Kommentar: Apple ist ganz groß im Greenwashing

Ja, Apple ist in Umweltfragen relativ transparent und bemüht. Das eigentliche Öko-Problem schweigt das Unternehmen allerdings tot, meint Christian Wölbert.

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Apples neuer Umweltbericht ist da. Auf 29 Seiten feiert sich der Konzern als Öko-Champion. Mit stimmungsvollen Fotos von Solarfeldern – aber auch mit einigen Kennzahlen, die andere Hersteller nicht veröffentlichen. Sollte man Apple deshalb loben? Eigentlich schon: Denn die Zahlen zeigen, welche Umweltprobleme die IT-Industrie wirklich hat. Aber den Transparenzbonus verspielt Apple mit dreistem Greenwashing.

Apple ist kein Öko-Champion, höchstens Marketing-Weltmeister. Der Umweltbericht konzentriert sich auf das Klimaproblem und zeigt auf Seite 4 den CO2-Fußabdruck des gesamten Unternehmens: 70 Prozent der Emissionen entstehen bei der Herstellung der Produkte (Manufacturing), nur 2 Prozent in Apples eigenen Bürogebäuden und Rechenzentren (Facilities).

Apples CO2-Bilanz.

Apples eigene "Facilities" haben kaum einen Anteil am CO2-Ausstoß, weil das Unternehmen sie schon fast komplett auf erneuerbare Energien umgestellt hat. Das ist schön und wird auch von Greenpeace gelobt. Apple feiert sich dafür auf acht Seiten seines Umweltberichtes, mit fünf Tabellen zum grünen Strom-Mix der Apple-Gebäude.

Ein Kommentar von Christian Wölbert

Christian Wölbert recherchiert und schreibt vor allem über digitalpolitische Themen und verfolgt die Digitalisierung der Verwaltung. Außerdem beschäftigt er sich mit Verbraucherschutz- und Umweltthemen. Dabei ist er ständig auf der Suche nach neuen Rechercheansätzen und freut sich über Hinweise an cwo@ct.de oder via Threema (PA6ZC6RE).

Es folgen zwei Seiten zu den Erfolgen bei Produktnutzung, Recycling und Transport. Aber was ist mit der Herstellung, dem mit Abstand größten Brocken in der CO-Bilanz? Auf ihn geht Apple im gesamten Bericht nicht mehr ein.

Greenwashing ist man von Umweltberichten gewohnt. Trotzdem überrascht, wie konsequent Apple das eigentliche Problem totschweigt. Wer sucht, findet an anderer Stelle die folgende Aussage: "CO2-Emissionen unserer Produktionspartner bleiben der größte Teil unseres CO2-Fußabdrucks. Das ist ein Bereich, den wir adressieren wollen." Konkrete Informationen oder gar Lösungsvorschläge? Fehlanzeige.

Das eigentliche Umweltproblem muss man also selbst recherchieren: Apple produziert nichts mehr selbst und lässt fast alles in China zusammenbauen, von Unternehmen wie Foxconn. Zahlen zum Strom-Mix bei Foxconn sucht man in den Öko-Berichten von Apple und Foxconn vergeblich, deshalb bleibt nur der Blick auf den landesweiten Energie-Mix in China: 69 Prozent Kohle, 18 Prozent Erdöl.

Strom-Mix in China 2011.

(Bild: EIA)

Apple hat also dasselbe Problem, wie alle, die in China produzieren (lassen): Die Produkte entstehen mit dreckigem Kohlestrom. Zum supergrünen Image, mit dem Apple sich so gerne schmückt, passt das nicht. (cwo)