Die Neuerungen von Linux 2.6.34

Seite 2: Linux 2.6.34: Grafik

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Zu einer der langfristig wichtigsten Neuerungen dürfte die Integration von Patches zählen, die den für Kernel-Based Mode-Setting (KMS) zuständigen Radeon-DRM-Treiber im Kernel um rudimentäre Unterstützung für die als Evergreen oder R800 bekannten Grafikchips erweitern. Dadurch wird der Kernel fortan viele der seit Herbst letzten Jahres eingeführten Grafikkarten der Radeon-HD-5000-Serie ansprechen können. Bislang nutzt der neue Treibercode zwar noch keine der Beschleunigungsfunktionen dieser GPUs; ähnlich war es am Anfangs aber auch bei den mittlerweile recht ordentlich arbeitenden Treibern für ältere Grafikhardware aus der Radeon-Familie. Bei älteren Radeon-GPUs kann der Radeon-KMS-Treiber ab 2.6.34 einige der dynamischen Stromsparmechanismen aktivieren; zahlreiche weitere Verbesserungen in diesem Bereich sind für kommende Kernel-Versionen in Vorbereitung.

Der Intel-KMS-Treiber wird mit 2.6.34 Unterstützung für den Grafikkern der bislang nur unter dem Codenamen Sandybridge bekannten Prozessoren bieten, die Intel Spekulationen zufolge Anfang nächsten Jahres vorstellen will. Bei Intel-Chipsätzen der Reihe 9xx aktiviert der Treiber nun den Memory Self Refresh, wenn die CPU in einen tiefen Schlafmodus wechselt – laut dem Commit-Kommentar hat das die Leerlauf-Leistungsaufnahme eines Netbooks mit 945GSE um 0,8 Watt gesenkt.

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Im Detail

Einen detaillierten Überblick über die Änderungen der Linux-Version 2.6.34 hat die Kernel-Log-Mini-Serie "Was Linux 2.6.34 bringt" bereits in den vergangenen Wochen gegeben:

1. Netzwerk-Subsystem

2. Dateisysteme

3. Unterstützung für Grafik-Hardware

4. Architektur-Code, Tracing und Virtualisierung

5. Weitere Treiber

Die wichtigsten der dort genannten Änderungen bilden die Basis für die nebenstehende Übersicht der wesentlichen Neuerungen von Linux 2.6.34, sind in den einzelnen Teilen der Serie allerdings ausführlicher beschrieben und mit zahlreiche weiteren Änderungen ergänzt.

Außerdem finden sich am Ende jedes Artikels der Mini-Serie unter der Überschrift "Die kleinen Perlen" Listen mit etlichen kleineren Neuerungen, die für manche Anwender dennoch von großer Bedeutung sind. Der Artikel zu Treibern etwa verweist auf zahlreiche Patches, die die Unterstützung der Audio-Hardware verschiedener PC-, Notebook- und Mainboard-Modelle verbessern; in den Listen zu den Änderungen im V4L/DVB-Subsystem finden sich zudem viele Produktnamen von TV-Hardware, die der Linux-Kernel nun ansteuern kann.

Der Nouveau-Treiber für GeForce-Grafikhardware bringt nun alles Nötige mit, um bei Bedarf dynamisch eine Open-Source-Firmware für NV50-GPU zu erzeugen – GeForce-Grafikchips der Serien 8xxx, 9xxx und GTX2x0 laufen daher nun ohne die umstrittenen und mit Hilfe der proprietären Grafiktreiber entstandenen Ctxprogs.

Aufgrund größerer Umbaumaßnahmen am Treiber und des Rauswurfs der Unterstützung für User Mode-Setting (UMS) werden die X.org-Nouveau-Treiber für Linux 2.6.33 allerdings genauso wenig mit dem Kernel 2.6.34 zusammenarbeiten wie die umgekehrte Kombination. Solche inkompatiblen Änderungen an den Treiber-Schnittstellen zum Userspace sind normalerweise nicht erlaubt, nach Einschätzung einiger Kernel-Hacker aber in diesem Fall akzeptabel, weil Nouveau noch ein Staging-Treiber ist. Trotzdem mussten sich die Nouveau-Entwickler allerhand Kritik von Torvalds auf der Linux-Kernel-Mailingliste anhören. Ihn stört vor allem, dass Tester nun nicht so einfach zwischen verschiedenen Kernel-Versionen wechseln können, um herauszufinden, seit wann ein bestimmter Fehler auftritt.

Bei einigen mit Chipsatzgrafik und separatem Grafikchip ausgestatteten Notebooks kann der Kernel nun zwischen den beiden umschalten und die jeweils nicht genutzte Grafikeinheit ausschalten, um Strom zu sparen. Die VGA-Switcheroo genannte Funktion arbeitet aber bislang nur auf ausgewählten Notebooks und bietet nicht den von Windows genannten Komfort: Die Umschaltung erfordert einen Neustart des X-Servers, woran sich in absehbarer Zukunft auch nichts ändern soll.