffi" und "Yannick" – klingen zwar immer noch etwas blechern, sind aber gut zu verstehen. Der Kaugummi-Slang der englischen Sprachprofile, der bisher den Nutzen des nützlichen VoiceOver hierzulande stark geschmälert hat, ist passé.

Dass Apple in Lion ein klein wenig mehr Augenmerk auf Sicherheit und Privatsphäre legt, beweist nicht nur die neue Festplattenverschlüsselung (die genau genommen eine Partitionsverschlüsselung ist), sondern auch die Aufforderung an Sicherheitsexperten, das neue System auf Herz und Nieren zu prüfen. Die werden sicherlich sofort bemängeln, dass die Firewall standardmäßig immer noch nicht angeschaltet ist. Der Paketfilter ipfw ist nach wie vor vorhanden, wie bei den Vorgängersystemen aber auf Durchzug geschaltet.

Immerhin gibt es einen neuen Bereich "Privatsphäre", in dem man pauschal unterbinden kann, dass Diagnose- und Nutzungsdaten an Apple gehen und dass Programme Ortungsdienste verwenden dürfen.

Mac OS X 10.7 (Lion) (12 Bilder)

Der Finder von Mac OS X 10.7 (Lion) kann Objekte gruppieren. Gut erkennbar sind auch die verkleinerten Fenster-Buttons und der schmalere Scrollbalken.

Die neue zentrale Sammelstelle für "Internetaccounts" gibt Anwendern ähnlich wie auf iOS-Geräten die Möglichkeit, neue Mail-, Kalender- oder Adresskonten mit Assistentenunterstützung anzulegen.

Bei der ersten Nutzung von Lion fallen zunächst die optischen Änderungen ins Auge: Das rot-gelb-grüne Button-Kombo links in der Fenstertitelleiste ist geschrumpft, dafür kam rechts ein Doppelpfeilsymbol hinzu. Es schaltet Programme, die das unterstützen, in den Vollbildmodus ohne Menüzeile und Fensterrahmen. Auch Scrollbalken und andere grafische Elemente haben sich verändert.

Der Finder kann Objekte – unabhängig von der Darstellungsform – in einem Fenster nach Kriterien wie Art, Datum oder Größe gruppieren. Mittels "AirDrop" lassen sich Dateien ohne Konfigurationsaufwand per WLAN zwischen Rechnern austauschen.

Schaltet man nach getaner Arbeit einen Mac mit Lion aus oder startet ihn neu, darf man bestimmen, dass nach dem Anschalten automatisch die aktuelle Situation wiederhergestellt werden soll. Programme und Dokumente öffnen sich dann wie von Geisterhand.

Der neue Schnellstarter "Launchpad" zeigt den Inhalt des Ordners "Programme" wie unter iOS nicht in einem Fenster an, sondern auf einer Glasscheibe, die sich nach dem Ausblenden aller laufenden Anwendungen über den Schreibtisch legt. "Mission Control" fasst das Dashboard, Spaces und Exposé zusammen und gruppiert Fenster nach Programmen.

Applikationen, die an Lion angepasst sind, können die neue Auto-Save-Funktion des Systems nutzen. Im Stundenabstand speichert sie Dokumente ab. Das automatische Sichern arbeitet Hand in Hand mit "Versionen". Diese Funktion merkt sich automatisch beim Speichern alte Versionen einer Datei, zu denen man über eine Time-Machine-ähnliche Oberfläche zurückkehren kann. Programme, die speziell auf diese Funktion vorbereitet sind, können aus alten Versionen sogar nur Teile übernehmen.

Auch sein von Profis häufig kritisiertes Programm "Mail" hat Apple überarbeitet, ebenso wie einige andere Komponenten. Und: Erstmals unterscheidet Apple nicht mehr zwischen Desktop- und Serverversion von Mac OS X. Das Installationsprogramm kann beide installieren.

Der Funktionsumfang ist noch nicht endgültig und auch der Preis von Lion steht noch nicht fest. Es bleibt also spannend, was sich bis Sommer noch tut. Einen ausführlichen Bericht über die aktuelle Vorversion von Mac OS X 10.7 bringt c't in der aktuellen c't 7/11 (ab 14. März am Kiosk). (adb)