Apple vs. Samsung: Stolpern die Koreaner über internes Memo?
Auf 132 Seiten stellt Samsung das Galaxy S dem iPhone gegenüber – und schreibt, dass sich das hauseigene Gerät verbessern muss. Das pikante Papier wurde im kalifornischen Prozess nun als Beweismittel zugelassen.
Samsung muss hinnehmen, dass ein pikantes Papier aus dem März 2010 im kalifornischen Patentprozess mit Apple als Beweismittel zugelassen wird. Das Memo unter der Überschrift "Relative Evaluation Report on S1, iPhone", das vom IT-Blog All Things D auf die Dokumentenplattform Scribd gestellt wurde, beschreibt auf insgesamt 132 reich bebilderten Seiten, wie sich Galaxy S und iPhone in Sachen Benutzeroberfläche unterscheiden – vom Homescreen über den Taschenrechner bis hin zum Umfang der mitgelieferten Apps. Dabei kommen nicht nur zahlreiche mögliche Schwächen in der Galaxy-Software ans Licht – es folgt auch die ausdrückliche Empfehlung, dem iPhone nachzueifern.
Das am Dienstag in die Prozessunterlagen aufgenommene Dokument könnte in den Augen der neun Geschworenen den "rauchenden Colt" liefern, den Apple sucht, um seine Kopiervorwürfe gegen Samsung zu untermauern. Es geht dabei zum Teil um kleinste Details wie die Anzeige der Zahl noch offener Seiten im Web-Browser oder die Möglichkeit, ein Wort per Antippen zu kopieren. So rät das Papier beispielsweise, Icons "weniger monoton" zu gestalten. Bei Apple gäben diese den Nutzern ein "luxuriöses Gefühl", während sie beim Galaxy zu flach seien. Ironischerweise schreiben die Samsung-Produktentwickler auch, das Design vermittle den starken Eindruck, das iPhone-Icon-Konzept sei kopiert worden.
Die Zulassung des "Relative Evaluation Report", der dem Gericht in einer aus dem Koreanischen übersetzten Variante vorliegt, ist schon der zweite Dämpfer für Samsung in zwei Tagen. Am Montag wurde auch eine E-Mail mit scharfen Äußerungen von Samsungs Mobil-Chef JK Shin als Beweismittel angenommen. Der Manager erklärt dort unter anderem, das iPhone habe bei Samsung eine "Design-Krise" offenbart und er bekomme oft den Vorschlag zu hören, Apple-Lösungen nachzumachen.
Am Dienstag sagte auch die langjährige Apple-Designerin Susan Kare aus, die unter anderem für die Icons des Original-Macintosh mitverantwortlich war. Sie selbst habe schon einmal ein Samsung-Gerät mit einem iPhone verwechselt, obwohl sie selbst in Sachen Grafikdesign sehr genau sei. Beide Designs seien "verwirrend ähnlich", befand Kare beim Vergleich von Apple- und Samsung-Smartphones. Samsungs Anwälte reagierten, indem sie den Start-Bildschirm eines "Droid"-Handys des Herstellers präsentierten. Dieser zeigt anfangs ein prominentes Samsung-Logo und ein tonunterlegtes Video. Um die Ansicht zu erhalten, die Apple als rechtswidrig bezeichnet, müsse der Nutzer zwei zusätzliche Schritte unternehmen.
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(bsc)