Die Offshore-Windkraft – ein Baustein zur Energieunabhängigkeit

Seite 2: Meerwind Süd | Ost

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Im Fall des Windparks Meerwind Süd | Ost führten die Umweltprüfungen des BSH und seinen beauftragten Stellen zu einigen Verzögerungen, eine Klage tat noch ihr Übriges. Wie WindMW die Realisierung des Projekts schaffte, zeigt aber, was schon in der Vergangenheit an Anstrengung aufgebracht werden musste, um Offshore-Windkraft überhaupt möglich zu machen.

Die ersten Umweltuntersuchungen für Meerwind Süd und Meerwind Ost starteten schon im Jahr 2001. Die Umweltuntersuchungen laufen über längere Zeiträume. Flora und Fauna werden überprüft und analysiert; wann Brutzeiten von besonders geschützten Tieren sind, wo Fressgründe liegen. Um das zu eruieren, gehen Jahre ins Land.

Die Flächenbeurteilung war im Fall des Standortes für Meerwind Süd | Ost auch nicht immer ganz klar. 2004 bemühte man sich deshalb auf Seiten der Windland um eine Anhörung beim BSH. Darauf folgte im Jahr 2005 eine Neubeurteilung der Windturbinenstandorte – offenbar gab es wegen der Vogelart Seetaucher unterschiedliche Bewertungen der Lage.

Das Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie hält seinen Online-Auftritt aktuell.

(Bild: BSH)

Genehmigungsverfahren gab es zwei: Für Meerwind Süd und Meerwind Ost. Der Park wurde aber von den Anteilseignern stets als ein Park gedacht. Eine Genehmigung für jeweils 40 Turbinen in Süd und Ost wurde dann 2007 erteilt, darauf folgte allerdings eine Klage gegen das Projekt, die wiederum im Februar 2010 abgewiesen wurde. Auch hier sollen die Seetaucher und andere Windpark-Projekte zu Unstimmigkeiten geführt haben. Die Dokumentation ist hier allerdings eher schlecht.

Anhand des Windparksprojekts "Butendiek" bei Sylt lässt sich aber ablesen, welche Konflikte aufflammen können. Dort wird immer noch gestritten, da die Habitate von Schweinswalen und auch Vogelschutzgebiete durch den Park aus Sicht des Nabu (Naturschutzbund Deutschland) stark negativ beeinflusst worden sind.

Konkret wurde es für WindMW mit dem Windpark dann im November 2010 mit der "unbedingten Netzanschlusszusage". Finanzierungen konnten im August 2011 abschließend geklärt werden, ein Jahr später gingen die Turbinen in Produktion. Ein weiteres Jahr später, im September 2012, wurde der erste Monopile – das große Stahlrohr, auf dem weitere Konstruktionsteile sitzen – im Baufeld platziert.

Im April 2013 waren dann schon 80 Monopiles installiert. Die letzten Arbeiten an den Turbinen waren bis zum April 2014 erledigt, auch die Umspannplattform war in dieser Zeit ins Meer gepflanzt worden. Am 10. November 2014 erfolgte dann – endlich – die Einweihung. 2015 ging der Park offiziell ans Netz. Wer so ein Projekt begleitet, muss also einen langen Atem haben.

Aufgrund verschiedener Umwelt-Auflagen konnte auch während der Bauzeit nicht immer dann gearbeitet werden, wenn Teile für den Aufbau schon fertig oder verfügbar gewesen wären. Rammarbeiten durften beispielsweise von Anfang Mai bis Ende August während der Schutzzeit der dort ansässigen Schweinswale nicht vorgenommen werden. Um bestimmte Arbeiten vornehmen zu können, mussten WindMW und ausführende Sub-Unternehmen also auf etliche Freigaben warten.

Dass die Offshore-Anlagen nicht einfach so ins Meer gestellt wurden und Umweltfolgen auch nach der Errichtung nicht egal sind, zeigen indessen nicht nur die langwierigen Untersuchungen noch vor dem Bau, sondern auch die weiteren Forschungsmaßnahmen, die noch heute auch die Arbeit der Technikerinnen und Techniker begleiten.

Für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von WindMW ist es also ziemlich normal, dass Forscherinnen und Forscher vom Alfred-Wegener-Institut, dem Helmholtz- und dem Thünen-Institut oder auch von Fraunhofer bei ihnen vorbeischauen. Das Alfred-Wegener-Institut hat auf Helgoland ohnehin eine eigene Station. Mit Dr. Holger Huhn hat WindMW auch einen Wissenschaftler in Festanstellung an Bord. Er ist Leiter Forschung und Entwicklung der WindMW Service GmbH.

So herausfordernd das Projekt an sich anmutet, so progressiv erscheint auch die Geschichte der Firma WindMW. Die Firma ging nach eigenen Angaben aus der 1990 gegründeten Windland Energieerzeugungs GmbH hervor. Seit 2008 gibt es sie als Joined Venture von Windland und Blackstone, 2016 hat CTG die Anteile von Blackstone übernommen.

Die Windland Energieerzeugungs GmbH kümmert sich seit dem Jahr 2000 ausschließlich um die Entwicklung und Anbindung von Offshore-Parks. WindMW mit seinen Vorreitern war also auch insgesamt eher früher als später dabei.

Die Finanzierung des Windparks lag bei bei 1,2 Milliarden Euro. Beteiligt an Planung und Bau waren neben der Windland Energieerzeugungs GmbH und der US-amerikanischen Blackstone Group auch auch ein Bankenkonsortium, das entweder Geld oder Sicherheiten bereitstellte.

Die Gesellschaft hat insgesamt 80 Windkraftanlagen mit einer Leistung von jeweils 3,6 Megawatt (MW) in den mittlerweile zu einem Park zusammengefassten Flächen von Meerwind Süd und Meerwind Ost stehen. Der nun "Meerwind Süd | Ost" genannte Park kann eine Gesamtleistung von bis zu 288 MW erbringen – laut WindMW lassen sich damit pro Jahr 360.000 Haushalte mit Strom versorgen.

Bis zum Jahr 2019 hat der Park nach Angaben von Siemens bereits über 6 Terawattstunden (TWh) Windstrom produziert. Die erste Einspeisung von einem Teil der Anlagen erfolgte bereits 2014.

Einige Windräder des Meerwind-Parks und die OSS.

(Bild: heise online/Johannes Börnsen)

Zwischen den Windkraftanlagen befindet sich zudem noch eine eigene Umspannstation (OSS), die den Strom an einen Konverter des Netzbetreibers Tennet weiterleitet. Tennet landet den Strom dann in Brunsbüttel an.

Nach dem Aufbau des Windparks kümmert sich nun die 100 prozentige Tochter von WindMW, die WindMW Service GmbH, (hier weiterhin nur kurz WindMW) um den Betrieb des Windparks – im engen Zusammenspiel mit dem Windkraftanlagen-Hersteller Siemens, heute Siemens Gamesa Renewables Energy (SGRE).

Auch Siemens hat vor Ort ein Schiff für einige Arbeiten liegen. Die COS Master.

(Bild: heise online/Kristina Beer)

In der Verantwortung der Service GmbH steht die Instandhaltung der Anlagen und der reibungslose Durchfluss des Stroms zum Netzbetreiber und Energieversorger Tennet. Siemens koordiniert in eigens dafür eingerichteten Büros im WindMW-Gebäude etwa die Bestellung von größeren Ersatzteilen. Die WindMW hat aber den Vollwartungsvertrag mit der SGRE, kümmert sich um die Wartung der Anlagen, der Gründungsstrukturen, der Kabel und um die Umspannstation.