High-Tech-Firmen gehen in die Luft

Inhaltsverzeichnis

Möglich macht das eine unkonventionelle Flügelform. Während bei Passagierjets die Flügelspitzen oft steil nach oben ragen, fallen sie beim Zephyr leicht ab – wie bei einem Adler, der seine Schwingen ausbreitet. Angesichts der niedrigen Geschwindigkeiten, mit denen die Drohne unterwegs ist, soll das den Auftrieb um 15 Prozent vergrößern. Die Oberseiten der Flügel und des Leitwerks sind zudem mit leichten, flexiblen Solarzellen überzogen. Jeder Quadratmeter erzeugt eine Leistung von 250 Watt und wiegt weniger als 250 Gramm. Am Tag speist der Solarstrom die beiden Propeller sowie einen Lithium-Schwefel-Akku. In der Nacht übernimmt die Batterie.

Hilfreich ist auch das Gewicht: Die filigrane Carbonstruktur des aktuellen Modells, "Zephyr S" genannt, wiegt lediglich 60 Kilogramm bei einer Spannweite von 25 Metern. Nach Testflügen in Europa, Australien und den USA steht inzwischen der erste Kunde fest. Das britische Verteidigungsministerium hat Anfang des Jahres für geschätzte zehn Millionen Pfund zwei Zephyr-S-Modelle geordert – vermutlich zur Aufklärung. Airbus betont jedoch, dass die Drohne auch zivil eingesetzt werden könnte. An Bord sei unter anderem Platz für eine optische Kamera mit einer Auflösung von 15 Zentimetern am Erdboden, eine Infrarotvideokamera, Radaranlagen oder Internetsender. Insgesamt kann Zephyr S etwa fünf Kilogramm Nutzlast mitschleppen.

Das Nachfolgemodell "Zephyr T" mit 33 Metern Spannweite soll sogar 20 Kilogramm einpacken können und hätte zudem Platz für weitere Batterien. Auch ohne zusätzlichen Strom haben es die Airbus-Ingenieure zuletzt geschafft, sogar im Winter elf Tage lang ununterbrochen unterwegs zu sein. Besonders in höheren Breiten sind die Tage dann sehr kurz, und die Sonne trifft in einem flachen, ungünstigen Winkel auf die Solarzellen. Es war ein wichtiger Test, denn die Versorgung mit Energie ist nach wie vor einer der heikelsten Punkte des Drohnenkonzepts.

Bemannte Solarflieger wie Solar Impulse greifen zu einem Trick, um Energie zu sparen: Nachts gehen sie in einen langsamen Sinkflug über. Bei Drohnen ist dieser Sinkflug aber nur begrenzt möglich: In vielen Ländern reicht der kontrollierte Luftraum bis in 60000 Fuß Höhe, in Deutschland sogar bis 66000 Fuß. Sinken unbemannte Fluggeräte unter diese Höhe ab, unterliegen sie der Kontrolle der Flugaufsicht und einer rechtlichen Regulierung. Sie aber existiert für Drohnen vielerorts noch nicht. Facebook will das Problem lösen, indem sein Solarflieger sich in entsprechend großer Höhe aufhält. Aquila soll tagsüber in 90000 Fuß fliegen, um nachts auf bis zu 60000 Fuß absinken zu können.

Noch besser wäre jedoch, die Fluggeräte mit genügend viel Energie zu versorgen. Von Boeing kommt daher eine andere Idee. Der US-Flugzeugbauer hat Anfang des Jahres einen Patentantrag veröffentlicht, der eine große Tragfläche mit zehn Propellern und steil aufragenden Flügelspitzen zeigt. Ihre Länge kann, so heißt es in der Patentschrift, ein Drittel der Spannweite erreichen. Vor allem aber sind die senkrechten Spitzen an der Seite mit Solarzellen beschichtet. Sie sollen auch die Energie einer tief stehenden Sonne optimal einfangen.

Googles Testballon HBAL418 hat derweil den Rückwärtsgang eingelegt. Er schlägt wieder Haken. Schließlich verharrt er tagelang über einem verlassenen Örtchen namens Golden – ein Überbleibsel des Goldrausches aus dem 19. Jahrhundert. Wird er erneut auf eine Goldader stoßen – nur diesmal nicht unter der Erde, sondern 60000 Fuß darüber? (bsc)