Zahlen, bitte! 31 Begriffe für das erste Kreuzworträtsel der Welt

Die Erfindung des Kreuzworträtsels brachte nicht nur Leser zum Grübeln, sondern half im Zweiten Weltkrieg sogar bei der Suche nach Entschlüsselungspezialisten.

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Von
  • Detlef Borchers

Zum Weihnachtsfest 1913 schenkte der britische Journalist Arthur Wynneden Lesern der "New York World" einen ganz besonderen Zeitvertreib: Das erste Wortkreuz erschien. In dem rautenförmig aufgebauten ersten Kreuzworträtsel mussten 31 Begriffe gesucht werden. Was als Denksportaufgabe für die Weihnachtszeit gedacht war, wurde schnell zum festen Bestandteil der Zeitungen in den USA, später auch in Großbritannien. Um 1925 kam das Kreuzworträtsel in Deutschland an.

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Für das Weihnachtsfest sollte sich Arthur Wynne in der Sonntagsausgabe der "New York World" vom 21. Dezember 1913 ein Rätselspaß ausdenken, der jemanden über mehrere Tage hinweg beschäftigen kann. Wynne erinnerte sich an seine Kindheit, als er mit seinem Großvater in Liverpool magische Quadrate ausfüllte. Das waren sudokuartig aufgebaute Kästen, in denen jedes Wort senkrecht wie waagerecht einen Sinn ergeben musste.

Erfunden wurde diese Rätselform angeblich vom Journalisten GiuseppeAiroldi, jedenfalls erschien sein erstes Quadraträtsel am 12. September 1890 in der "Secolo Illustrato della Domenica". Wynne nahm die Idee auf und konstruierte ein großes, seitenfüllendes "Wortkreuz", das beim Publikum bombig ankam: Gleich nach Weihnachten fragten die Leser, wann das nächste Wortkreuz erscheint. Mit dem dritten Worträtsel von Wynne wurde das Wortkreuz durch einen Fehler des Setzers zum Crossword Puzzle, dem Kreuzworträtsel.

Zahlen, bitte!

In dieser Rubrik stellen wir immer dienstags verblüffende, beeindruckende, informative und witzige Zahlen aus den Bereichen IT, Wissenschaft, Kunst, Wirtschaft, Politik und natürlich der Mathematik vor.

Bis zu seiner Einbürgerung in die USA im Jahre 1920 sollte Wynne über 100 Rätsel erfunden haben, dabei stetig an der Entwicklung der Rätselei feilend. Aus der Raute wurde auf Wunsch der Drucker ein Rechteck, das in vielen Tageszeitungen seinen festen Platz bekam. Von den USA ausgehend verbreitete sich das Kreuzworträtsel zunächst in Großbritannien und Indien, bald darauf in der ganzen Welt. In Großbritannien entwickelte sich in den 20er-Jahren unter dem Einfluss des Dichters Edward PowysMathers die eigenständige Form des doppelt verrätselten Kreuzworträtsels.

Das erste Kreuzworträtsel aus dem Jahre 1913

Unter dem Namen des Inquisitors Torquemada erschienen seine Rätsel von 1926 bis 1939. Seine Erben waren Ximenes, der Lateinlehrer Derrick Somerset Macnutt und Afrit, im bürgerlichen Leben AlistairFerguson Ritchie. Die britische Tradtion wird in Deutschland in den Kreuzworträtseln der Tageszeitung fortgesetzt. In den USA reimportierte der unlängst verstorbene Komponist und Librettist Stephen Sondheim diese Rätsel-Variante. Sein bekanntestes Lied Send in the Clowns wurde selbst in zahlreichen Kreuzworträtseln erfragt.

Einen denkwürdigen Höhepunkt erreichte das Kreuzworträtsel im Zweiten Weltkrieg, als in Großbritannien die Dechiffrierabteilung "Bletchley Park" aufgebaut wurde. Hier arbeiteten Codeknacker wie Alan Turing daran, die verschlüsselten Funksprüche der Deutschen zu entziffern. Man konnte schlecht geeignete KandidatInnen per Zeitungsanzeige suchen, ohne das streng geheime Projekt zu gefährden. Deswegen benutzte man ein besonders kniffliges Kreuzworträtsel.

Wer es in weniger als 12 Minuten lösen oder eben dechiffrieren konnte, wurde zur Mitarbeit in Bletchley Park eingeladen. Zu den bekannteren Kreuzworträtseln zählt das Rätsel, das am 5. November 1996 in den USA erschien, dem Tag der Wahl des nächsten US-Präsidenten. Hier sollte unter 39 die Schlagzeile des nächsten Tages gesucht werden. Das Rätsel war so aufgebaut, das "Clinton Elected" wie "Bob Dole Elected" als Lösung möglich waren.

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Denkwürdig auch das Kreuzworträtsel, das am 7. Oktober 2011 in der "New York Times" erschien, nachdem Steve Jobs gestorben war. Es bestand aus Begriffen wie "Think Different", Macintosh oder "Creative Genius", die Jobs' Leben prägten. Natürlich war auch Apple zu raten: Die Software Crossword Magic von L&S Computerware für den Apple II war Anfang der 80er-Jahre ein sehr beliebtes Programm für Kreuzworträtselfans.

Wenn das Guiness Buch der Weltrekorde stimmt, ist der Brite Roger Squires der König der Kreuzworträtsel-Erfinder. Er veröffentlichte in 22 Jahren in acht Tageszeitungen insgesamt 74.634 Kreuzworträtsel und hält den Rekord für das längste Wort, das in einem Kreuzworträtsel gefunden werden musste, die walisische Ortschaft Llanfairpwllgwyngyllgogerychwyrndrobwllllantysiliogogogoch.

Heute werden Kreuzworträtsel meistens von einer Software produziert. In angloamerikanischen Ländern soll die Firma Crossdown Puzzles des Kryptologen und Kreuzworträtsel-Macher Sam Bellotto Marktführer sein. Auch das Lösen von Kreuzworträtseln kann von Computern übernommen werden, entweder mithilfe von Such-Algorithmen und mächtigen Datenbanken oder mithilfe von neuronalen Netzen. Als Nachweis für das Funktionieren von Künstlicher Intelligenz hat das Kreuzworträtsel aber seit den 90er-Jahren ausgedient.

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(mawi)