Mini Cooper SE 2024: Elektroauto behält seine Stärken

Der nächste Mini Cooper SE hat noch eine Vorlaufzeit von rund zwei Jahren, doch wir konnten in einem vielversprechenden Prototyp schon mitfahren.

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Mini Cooper SE 2024
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Inhaltsverzeichnis

Es gibt eine handvoll Autos, bei denen man nur hoffen kann, dass ein Modellwechsel den prägenden Charakter nicht verändert. Ohne auch nur ansatzweise eine Vollständigkeit anzustreben, seien als Beispiele hier nur Suzuki Jimny, Mazda MX-5 und Alfa Romeo Giulia genannt. In diese Reihe passt auch der aktuelle Mini Cooper SE, der vor knapp zwei Jahren allen in der Redaktion mit begeisterndem Handling und flottem Antrieb ans Herz wuchs. Trotz Schwächen wurde er so zum Testwagen des Jahres 2020.

Aktuell arbeitet BMW am Nachfolger, der 2024 auf den Markt kommen soll. Antrieb und Batterie steuert die chinesische Firma Great Wall bei. Die Entwickler bei BMW legen allerdings Wert auf die Feststellung, dass die Feinabstimmung weiterhin in den Händen des Münchner Forschungs- und Innovationszentrums (FIZ) liegt. Die grundsätzliche Fahrzeugstruktur gleicht dem nächsten Mini mit Verbrennungsmotor. Das ist nicht optimal, doch BMW mit dem iX3 schon unter Beweis gestellt, dass dabei trotzdem ein sehr gutes E-Auto herauskommen kann.

Der klassische Mini-Dreitürer ist aktuell der einzige, der als Elektroauto zu haben ist. Das wird sich ändern: Geplant sind zusätzlich ein Crossover und der Countryman, vermutlich wird es dabei nicht bleiben. Schritt für Schritt werden wohl alle künftigen Mini-Modelle auch mit batterieelektrischem Antrieb zu haben sein. BMW wehrt sich gegen ein festes Enddatum für den Verbrennungsmotor, doch die Situation auf den großen Absatzmärkten wird sich in den kommenden Jahren vermutlich so stark in Richtung E-Antrieb verschieben, dass sich die Bayern diesem Trend nicht einfach entziehen können.

Noch sind die Testwagen stark getarnt - kein Wunder, der Verkaufsbeginn liegt noch rund zwei Jahre entfernt.

(Bild: press-inform)

Aktuell nutzt der Mini Cooper SE den Technikbaukasten des BMW i3S (Test). Das bedeutet einerseits für einen E-Kleinwagen vergleichsweise viel Leistung. Auf immerhin 135 kW kann der Fahrer zurückgreifen, das ist deutlich mehr in Renault Zoe (Test) oder Opel Corsa-e (Test). Andererseits ist der Speicher mit nutzbaren 28,9 kWh zu klein, um im direkten Umfeld mithalten zu können. Ob man in einem Kleinwagen nun tatsächlich mehr Reichweite benötigt, ist eine Frage, die für BMW nicht ans Ziel führt. Die Kundschaft wählt bei verschiedenen Batterie-Optionen meist die Maximallösung. Konkurrenten des Mini Cooper SE bieten diesbezüglich einfach mehr Energiegehalt in der Batterie.

Auf einen radikalen Bruch der Gestaltung verzichtet BMW. Das Retro-Design ist bis heute erfolgreich. Beim nächsten Mini werden die Überhänge vorn und hinten noch kleiner als beim aktuellen Modell, der Radstand dafür etwas länger.

(Bild: press-inform)

Auch deshalb wird BMW nachlegen. Geplant sind Batterien mit einem Energiegehalt von 40 und 50 kWh. Die Reichweite soll je nach Modell bei 300 bis 400 km im WLTP liegen. Noch gibt es keine Angaben zur Zellchemie, wir gehen von NMC811 aus – also acht Anteilen Nickel und je einem Anteil Mangan und Kobalt. Im E-Motor werden keine seltenen Erden mehr eingesetzt.

Mehr Tempo wird es in der Spitze auch beim Laden geben. BMW hält sich hier noch zurück, was verständlich ist, schließlich liegt der Verkaufsbeginn in weiter Ferne. Mit Wechselstrom wird es wohl bei 11 kW bleiben, an Gleichstrom erwarten wir mehr als die aktuell möglichen 50 kW. Wer in zwei Jahren bei diesem Thema nicht hoffnungslos zurückbleiben will, wird kaum weniger als 100 kW ermöglichen müssen. Nachlegen will BMW auch bei der Leistung. Das Einstiegsmodell soll wie bisher 135 kW haben, das Spitzenmodell 165.

Ein aktueller Mini Cooper SE lässt sich mit maximal 50 kW aufladen. Hier erwarten wir beim Nachfolger deutlich mehr Tempo.

(Bild: press-inform)

Nochmals verbessern will BMW die Agilität des Minis, und das dürfte eine echte Herausforderung sein. Denn das aktuelle Modell setzt in dieser Hinsicht Maßstäbe in seiner Klasse. Ein erster Schritt in diese Richtung sind leicht verschobene Proportionen. Der nächste Mini wird insgesamt etwas kürzer als der aktuelle, obwohl der Radstand um rund drei Zentimeter zulegt. Die Überhänge vorn und hinten werden demnach also noch knapper gehalten als im derzeitigen Modell. Gleichzeitig wächst die Spur um vier Zentimeter – das scheint auf den ersten Blick nicht viel, ist in dieser Abteilung aber sehr viel.

Die Spur ist vier Zentimeter breiter als beim aktuellen Mini.

(Bild: press-inform)

Zusammen mit dem durch die Batterie sehr niedrigen Schwerpunkt ergibt sich ein überaus agiles Fahrverhalten des Prototypen. "Wir wollen auf keinen Fall ein Untersteuern", erklärt BMW-Fahrwerksentwickler Klaus Bramer. Dieses Ziel können die Techniker im Lastenheft guten Gewissens abhaken, obwohl noch 18 Monate Entwicklungszeit sind. Der nächste elektrische Mini scheint mindestens so quirlig wie sein Vorgänger. Nachholbedarf gab es beim Federungskomfort, wobei das nicht ganz präzise formuliert ist: Es erschien erstrebenswert, einen solchen überhaupt anzubieten. Ein Fortschritt ist in dieser Hinsicht also vergleichsweise einfach, und die Entwickler liefern auch hier ab: Der nächste Mini Cooper SE federt harmonischer.

Außen wie innen zeichnet sich keine gestalterische Revolution ab. Klapptürgriffe am Prototypen mögen moderner erscheinen, die bisherigen Bügel passen aber besser zum Mini-Design. Im Innenraum bleibt es bei einem großen Runddisplay in der Mitte und einem Bildschirm hinter dem Lenkrad. Der soll besser abzulesen sein als im aktuellen Modell. Der größere Radstand macht nicht nur das Fahrverhalten stabiler, sondern verschafft den Fahrgästen auch etwas mehr Platz, was vor allem im Fond dankbar zur Kenntnis genommen wird. Ein Raumwunder war der Mini bislang nicht, und in dieser Hinsicht bleibt er sich treu.

Klapptürgriffe erleben bei BMW gerade wieder eine Renaissance. Zum klassischen Mini-Design passen die aktuellen Bügeltürgriffe allerdings besser.

(Bild: press-inform)

Das gilt, soweit sich das anhand eines Prototypen eben beurteilen lässt, auch für den gesamten Mini Cooper SE der nächsten Generation. BMW hat offenbar genau zugehört, was die Zielgruppe zu kritisieren hatte – und was nicht. Fortschritte im Bereich Batterie und Laden sind erwartet worden, und BMW liefert diese auch. Mehr Platz stand nicht im Vordergrund, eine weiter verbesserte Agilität werden die Kunden sicher goutieren. So können sich die Verantwortlichen wohl darauf verlassen, dass das Gesamtpaket den Kunden wieder mehr Geld wert sein wird als ein vergleichbar großes Elektroauto der Konkurrenz. Schließlich gehört auch das zur von BMW sorgsam gepflegten Mini-Tradition.

Eine erste Mitfahrt vermittelt den Eindruck, dass BMW sich darauf konzentriert, die klassischen Stärken des Minis weiter zu verfeinern. Das Konzept dürfte aufgehen, schließlich sind es der Charakter des Minis, der den Kunden einen beträchtlichen Mehrpreis gegenüber vergleichbar großen Konkurrenten wert ist.

(Bild: press-inform)

(mfz)