10 Jahre Netscape

Heute ist es Netscape-Gründer Marc Andreessen, der über den nächsten Browserkrieg spekuliert: Weil Microsoft seinen Internet Explorer nicht ausreichend pflege, gebe es Chancen für Alternativen wie Firefox oder Opera, dieses Mal zu gewinnen.

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Von
  • Detlef Borchers

Genau am 13. Oktober 1994, also gestern vor 10 Jahren, wurde der Navigator von Netscape zur freien Benutzung für jedermannn dem Internet übergeben. In deutschen Redaktionen schlug die entsprechende Pressemeldung als Fax in der Nacht auf -- so nahm man die Nachricht hierzulande auf Grund der Zeitverschiebung eigentlich erst am 14. Oktober so richtig wahr.

Der Netscape Navigator war das erste Produkt der Firma Mosaic Communications, die basierend auf dem Erfolg von Mosaic von Marc Andreessen und Jim Clark in der Absicht gegründet wurde, die Datenautobahn zu beherrschen. Mit der kostenlosen Verteilung des Navigators an Privatpersonen verursachte der Verkaufsstart des Browsers enormes Aufsehen, das entscheidend zum späteren Börsenstart der dann zu Netscape umgetauften Firma im August 1995 beitrug. Dieser Börsenstart gilt allgemein als die Geburtsstunde der mittlerweile längst geplatzten Dotcom-Blase.

Das Geschäftsmodell von Netscape war auf Firmen ausgerichtet. Sie mussten für den Browser bezahlen und sollten obendrein den Netsite Communication Server kaufen. In Deutschland kostete die kleinste 10er-Lizenz 700 DM, als Verkaufsschlager im "wichtigsten Schwellenland zur Datenautobahn" (so Netscape in einer PR-Meldung) galt eine 100er-Lizenz, die 5.595 DM kostete. Der Netscape Navigator wurde aus dem Stand weg Marktführer, der sämtliche bis dahin bekannten Software-Distributionen an die Wand spielte und nach einem Jahr die zehnmillionste Kopie melden konnte. Bis Microsoft auf den Internet-Boom reagierte und den Internet Explorer vorstellte, hatte Netscape keine ernsthafte Konkurrenz. Danach begann der so genannte Browserkrieg. Microsoft demonstrierte, wie man mit einem Quasi-Monopol auf einem Marktsegment (Betriebssystem) einen Konkurrenten in einem anderen Segment aushungern kann: Der Internet Explorer verschmolz mit dem Betriebssystem Windows 95. Netscape verlor den Krieg und wurde 1998 von AOL aufgekauft -- die sich mit ihrer Neuerwerbung recht schwer taten, glücklos operierten und sich schließlich aus dem Geschäft wieder verabschiedeten. Heute setzt man bei AOL wohl eher auf Microsofts Internet Explorer.

We're done, done, done schrieb der Entwickler Jamie Zawinski in sein Tagebuch, als Netscapes Communicator freigegeben wurde -- nicht ahnend, dass der große Kampf noch kommen würde. Heute ist es Netscape-Gründer Marc Andreessen, der über den nächsten Browserkrieg spekuliert. Weil Microsoft seinen Internet Explorer nicht ausreichend pflege und verbessere, seien die Chancen für Alternativen wie Firefox und Opera da, diesen Krieg diesmal zu gewinnen, erklärte Andreessen auf einer Tagung zur Zukunft des Business im Internet. (Detlef Borchers) / (jk)