Die Neuerungen von Linux 3.19

Seite 3: Ausblick, Statistik

Inhaltsverzeichnis

Direkt nach der Freigabe der neuen Kernel-Version beginnt nun das Merge Window, in dem Linus Torvalds das Gros der Änderungen für die nächste Kernel-Version annimmt; diese Phase ist typischerweise zwei Wochen lang und endet mit der Veröffentlichung der ersten Vorabversion.

Unter den zur Aufnahme bereit liegenden Änderungen ist "Kernel Live Patching" (KLP) – eine Lösung, um Sicherheitslücken des Kernels im Betrieb zu stopfen und so Neustarts zu vermeiden. KLP stammt von den Red-Hat- und Suse-Entwicklern, die Kgraft und Kpatch entwickelt haben. Die hatten sich darauf verständigt, eine gemeinsame Basis für ihre Live-Patching-Lösungen zu schaffen. Dazu haben sie sich aber vorerst auf die Kern-Funktion beschränkt. Mit KLP sollen sich daher nur zirka 90 Prozent der Sicherheitslücken stopfen lassen, die es typischerweise beim Kernel gibt; Kgraft und Kpatch sollen hingegen ungefähr 95 Prozent ohne Neustart beheben können. Die Entwickler wollen KLP aber noch ausbauen, um in diesen und anderen Bereichen aufzuholen. Noch unklar ist, ob die Kgraft- und Kpatch-Entwicker die Programme zum Erzeugen der Live-Patches zusammenlegen wollen.

Zur Aufnahme vorgesehen sind auch Änderungen, um die Lüftersteuerung bei Grafikkarten mit Southern-Island-Chips endlich ordentlich zu nutzen. Solche GPUs stecken auf vielen Radeon-Karten der Serie HD 7750 bis HD7970 sowie den Modellen R7 240, R7 250, R9 270, und R9 280. Anders als derzeit sollen die Lüfter solcher Karten daher beim Einsatz der Open-Source-Grafiktreiber nicht mehr schneller und dadurch lauter laufen als bei den proprietären Linux- und Windows-Treibern.

Mit den Worten "Das Merge Windows für 3.20 ist jetzt offen" deutete Torvalds in der Freigabe-Mail von 3.19 an, dass der Nachfolger von 3.19 wohl die Versionsnummer 3.20 bekommt. Es ist aber nicht auszuschließen, dass er es doch 4.0 wird, denn bereits bei der Veröffentlichung von 3.12 hatte er einige Überlegungen angestellt, nach 3.19 vielleicht auf 4.0 wechseln zu wollen. Damals führte er als Grund an, er wolle die letzte Zahl der Versionsnummer nicht wieder so groß werden lassen wie bei der 2.6er-Serie. Die war damals mit 2.6.39 zu Ende gegangen.

Sofern Torvalds und seine Mitstreiter im gewohnten Tempo arbeiten, dürfte der Nachfolger von 3.19 Mitte April erscheinen. Ein Artikel wie dieser wird dann wieder einen Überblick über die wichtigsten Neuerungen dieser Version liefern.

Linux-
Version
Anzahl
Dateien¹
Zeilen
Quelltext
(Ohne Doku)²
Entwick-
lungs-
zeitraum
Anzahl
Commits³
Diffstat⁴
3.13

44970 17930916
(16703764)
77 Tage 12127 9843 files changed,
 441474 insertions(+),
 237428 deletions(-)
3.14 45935 18271989
(17002462)
70 Tage 12311 10601 files changed,
 605655 insertions(+),
 264576 deletions(-)
3.15 46780 18632574
(17323446)
53 Tage 13722 11427 files changed,
 932110 insertions(+),
 571520 deletions(-)
3.16

47425 18879129
(17527507)
56 Tage 12804 9807 files changed,
 513830 insertions(+),
 267276 deletions(-)
3.17 47490 18864388
(17484200)
63 Tage 12354 10605 files changed,
 651466 insertions(+),
 666200 deletions(-)
3.18 47971 18994096
(17586160)
63 Tage 11379 9303 files changed,
 485509 insertions(+),
 355800 deletions(-)
3.19 48424 19130604
(17692109)
63 Tage 12617 10739 files changed,
 483355 insertions(+),
 346843 deletions(-)
¹ find . -type f -not -regex '\./\.git/.*' | wc -l
² find . -type f -not -regex '\./\.git.*' | xargs cat | wc -l; echo "($(find . -name *.[hcS] -not -regex '\./\.git.*' | xargs cat | wc -l))"
³ git-log --no-merges --pretty=oneline v3.(x-1)..v3.(x) | wc -l
⁴ git diff --shortstat v3.(x-1)..v3.(x)
Mehr Infos

Linux herunterladen

Die neue Linux-Version steht über Kernel.org zum Download bereit. Den Kernel-Quellcode gibt es in Tar-Archiven, die mit Gzip und Xz komprimiert wurden. Die folgenden Befehle zeigen am Beispiel von Linux 3.1, wie Sie die Quellen herunterladen, entpacken und auf Unversehrtheit prüfen:

[thl@thl tmp]$ export linux_version=3.1
[thl@thl tmp]$ wget --quiet \
http://www.kernel.org/pub/linux/kernel/v3.0/linux-${linux_version}.tar.sign \
http://www.kernel.org/pub/linux/kernel/v3.0/linux-${linux_version}.tar.xz
[thl@thl tmp]$ xz -d linux-${linux_version}.tar.xz
[thl@thl tmp]$ gpg --verify linux-${linux_version}.tar.sign
gpg: Unterschrift vom Mo 24 Okt 2011 09:17:58 CEST mittels RSA-Schlüssel ID 00411886
gpg: Korrekte Unterschrift von "Linus Torvalds <torvalds@linux-foundation.org>"
gpg: WARNUNG: Dieser Schlüssel trägt keine vertrauenswürdige Signatur!
gpg: Es gibt keinen Hinweis, daß die Signatur wirklich dem vorgeblichen Besitzer gehört.
Haupt-Fingerabdruck = ABAF 11C6 5A29 70B1 30AB E3C4 79BE 3E43 0041 1886

Einige Hinweise zur Installation eines neuen Kernels finden Sie im Artikel "Linux-Kernel maßgeschneidert", der das Konfigurieren und Übersetzen eines Kernels mit Hilfe des Make-Targets "localmodconfig" beschreibt.

(thl) (thl)