Neues in ASP.NET 5, Teil 3: Änderungen in Visual Studio 2015

Seite 4: Fazit

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Für Entwickler, die mit bisherigen Versionen von ASP.NET gearbeitet haben, ist der Aufbau von ASP.NET-5-Projekten ein Kulturschock. Es gibt zwei wesentliche Änderungen: die neue Projektstruktur und die Integration der Open-Source-Werkzeuge.

Bei der neuen Webprojektstruktur ist leider festzuhalten, dass diese nicht intuitiv zu verstehen ist, was auch an den Diskussionen auf GitHub zu sehen ist. Insbesondere erschließt sich nicht, warum ein dezidierter Ordner für Quellcode (/src) eingeführt wurde, unter dem dann aber in /bin auch Kompilate zu finden sind. Ebenso ist die Namensgebung des /artifacts-Ordners unglücklich.

Hingegen ist die Öffnung von Visual Studio für etablierte Open-Source-Werkzeuge der Webwelt zu begrüßen. Bisher hat Microsoft viele notwendige Tools im Rahmen der Webentwicklung (z. B. Kopiervorgänge, Transkompilierung, Minifizierung) entweder in Visual Studio eingebaut oder als Add-in geliefert (siehe Web Essentials for Visual Studio). Nun erlaubt Microsoft seinen Kunden, auf einfache Weise auf die vielen tausend Automatisierungslösungen zuzugreifen, die die Node.js-Welt bereits geschaffen hat. Zudem gibt es bei Bower mehr Pakete für Webanwendungen als bei Microsofts eigenem Paketportal NuGet.org.

Das war also ein guter Schritt. Dennoch ist es auch möglich, hier aus einem anderen Blickwinkel auf die Sache zu schauen: Bisher bekamen die ASP.NET-Entwickler ein Gesamtpaket von Microsoft geliefert. Nun haben Sie die Qual der Wahl aus vielen tausend Paketen, deren Urheber man oft nicht genau kennt. Dass man dabei leicht daneben greifen kann, hat der Softwarekonzern mit der Aufnahme des verwaisten Projekts bootstrap-touch-carousel in die Projektvorlage eindrucksvoll bewiesen.

Dr. Holger Schwichtenberg
leitet das Expertennetzwerk www.IT-Visions.de, das Beratung, Schulungen und Softwareentwicklung im Umfeld von .NET und Web-Techniken anbietet. Er hält Vorträge auf Fachkonferenzen und ist Autor zahlreicher Fachbücher.
(ane)