Pro & Contra: Erfüllt Apple die Wünsche seiner Kunden?

Nach der WWDC ist Apples Fahrplan für die kommenden zwölf Monate zumindest hinsichtlich der Software bekannt. Grund zur Freude?

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 36 Kommentare lesen
Pro & Contra: Erfüllt Apple die Wünsche seiner Kunden?

Erfüllt Apple die Wünsche seiner Kunden?

Lesezeit: 4 Min.

Apple hat auf der Worldwide Developers Conference (WWDC) einen Ausblick auf die Software-Updates gegeben, die in den nächsten zwölf Monaten für ihre Geräte und Dienste geplant sind. Dass Apple mit den angekündigten Updates teils lang ersehnte Wünsche erfüllt, kann man von zwei Seiten betrachten.

Apple-Kunde Sebastian Trepesch fühlt sich wieder etwas mehr berücksichtigt.

Apple lässt viele Kunden jahrelang zappeln, anstatt ihnen lang ersehnte Features zu liefern. Manche iPhone-Besitzer, so ist es uns aus der redaktionellen Arbeit bekannt, haben ihr iPhone sogar gejailbreakt, um sich den Home-Screen nach eigenen Wünschen zu gestalten. Jetzt plötzlich, mit iOS 18, kommt Apple und sagt: Schaut, ihr dürft jetzt einen App-Platz frei lassen. Oder alle Icons nach unten schieben. Und wo wir schon dabei sind: Färbt sie euch doch ein – think different! Zwar lässt Apple noch nicht das ganze Ausmaß herrlicher Anarchie auf dem Home-Screen zu, geht aber mit iOS 18 – nach den Widgets von iOS 16 – einen weiteren Schritt Richtung Kundenwünsche.

Artikel aus Mac & i 3/2024

Ein Beispiel von mehreren. Denn da hätten wir etwa noch das iPad Pro, das mit mattem (!) OLED-Display (!) in diesem Jahr nach Generationen der Gewichtszunahme, wie ich es mir gewünscht hatte, superschlank, leichter und damit transportabler wurde. Änderungen in macOS, größere wie das endlich überarbeitete Fenstermanagement und kleinere wie das Kontextmenü per Tastenkürzel. Vermeintlich marginale Kundenwünsche wie Emoji-Reaktionen, die sich sicherlich häufiger Nutzung erfreuen werden.

Das grundlegende Update für Siri (ok, ob das auf Deutsch etwas wird, glaube ich erst, wenn ich Verbesserungen erleben durfte) steht mit der KI-Offensive ins Haus. Zugegeben, mancher Änderungswille von Apple kam mit Beistand „von oben“, ein kleiner Stupser der EU brachte uns am iPhone und am iPad USB-C, neue App Stores und Sideloading – jedenfalls in Europa. Klar habe ich noch einige Punkte auf meiner Wunschliste, doch der richtige Weg ist eingeschlagen: Die Idee von „Wir wissen besser, was gut für euch ist“, die Apple lange genug seinen Kunden aufgedrängt hat, scheint mir vorbei zu sein. Wir werden gehört. (tre)

Inge Schwabe hält einiges vermeintlich Neue für längst überfällig.

Emojis sind eine einfache Methode, auf Nachrichten zu reagieren. Man kann die kleinen Icons in den Editor setzen oder direkt an eine Nachricht pinnen und Gefühle oft besser ausdrücken als mit Text. Nicht bei iMessage: Die Variante mit dem Anpinnen, die bei Apple Tapback heißt, kennt gerade mal sechs Emotionen. Keine von ihnen spiegelt meine Fassungslosigkeit darüber, dass Apple das Jahr 2024 als großartig für Tapbacks bezeichnet, weil iMessage ab Herbst endlich kann, was andere Messenger längst bieten: mit x-beliebigen Emojis reagieren.

Ebenso überfällig war die Option, Worte fett oder kursiv schreiben zu können. Darauf warte ich schon viel zu lange, um mich jetzt noch dafür begeistern zu können. Was war daran so schwierig, Tim Cook? Wenn Steve Jobs früher glaubte, die Leute wüssten gar nicht, was sie bräuchten, bis man es ihnen zeigt, muss Apple heute nur mal bei Mitbewerber Google danach schauen. Anstatt Apps und Widgets wie Android frei zu platzieren, reiht iOS sie immer noch wie Perlen auf einer Schnur aneinander. Das sorgt nicht nur bei Umsteigern seit Jahren für Kopfschütteln.

Selbst wenn sich das ab Herbst endlich ändert, bleiben viele Wünsche offen. Nach einem besseren Datei-Management beispielsweise und echtem Multi-User-Support. Nach einem iPhone mit Speicherkartenfach und austauschbarem Akku, von einem iPhone oder iPad mit skalierbarem Display ganz zu schweigen. Beim MacBook wäre Mobilfunk hilfreich, einen Touchscreen vermisse ich dort ebenfalls sehr. Steve Jobs müsste heute also nicht mal mehr erst ersinnen, was uns vielleicht glücklich machen könnte. Die Liste der realen Wünsche ist auch so lang genug. Ob er sich aber damit zufriedengeben würde, überfällige Kundenwünsche abzuarbeiten, bezweifle ich. (ims)

Wer hat Recht? Diskutieren Sie mit!

Zuletzt bei Pro & Contra: Sollte Apple schärfer reguliert werden? (ims)