Elektroauto-Handelskonflikt mit China fordert globale Kollateralopfer
Eine neue Maßnahme der US-Regierung könnte Polestar vom US-Markt fegen – einen schwedischen E-Auto-Hersteller mit US-Produktion und NASDAQ-Notierung.
Seit heute gelten Zölle, die den europäischen Markt vor subventionierten chinesischen Elektroautos schützen sollen. Die Autobranche ist allerdings mittlerweile so stark globalisiert, dass es dabei zu Kollateralschäden kommt, welche auch EU-Länder mit eigener Autoproduktion treffen – allen voran Deutschland. Dass die Welt für viele protektionistische Maßnahmen zu kompliziert geworden ist, ist daher kein exklusiv europäisches Problem.
Anhand des potenziell am härtesten betroffenen Unternehmens Polestar zeigt das US-Onlineportal Ars Technica, was es bedeuten würde, wenn die USA eine weitere geplante Maßnahme umsetzen würden. Polestar ist eine schwedische Firma mit US-amerikanischer Produktion, notiert im US-Aktienindex NASDAQ. Und doch könnte eine neue protektionistische Maßnahme der US-Regierung sie vom nordamerikanischen Markt fegen.
Problem Konnektivität
Sollte das Verbot chinesischer Software und Hardware für vernetzte Autos in Kraft treten, müsse Polestar nach eigener Einschätzung den US-Markt verlassen. Betroffen wären Autos mit chinesischer Konnektivitäts-Software ab Modelljahr 2027 (ab Mitte 2026) und chinesischer Konnektivitäts-Hardware ab Modelljahr 2030, auch aus der Elektroauto-Produktion im Bundesstaat South Carolina.
Bereits in Kraft gesetzt hat der Kongress die Streichung der Elektroautoförderung für Modelle aus chinesischer Produktion respektive mit Batteriebestandteilen aus China. Auch habe laut Bericht das US-Handelsministerium Mexiko bereits unter Druck gesetzt, chinesischen Autoherstellern keine Anreize zu bieten, sich in der Nähe der US-Grenze ansiedeln, wie bisher bereits viele europäische Autohersteller, die dort günstig produzieren und in die USA exportieren. Ohnehin unterliegen chinesische Elektroautos bereits seit Mai einem 100-prozentigen Zoll.
EU-Hersteller fĂĽrchten Vergeltung
Hintergrund der Abgaben, Zölle und Förderungseinschränkungen sind die Subventionen der chinesischen Regierung, welche seit Jahren die Exporte ihrer Automobilindustrie stark fördern, um den schwachen heimischen Automarkt zu stützen. Darauf hat inzwischen auch die Europäische Union reagiert und erhebt jetzt nach Herstellern gestaffelte Zölle in Höhe von bis zu 35,5 Prozent auf in China hergestellte Elektroautos, obwohl viele europäische Autohersteller Vergeltungsmaßnahmen befürchten.
Polestar empfindet die Regelungen als zu weit gefasst und sagte: "Wenn ein großer Teil von Fertigung und Softwareentwicklung außerhalb des Landes eines ausländischen Gegners (also China) stattfindet, sollte das bloße Eigentum nicht der entscheidende Faktor für die Anwendung der verschiedenen Verbote innerhalb der vorgeschlagenen Regel sein." Von den 2800 Mitarbeitern seien nur 280 in China ansässig und da die "wichtigsten Entscheidungsträger" des Unternehmens in Schweden sitzen, gebe es wenig Grund zu der Annahme, dass die nationalen Sicherheitsbedenken hier zutreffen.
Mögliche Opfer auch US-Traditionsmarken
Zudem firmiere Polestar in den USA als Tochtergesellschaft einer britischen Aktiengesellschaft, die an der NASDAQ notiert ist. Der Hauptsitz befindet sich in Schweden und sieben von zehn Vorstandsmitgliedern kommen aus Europa oder den USA. Der Polestar 3 werde in South Carolina, der Polestar 4 ab nächstem Jahr in Südkorea gefertigt.
Polestar sei zwar der am stärksten von der neuen Regelung betroffene Autohersteller, schreibt Ars Technica, aber nicht der einzige. Letzten Monat habe das Handelsministerium den amerikanischen Traditionsmarken Ford und General Motors mitgeteilt, dass die Importe des Lincoln Nautilus und des Buick Envision – beide werden in China hergestellt – nach der neuen Regelung ebenfalls eingestellt werden müssten.
(fpi)