40 Jahre Microsoft: Ein Blick zurück auf dem Weg nach vorn

Vor 40 Jahren legten Paul Allen und Bill Gates den Grundstein für Microsoft. Was mit BASIC begann und mit DOS, dann mit Windows und Office-Programmen fortgesetzt wurde, ist drauf und dran, sich über die Cloud wieder einmal neu zu definieren.

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40 Jahre Microsoft: Ein Blick zurück auf dem Weg nach vorn

(Bild: dpa, Andrew Gombert)

Lesezeit: 9 Min.
Von
  • Detlef Borchers
Inhaltsverzeichnis

Vor 40 Jahren entwickelten Paul Allen und Bill Gates für die Firma MITS ihr erstes Produkt, ein BASIC für den Intel 8080. Im Zuge dieser Entwicklung entstand Microsoft, die Firma, die "effiziente Software für Mikroprozessoren entwickelt und implementiert, in jeder Größenordnung und in jeder Komplexität", wie es in der allerersten Werbung heißt. Aus bescheidenen Anfängen entstand der größte Software-Konzern der Welt.

Die erste Anzeige von Microsoft Juli 1976

(Bild: Microsoft Archiv/Broschüre)

Der Erfolg von Microsoft begann mit dem Verkauf von BASIC an eine Reihe von Herstellern. Im Gründungsjahr 1975 war dies MITS, 1976 orderten Firmen wie Citibank, General Electric und NCR eigene BASIC-Versionen. Im Jahr 1977 kam Microsoft Fortran auf den Markt und 1978 folgte Cobol-80. In diesem Jahr erzielte Microsoft erstmals einen Umsatz über einer Million Dollar. 1979 schaffte Microsoft mit einem Umsatz von 2,5 Millionen den Sprung nach Europa und konnte BASIC an Firmen wie ICL und Philipps verkaufen. Im Jahre 1980 kam Steve Ballmer zu Microsoft und die Firma entwickelte nach einer Idee von Paul Allen ihre erste, sehr erfolgreiche Hardware namens Z-80 SoftCard, von der über 100.000 Stück verkauft wurden. Mit dieser Entwicklung empfahl sich Microsoft bei IBM, das für seinen geplanten "Personal Computer" ein Betriebssystem suchte. Als der IBM-PC 1981 erschien, wurde er mit dem DOS von Microsoft ausgeliefert, deren Umsatz dank IBM auf mehr als 16 Millionen Dollar anstieg. Am 25. Juni 1981 reorganisierte sich die bislang privat gehaltene Microsoft um zur Microsoft Inc.

In den ersten 16 Monaten gelang es Microsoft, DOS-Varianten an insgesamt 50 Firmen zu verkaufen, die alle ins PC-Geschäft einsteigen wollen. Als erste Anwendungssoftware erschien die Tabellenkalkulation Multiplan, die besonders beim Einstieg in den deutschen Markt anno 1983 eine wichtige Rolle spielen sollte. In diesem Jahr zog sich Paul Allen wegen einer Erkrankung aus dem Tagesgeschäft zurück. Bill Gates, der nun für alle Entwicklungen von Microsoft verantwortlich wurde, kündigte "Windows" an und stellte die Microsoft-Maus vor. Sie funktionierte zunächst mit der "graphischen" Textverarbeitung Word 1.0. Als Apple am 20. Januar 1984 den Macintosh vorstellte, zeigte Gates Microsoft BASIC und Multiplan für den Rechner, im Laufe des Jahres kam noch Excel hinzu. Bei der Ankündigung von IBMs neuem "PC AT" war Microsoft ebenfalls mit von der Partie – mit dem Versprechen, Microsoft Xenix für den AT auszuliefern. Der 10. Geburtstag wurde am 12. August 1985 mit dem Start von Microsoft Windows 1.0 gefeiert, zum Geburtstagspreis von 99 Dollar. Die Firma hatte 900 Mitarbeiter und einen Umsatz von 140 Millionen Dollar. Windows wurde allerdings erst am 20. November ausgeliefert.

Am 13. März 1986 erzielte Microsoft beim Börsengang einen IPO von 61 Millionen Dollar. Im selben Jahr erschien Microsoft Works für den PC und den Macintosh. Bei den Software-Verkäufen erwies sich Excel auf dem Mac als Verkaufsschlager, doch die erste PC-Version wurde erst Ende 1987 fertig, zunächst für Windows 2.0 und dann für OS/2. Dies war ein radikal neues Betriebssystem, das Microsoft zusammen mit IBM entwickelte und 1988 vorstellte. Schon 1991 war die Ehe der ungleichen Partner vorüber; nach Microsoft-Lesart war IBM schuld mit der Weigerung, den hauseigenen Presentation Manager durch Windows zu ersetzen.

Auf Büttenpapier gedruckt, die Rede von Bill Gates auf der Comdex 1990 – er erklärt den Claim Information at your Fingertips mit der damals eingeführten Technik Object Linking and Embedding (OLE).

Windows, Windows, nichts als Windows: 1990 etablierte sich Bill Gates als Visionär, als er auf einer Messe in Las Vegas seine Idee der Nutzung graphischer Oberflächen unter dem Slogan "Information at Your Fingertips" vorstellte. Zuvor hatte die Firma mit einem rauschenden Fest den 15. Geburtstag gefeiert – diesmal am 25. Juli 1990, als erste Firma, die für mehr als 1 Milliarde Dollar Software verkaufen konnte. Erzfeind Lotus war geschlagen. Die von Gates propagierten Information at Your Fingertips gab es zunächst nur gedruckt auf edlem Papier, doch am 6. April 1992 kam Windows 3.1 auf den Markt, gefolgt von Windows for Workgroups 3.1.

Am 26. Juli 1993 folgte ein wirklich neues Betriebssystem namens Windows NT 3.1, das vom Marketing die hohe Versionsnummer verpasst bekam. Alle drei erwiesen sich als echte Verkaufsschlager, natürlich zusammen mit Excel: Als die Firma ihren 20. Geburtstag am 15. September 1995 feierte, kam Excel auf 30 Millionen Installationen. Zuvor hatte man am 29. August den Verkaufsstart von Windows 95 gemeistert, mit 1 Million verkauften Exemplaren in den ersten vier Tagen allein in den USA.

Der neue Claim verdient Beachtung, denn das Internet passierte. Microsoft war nicht wirklich vorbereitet, sondern dachte, mit den Bordmitteln der Betriebssysteme und Anwendungen die Kundschaft in ein Microsoft-Gehege locken zu können, etwa mit dem Microsoft Network (MSN), einem von Spyglass eingekauften Browser und dem Buch "Der Weg nach vorn" des Visionärs Bill Gates. Dieses Buch musste gleich nach der Erstausgabe komplett umgeschrieben werden. Der sehr bald eingestampfte Werbeslogan von 1996 nannte erstmals die Firma Microsoft und lag völlig daneben: "Microsoft leads the way as the world embarks upon the information highway". Der Umschwung gelang erst 1997, als Microsoft sich mit der Integration des Internet Explorers 4.0 in die Betriebssysteme an Internet-Standards anpasste, freilich begleitet von Klagen der US-Regierung (1997, 2000) und der Europäischen Union (2004), die diese Form der Bündelung für eine Verzerrung des Wettbewerbes hielten. In den USA blieb Microsoft ungeschoren, in Europa zahlte man mehrere hundert Millionen Euro. Im Jahr 2000 schied Bill Gates aus dem aktiven Geschäft aus und wurde "Chef-Softwarearchitekt"; sein Freund Steve Ballmer übernahm die Leitung.

In diesem unscheinbaren Bürogebäude in Albuquerque hatte sich Microsoft bis zum Umzug an die Westküste 1979 eingemietet. Eine Gedenktafel ist mittlerweile verschwunden.

(Bild: Daniel AJ Sokolov / heise online)

Ballmers größter Erfolg war ganz am Anfang seiner Zeit die Veröffentlichung von Windows XP, des langlebigsten Betriebssystem, das heute noch auf vielen Rechnern läuft. Mit der Xbox startete Microsoft im Konkurrenzkampf der Konsolenhersteller. Trotz guter Verkäufe konnte Windows Vista nicht an den Erfolg der Vorgänger-Versionen anschließen und wird später von Ballmer als größter Fehler seiner Manager-Karriere bezeichnet. Größere Fehler dürften indes die Dinge gewesen sein, die Microsoft nicht machte, als Apple iPhone und iPad vorstellte. 2005 feierte man den 30. Geburtstag am 1. Juli in nostalgischer Stimmung. Im Jahre 2008 verließ Bill Gates den Architektenposten, um sich ganz der Melinda und Bill Gates Foundation zu widmen, der größten Stiftung der Welt. Das 2009 erschienene Windows 7 gilt als das letzte System, bei dem Gates beratend half, die Schwächen von Vista zu beseitigen. Im selben Jahr startete Microsoft mit Bing den Versuch, dem neuen Konkurrenten Google Paroli zu bieten.

Nach dem nächsten großen Umbau präsentierte sich Microsoft im Jahre 2012 mit dem Tablet Surface als Hardware-Hersteller, der nicht nur Tastaturen, Mäuse und Xboxen bauen kann. Mit dem Kauf der Handy-Sparte von Nokia im Jahre 2013 konnte sich Microsoft im Smartphone-Markt profitabel etablieren, doch musste man 2014 auch ankündigen, 18.000 Arbeitsplätze streichen zu müssen. In diesem Jahr übergab Steve Ballmer das Geschäft an Satya Nadella, den Manager der Cloud-Dienste von Microsoft.

Mit der Einführung von Windows 10 und der Etablierung von Microsoft beim Internet der Dinge hat Nadella sehr anspruchsvoller Aufgaben vor sich. Es gilt vor allem, das Image-Problem zu lösen, das deutlich wird, wenn Microsoft an seinem frühen Geburtstag als Pionier ohne Anschluss bezeichnet wird. Microsoft ist durchaus in der Lage, sich rund um die Cloud neu zu erfinden. Vom Marktwert her gesehen ist Microsoft doppelt so groß wie IBM, das sich ebenfalls in diese Richtung entwickeln will. Dass Apple noch einmal doppelt so groß wie Microsoft geworden ist, steht auf einem anderen Blatt. Dort findet man auch die Zahlen, dass Microsoft mehrfach Apple unterstützte, als die Jobs-Firma mal wieder vor dem Aus stand. (ps)