iOS 7 kleidet sich neu
Zur Eröffnung der alljährlichen Entwicklerkonferenz hat Apple die nächste iOS-Version vorgestellt, die nicht nur mit optischen Neuerungen aufwartet, sondern auch grundsätzliche Systemfunktionen wie Multitasking erweitert.
Apples inzwischen auch für iOS zuständiger Designchef Jonathan Ive hat am Montag auf der Entwicklerkonferenz WWDC per Video die nächste Version der Mobilplattform iOS vorgestellt. Nach sechs Jahren mit nur geringfügigen Änderungen an der Bedienoberfläche präsentiert sich iOS 7 umfassend überarbeitet: Zwar bleibt das Grundgerüst aus jeweils vier Apps in einer Reihe auf dem Homescreen erhalten, doch die App-Icons sind deutlich zurückgenommener, die Typographie überarbeitet und die Software des Unternehmens scheint nun aus einem Guss. Besonders deutlich zeigen sich die Interface-Änderungen an bisherigen Entgleisungen wie dem GameCenter – die App zu Apples Spielenetzwerk schwenkt von grünem Filz auf dezentes Weiß um.
Die Neugestaltung reicht dabei bis in die Tiefen des Systems und macht auch vor dem Lockscreen, der Mitteilungszentrale sowie der Multitasking-Leiste nicht halt – der App-Wechsel zeigt nun zusätzlich eine Vorschau der zuletzt benutzten Apps, die an das Karten-Interface von webOS erinnert.
iOS 7 unterstütze außerdem "Multitasking für alle Apps", betonte Apple – bislang hat der iPhone-Hersteller Hintergrundaktivitäten auf bestimmte Apps begrenzt, beispielsweise zur Navigation, VoIP-Empfang oder zum Abspielen von Musik. Die neuen Multitasking-Fähigkeiten sollen dennoch möglichst Akku-schonend umgesetzt sein – Push-Nachrichten können beispielsweise eine App aufwecken, damit diese Inhalte abruft und dem Nutzer dann beim Öffnen direkt präsentiert.
Gesten und AirDrop
Gesten nehmen systemweit einen größeren Stellenwert ein: Ordner können zum Beispiel seitenweise Apps enthalten – zwischen den Seiten lässt sich dann per Wischgeste wechseln. Ein Wisch von unten nach oben ruft das neue Kontrollzentrum auf, das unter anderem Schnellzugriff auf Dinge wie Flugzeugmodus, Bildschirmhelligkeit und Bluetooth gewährt. Neben Musiksteuerung lässt sich dort auch der Blitz als Leuchte aktivieren oder die Kamera-App starten.
Neben Unterstützung des neuen iCloud-Dienstes zum Abgleich des Schlüsselbundes mit Benutzernamen und Passwörtern erhält Safari in iOS 7 eine Reihe neuer Funktion – darunter eine neue Tab-Übersicht und eine verbesserte Suchfunktion.
AirDrop ist eine aus Mac OS X bekannte Technik zum drahtlosen Austausch von Inhalten – darunter Fotos und Videos. Voraussetzung sind dafür iOS-Geräte aus der derzeit aktuellen Generation – iPhone 5, iPad mini, iPad 4 sowie der iPod touch in seiner fünften Generation. Die Fotos-App gruppiert Bilder automatisch nach Zeitpunkt und Ort der Aufnahme. iCloud-Fotosharing wird künftig außerdem Videos unterstützen.
Siri
Die Apple-Sprachassistentin Siri erhält ebenfalls eine neue Oberfläche sowie neue Stimmen. Es ist nun erstmals möglich, Systemfunktionen wie die Bildschirmhelligkeit per Spracheingabe zu ändern. Zudem ist eine Suche in Wikipedia, Twitter oder per Bing möglich. iOS 7 erhält außerdem Anpassungen für den Fahrzeugeinsatz und soll dort Inhalte über das Infotainmentsystem des Fahrzeugs ausgeben. Eine Reihe von Autoherstellern haben laut Apple schon Unterstützung angekündigt, darunter Mercedes, Jaguar und Ferrari.
Detail-Verbesserungen
Zuvor hatte Apple bereits eine Reihe von Verbesserungen im Zusammenspiel zwischen iOS und OS X angekündigt – darunter App-Benachrichtigungen, die auch auf dem Mac ankommen und dort beantwortet werden können. Apples neues Karten-Programm für OS X kann außerdem Routeninformationen an das eigene iPhone schicken. Mit einem iCloud-Abgleich des Schlüsselbundes landen Passwörter auf den eigenen iOS-Geräten.
Apples neuer Internet-Radio-Dienst “iTunes Radio” wird Teil der Musik-App in iOS 7 und erlaubt das kostenlose Anhören verschiedener "Radiostationen" – mit Werbung. Zahlende iTunes-Match-Nutzer können den Dienst hingegen werbefrei nutzen. Durch Integration mit dem iTunes Store ist ein direkter Kauf einzelner Titel möglich. Der Dienst wird zuerst in den USA verfügbar sein und anschließend auf weitere Länder ausgedehnt – ein Starttermin für Deutschland, Österreich und Schweiz liegt noch nicht vor.
Apple verspricht Entwicklern mit iOS 7 über 1500 neue APIs – darunter die erweiterten Multitaskingfunktionen, das Nachladen von Assets im Hintergrund und die Einbindung von AirDrop. Für Hardware-Partner des MFi-Programms (Made for iPhone) gibt es offenbar Programmierschnittstellen, um besser Game-Controller entwickeln zu können.
iOS 7 erscheint laut Apple als kostenloses Update im Herbst, Entwickler können noch am heutigen Montag eine erste Beta herunterladen. Das bald vier Jahre alte iPhone 3GS unterstützt Apple dann nicht mehr, ein iPhone 4 ist die Voraussetzung für die nächste iOS-Version. Beim iPod touch wird sogar die aktuelle fünfte Generation zur Mindestvoraussetzung. Immerhin läuft iOS 7 noch auf dem iPad 2.
Mac & i hat die Eröffnungsveranstaltung mit einem Liveticker begleitet. (lbe)