Interview mit Apples Entwicklungstool-Chef: Neuer Anlauf für die App Clips

Andreas Wendker und Wiley Hodges von Apple geben in einem Interview Hintergründe über Neuheiten der WWDC 2022. Und es gibt eine klare Aussage zu Objective-C.

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App Clips

Die App Clips von Apple sind Mini-Apps, die maximal 10 – mit iOS 16 erstmals 15 – Megabyte groß sein dürfen.

(Bild: Apple)

Lesezeit: 4 Min.
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Die App Clips in Apples Entwicklerbaukasten für das iPhone sollten Nutzerinnen und Nutzer schneller auf den Geschmack bringen, neue Apps zu installieren. Doch bislang sind nicht einmal die Entwickler in großer Zahl auf den Geschmack gekommen. Das soll sich jetzt ändern. In einem Interview mit dem deutsch-schweizerischen Apfelfunk-Podcast haben sich Andreas Wendker, Leiter Entwicklertools und -technologien bei Apple, und Wiley Hodges, zuständig für das Produktmarketing Core Technologies und Developer Tools, zu diesem und weiteren Entwickler-Themen der WWDC 2022 geäußert. Es ging unter anderem auch um die Zukunft der Programmiersprache Objective-C und das neue Entwicklungstool Xcode Cloud.

Die App Clips wurden im Jahr 2020 in iOS 14 eingeführt. Es handelt sich um maximal 10 Megabyte große Mini-Apps, die per NFC-Tag oder durch Abfotografieren eines QR-Codes in Sekundenschnelle auf dem iPhone installiert werden können. Nutzerinnen und Nutzer sollen so unterwegs schnell in die Lage versetzt werden können, eine App-Funktionalität zu verwenden, wie etwa das Ausleihen eines E-Scooters, das Bestellen in einem Café oder den Einkauf in einem Geschäft. In iOS 16 erhöht Apple die maximale Größe der App Clips auf 15 Megabyte. Laut Hodges wurde das Limit angesichts der zunehmenden Verbreitung des schnelleren 5G-Mobilfunks erhöht.

Dass die App Clips gerade in Europa bislang kaum zu sehen sind, erklärt er sich damit, dass die Funktion mitten in der Coronapandemie veröffentlicht wurde – in einer Zeit, in der die Menschen zu Hause blieben. Apple registriere bereits ein steigendes Interesse für die App Clips und geht davon aus, dass diese künftig stärker genutzt werden.

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Große Hoffnungen setzt Entwicklungs-Tool-Chef Wendker auf das künftig allen Entwicklern offen stehende neue Tool Xcode Cloud. Es wurde 2021 eingeführt und befand sich zunächst in einer Testphase. Ziel sei es, den Entwicklern den Rücken freizuhalten, sodass sie sich ganz auf ihren Code konzentrieren können, sagt er im Interview. Das Cloud-Tool übernimmt zum Beispiel automatisierte Workflows, erlaubt paralleles Testen von Apps, das Verwalten des Nutzerfeedbacks und das Ausliefern von Testversionen. Die in die Entwicklungsumgebung Xcode integrierte Lösung sei auch deshalb besonders, so Hodges, weil solche Tools bislang zumeist nur größeren Unternehmen zur Verfügung standen. Jetzt kämen auch einzelne Entwickler zu erschwinglichen Preisen in den Genuss eines solchen Tools. Apple verspricht sich davon bessere Apps im App Store und häufigere Updates.

Auf der WWDC 2022 wurden unter anderem mit Swift Charts und Swift Regex neue Frameworks und Bibliotheken im Software Development Kit vorgestellt, die nur noch in der neuen Programmiersprache Swift bereitgestellt werden. Die jahrzehntelang eingesetzte Programmiersprache Objective-C soll laut Apple aber noch eine "sehr lange Zukunft" haben. Es werde keinen "Tag X" geben, an dem Entwicklerinnen und Entwickler auf Swift umsteigen müssen, erklärte Hodges klar und deutlich. Apple, das offenbar selbst noch viel Programmcode in der alten Sprache pflegt, setzt weiterhin auf einen Parallelbetrieb beider Sprachen und will die Entwicklergemeinschaft mit den Vorzügen Swifts bei Sicherheit und Einfachheit davon überzeugen, die Sprache zu nutzen. Allerdings werde es in Zukunft häufiger neue Entwicklerwerkzeuge nur noch in Swift geben.

Dass Apple Interviews gibt, ist vergleichsweise selten – erst recht in einem europäischen Podcast. In dem Gespräch, das auf YouTube abrufbar ist, geht es auch darum, wie bei Apple die nach zwei Coronajahren mit reinen Onlinekonferenzen erstmals gemischte Konferenz aus Präsenz und Online-Streams empfunden wurde. Ein großes Thema für Apple ist weiterhin das Ziel, App-Entwicklung plattformübergreifend so einfach wie möglich zu machen. Im Gespräch detaillieren Wendker und Hodges unter anderem, was es mit den Desktop Class Apps auf dem iPad auf sich hat und wie DriverKit nach der Vorstellung Apples das Spektrum anschließbarer Hardware auf dem iPad erweitern wird.

(mki)