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IPv6 statt IPv4: Nicht wollen oder nicht können?

Susanne Nolte

(Bild: asharkyu/Shutterstock.com)

IPv4 und kein Ende: Trotz des lange postulierten Adressmangels ist kein flächendeckender Umstieg auf IPv6 in Sicht.

Seit 15 Jahren wird das Ende der IPv4-Adressen prophezeit und doch nicht erreicht. iX wollte wissen, was IT-Abteilungen daran hindert, auf IPv6 umzustellen. Den Anlass zu der Umfrage gab die Ankündigung von AWS, nicht nur für ungenutzte, sondern auch für tatsächlich genutzte öffentliche IPv4-Adressen Gebühren zu erheben. Deshalb fragten wir [1], wie es um die Verwendung von IPv4-Adressen in öffentlichen Netzen und speziell in der Cloud tatsächlich bestellt ist.

Das Ergebnis: Noch immer ist IPv6 keine wirkliche Alternative zu IPv4. Von den gut 3000 Teilnehmenden arbeiten 48 Prozent ausschließlich und 24 Prozent weitestgehend mit IPv4, 22 Prozent mit Dual Stack und 5 Prozent nur noch ausnahmsweise oder gar nicht mehr mit IPv4.

Bei der Frage "Warum noch IPv4?" verteilten sich die Antworten gleichmäßig (siehe Abbildung). Bei den Freitextantworten zeichneten sich zwei Lager ab: Das eine hält es mit der Strategie "Never change a running system". Das andere sieht sich vor nicht unerheblichen Hürden – in der IT-Sicherheit, bei Firewalls und beim Routing, in Anlagen, Hard- und Software, bei Kunden, Internetdiensten, Providern und bei Glasfaserzugängen und Handynetzen. Die Komplexität von IPv6, die fehlende Zeit zur Einarbeitung, mangelnde Erfahrung, der erheblich höhere Aufwand auch beim Dual Stacking und Blockaden durch Vorgesetzte und Kollegen wurden ebenso genannt wie der fehlende Überblick über die Konsequenzen und die Protokolleigenschaften von IPv6.

Die meisten Befragten wollen nicht auf IPv6 umstellen oder haben gute Gründe dafür.,

Die meisten Befragten wollen nicht auf IPv6 umstellen oder haben gute Gründe dafür.

Entsprechend haben 48 Prozent der Antwortenden keine Umstellungsstrategie, 19 Prozent wollen den Übergang mit Dual Stacking bewerkstelligen und 26 Prozent wollen so lange wie möglich beim Dual Stacking bleiben. Bei den Freitextantworten fällt ein Wort besonders häufig: Warten, warten auf den Provider, neue Hardware, auf eine neue Geschäftsleitung oder eine IPv6-Alternative. So die eine große Gruppe, die andere möchte, solange es geht, abwarten – 62 Prozent haben keine Roadmap für eine Umstellung.

Ins Auge stach die Antwortenverteilung bei der Frage nach den Kosten durch Provider-gebundene IPv4-Adressen, da 38 Prozent der Befragten Adressen bei Cloud-Providern mieten, während 39 Prozent keine Public Cloud nutzen. Nur für die wenigsten Cloud-Nutzer, nämlich 4 Prozent, sind IP-Adressen derzeit überhaupt ein hoher Kostenfaktor, für 5 Prozent dann, wenn AWS Gebühren erhebt. Für den Rest sind die Kosten gar nicht oder wenig relevant.

Diese Verteilung ist situationsbedingt: Keine Kosten entstehen bei allen, die in der Public Cloud keine oder eigene IPv4-Adressen verwenden oder deren Cloud-Anbieter keine Gebühren dafür verlangt. Andere Hyperscaler wie Azure oder lokale Anbieter wie Hetzner verlangen unverändert geringe Gebühren, die in dem Cloud-Paket nicht groß ins Gewicht fallen. In anderen Unternehmen macht das Cloud-Computing nur einen geringen Teil der IT aus oder die IPv4-Adressen stammen aus unterschiedlichen Quellen.

Entsprechend wollen nur 4 Prozent ihren Umgang mit Provider-gebundenen IPv4-Adressen ändern. Ein Viertel hat sich noch nicht entschieden, 71 Prozent werden nichts ändern, zum Teil, weil AWS das gar nicht zulässt (siehe "Antworten aus der iX-Umfrage zu IPv4").

Warum nutzen Sie noch IPv4-Adressen?

Wie sieht Ihre Umstellungsstrategie aus?

Werden Sie durch die Gebührenerhebung auf genutzte IPv4-Adressen durch AWS Ihre Nutzung von IPv4-Adressen ändern?

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(sun [3])


URL dieses Artikels:
https://www.heise.de/-9654983

Links in diesem Artikel:
[1] https://www.heise.de/news/Wie-umgehen-mit-teuren-IPv4-Adressen-9640191.html
[2] https://www.heise.de/ix/
[3] mailto:sun@ix.de